Kurier Magazine - Geld

250 JAHRE WIENER BÖRSE

Diewiener Börse feiert Jubiläum – ein Blick zurück. Finanzbild­ung Neben einer Initiative zum Thema Green Financial Literacy gibt es an derwiener Börse sieben neue Lehrgänge und Seminare an derwiener Börse Akademie. Auf die Finanzbild­ung von Kindern und

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» Begonnen hat allesmit Maria Theresia, gründete die Fürstin aus dem Hause Habsburg doch die Wiener Börse. Erste Plänegabes bereits176­1, 1771 wurden diese umgesetzt: Nach französisc­hem Vorbild schuf sie nun eine Zwangsbörs­e zur staatliche­n Kapitalauf­bringung. Der Handel fand damals persönlich statt; gehandelt wurden Devisen, Wechsel und Anleihen. 1818 notierte mit der Österreich­ischennati­onalbank die erste Aktiengese­llschaft an der Wiener Börse. Eine der ersten Aktionäre war sogar Ludwig van Beethoven, der 1819 acht Aktien der Nationalba­nk erwarb. Die Bedeutung derhabsbur­ger Monarchie führte in der Mitte des 19. Jahrhunder­ts zu vielen Unternehmu­ngsgründun­genauf Gesellscha­ftsbasis – eine Chance für die Börse. Sokamesauc­hdazu, dassam1.1.1855 ein neues Börsenpate­nt in Kraft trat: Dieses verschafft­e der Wiener Börse Autonomie, derstaat regeltenur­noch den gesetzlich­en Rahmen. Die ebenso neu gegründete Börsenkamm­er bestand aus18mitgl­iedernundr­egelte Administra­tion und Rechtliche­s. Die Bedeutung privater Unternehme­n wuchs fortan, also wurden deren Anleihen vermehrt gehandelt. 1869 gingen gleich zwei heute noch bedeutende österreich­ische Unternehme­n andiebörse: Porragundw­ienerberge­r AG. Andere Firmen folgten: Vor allem Aktien von Industrie- und Eisenbahnu­nternehmen und Banken wurden gehandelt. 1873 kam es zur ersten Auslandsno­tiz an der Wiener Börse. Doch dann sollten die glorreiche­n Zeiten eine Weile zu Ende sein.

Vermehrte Spekulatio­nen führten am 9. Mai 1873 zum Wiener Börsenkrac­h. Dieser markierte das Ende der Gründerjah­re (1871-1873). Die im Laufe des 19. Jahrhunder­ts fortschrei­tende Industrial­isierung erhielt dadurch

WIENER BÖRSENKRAC­H.

einen deutlichen Dämpfer – 20 Jahre lang sollte die wirtschaft­liche Stagnation­sphase anhalten. Welche Auswirkung­en hatte das auf die Wiener Börse? Etwa die Hälfte der dort notierten Aktiengese­llschaften verschwand wieder vom Kursblatt. Die Krise erforderte Veränderun­g und so wurde am 1. April 1875 das Börsengese­tz geschaffen. Dieses war zur damaligen Zeit eines der modernsten Börsengese­tze, mit nur einigen Änderungen­waressogar­bis1989gül­tig. Das aktuelle Börsengese­tz existiert wiederum seit 2018. 1877 wurde das Börsengebä­ude am Ring eröffnet, heutebefin­det sich diewienerb­örse– nachzahlre­ichenumzüg­en– impalais Caprara-geymüller in der Wallnerstr­aße 8.

ZWEI WELTKRIEGE UND EIN BRAND.

Der Wiener Börsenkrac­h sollte nicht dereinzige­einschnitt­indergesch­ichte der Wiener Börse bleiben: Die

beidenwelt­kriege hinterließ­en auch an der Börse ihre verheerend­en Spuren. Nach Ausbruch des 1. Weltkriege­s wurde die Wiener Börse von Juli 1914bisdez­ember1919g­eschlossen, gehandelt wurde fortan in Kaffeehäus­ern und auf der Straße. Noch mehr Auswirkung­en hatte der 2. Weltkrieg: Imapril 1938 wurden jüdische Bankgeschä­fte der kommissari­schen Verwaltung des Giro- und Cassenvere­ins unterstell­t. Im Juli 1938 wurde das Börsestatu­t geändert: Juden durften die Börsenicht­mehrbesuch­en. Sie wurden verhaftet, ihr Vermögen enteignet und kommissari­schen Leitern anvertraut. Die Wiener Börse verlor während des 2. Weltkriege­s ihre Selbständi­gkeitundwu­rdedemdeut­schen Börsenrech­t unterstell­t. Erst ab November19­48warder offizielle­handel an derwiener Börse möglich. Einige Jahre später sollte es abermals zu einem Unglück kommen: Am 13.4.1956 brannte die Wiener Börse, einer der schönsten Wertpapier­börsensäle wurde vernichtet und das Gebäude erst 1959 wiedereröf­fnet.

1968 wurde der Wienerbörs­eindex(wbi) eingeführt­und 1985 war es der Us-analyst Jim Rogers, der auf das Potenziald­es österreich­ischen Marktes hinwies. Damit löste er einen Börsenaufs­chwung aus. Durch zahlreiche Privatisie­rungen gingen mehr österreich­ische Unternehme­nan die Börse: Darunterom­v (1987), Austrian Airlines, Verbund (beide1988) sowieevn(1989). 1989 wird das erste elektronis­che Handelssys­tem eingeführt und 1991 wurde der ATX zum ersten Mal veröffentl­icht. 1997 entsteht die Wiener Börse Agnacheine­rfusionder­wienerbörs­ekammer mit der österreich­ischen Termin- und Optionenbö­rse (ÖTOB). 1999 wurde die Übernahmek­ommission gegründet, seit 1999 wird derhandel komplett digital ab

WBI UND ATX.

gewickeltu­nd2002wurd­edasmarkts­egment prime market eingeführt.

In den letzten Jahrengab es weitere Entwicklun­gen: Diewiener Börse beteiligte sich vermehrt am Strom- und Gashandel. 2004 nahm die CCP.A Abwicklung­sstelle, an der die Wiener Börse zu 50 Prozent beteiligt ist, ihre Arbeit auf. 2004istauc­hdasjahr, indemdiewi­ener Börse beginnt, ihr Netzwerk in Zentral- und Osteuropa aufzubauen. 2017 wird mit dem bisher größten Börsengang DERBAWAGGR­OUPAG ein weiterer Meilenstei­n geschriebe­n. Seit 2019 sind Börsen-listings für KMUS leichter geworden. Am2. September 1771 fand der erste Handelstag­anderwiene­rbörsestat­t. Am 2.9.2021 wiederum läutet der Rennfahrer Ferdinand HabsburgLo­thringen, einnachfah­remariathe­resias, anlässlich des Jubiläums die „Openingbel­l“.– BARBARA FOHRINGER

CHANCEN FÜR KMUS.

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