HOCHKONJUNKTUR FÜR BETRÜGER
Anlagebetrüger erbeuten immer mehr Geld. Ursache für die deutlich zunehmenden Schäden sind das anhaltende Niedrigzinsumfeld, die Digitalisierung und letztlich auch die Pandemie. Mehr als die Hälfte aller Fälle betreffen angebliche Krypto-investments.
» „Kärntnerin von angeblichen Trading-beraternumzehntausende Euro betrogen.“„polizeiwarntvortelefonbetrügern.“„Neue Betrugsmasche persms.“Solcheundähnlicheschlagzeilen finden sich inzwischen fast täglichindenmedien, diebetrügerhaben Hochkonjunktur. Fiona Springer, als Leiterin der Verbraucherinformation in der Finanzmarktaufsicht FMA mit den stark steigenden Schadensfällen konfrontiert: „Die Zahl der Betrugsopfer, die sich bei der FMA gemeldet haben, liegt bereits um 20 Prozent über dem Vergleichszeitraum des Vorjahres. Auch die der FMA gemeldeten Schadenssummen werden immerhöher. Letztesjahrwardashöchste an Anlagebetrüger verlorene Investment 600.000 Euro, heuer waren es 1,5Millionen Euro.“Ein wichtiger Grundfür dieausuferndebetrugswelle ist das anhaltende Niedrigzinsumfeld, es ist schwieriger, noch Renditen zu erzielen. Fma-expertin Springer: „Anlagebetrüger versprechen oft eine hoherendite, nochdazubeiangeblich keinem oder nur geringem Risiko – hiermachtsichdiemangelndefinanzbildung bemerkbar, denn eigentlich sollteklarsein, dassrenditeundrisiko immer Hand in Hand gehen.“Wenn jemand zum Beispiel sichere zwölf Prozent Rendite verspricht, sollten alle Alarmglocken läuten. Faustregel: Was fast zu gut klingt, um wahr zu sein, ist in aller Regel auch unseriös. Diecorona-pandemie spielt den Verbrechern ebenfalls in die Hände.
Fma-expertin Springer: „Durch Lockdown und Homeoffice surfen Menschenmehriminternet. Offenbar haben die Menschen in den Zeiten der Pandemie und der Vereinzelung verstärkt dasbedürfnis, angemeinsamen Chatgruppen und Webinaren teilzunehmenundstoßendahervermehrt auf betrügerische Angebote.“
BEDÜRFNIS NACH GEMEINSAMKEIT.
Im Internet gibt es zahlreiche marktschreierische Pop-ups oder ClickbaitArtikel, diezumanklickenmitaussagen verlocken wie etwa „da sind sogar die Investoren von 2 Minuten 2 Millionen geschockt“. Wer darauf anspricht, muss sich zuerst registrieren, wird anschließend kontaktiert und es werden verführerische Investments angepriesen. Außerdem versprechen Betrüger auf zahlreichen OnlinePlattformen angeblich hohegewinne mit Finanzinvestments. Wer hier Geld überweist, dem wird als Erstes vorgegaukelt, dass sich sein Investment gut entwickelt. Dann folgt die Aufforderung, noch mehr Geld nachzuschießen. Wenn man dann sein Guthaben zurückhaben will, sind diese Anbieter in der Regel gar nicht mehr erreichbar. Das Geld ist auf Nimmerwiedersehen weg. Auffällig ist, dass sichrund55prozent aller Hinweise auf Anlagebetrug, die bei der FMA eingehen, auf Kryptowährungen und andere digitale Veranlagungen beziehen. FMA-EXpertin Springer: „Kryptos sind neu und das verstehen die Menschen nicht so genau. Daher wird hier die Hoffnung gehegt, dass das quasi Wundermittelseien– eswerdenjamit Bitcoin und Co teilweise auch Gewinne, sogargroßegewinnegemacht – genau das machen sich die Anlagebetrüger zu Nutze.“Hier lautet das Mottooft: Gier frissthirn. Menschen, die sonst nur auf sichere Sparformen vertrauen, sehen sich in ihrer Fantasie schon als reich.
Bei der Auswahldermethodenzumkundenfangsinddiegangstererfinderisch: Es gibt zum Beispiel gefälschte Webseiten, die seriösen ähnlich sehen, Fake-apps für das Handy und betrügerische Mails. Gleichzeitig gibt es auchimmermehrchat-gruppen, insbesondere auf Telegram Messenger, wo Menschen gemeinsam investieren und über Investments chatten. Hier wirdindubiosenbeiträgenmitangeblichen eigenen Erfolgen geworben.
ERFINDERISCHE BETRÜGER.
Auchinonline-webinaren, an denen viele Menschen teilnehmen, treiben Anlagebetrüger ihrunwesen. Bei diesenwebinarenwirdstark andieemotionen der Menschen appelliert, es wird Blockbuster-musik gespielt und es wird gezeigt, welch luxuriöser Lebensstil möglich ist. Das Internet hat für die Betrüger gewaltige Vorteile: Musste man früher Menschen aufwendig persönlich anwerben, kann man digital die Botschaft zehntausendfach verbreiten. Die Trefferquote ist zwar geringer als im direkten Kontakt, aber die Masse bringt letztlich mehr Gewinn. Zum Glück hat das Internet auch viele Informationen, um zweifelhafte Angebote auffliegen zu lassen. Aber Achtung: Neben echten Erfahrungsberichten und Warnungen finden sich oft auch gefakte Informationen, die den Betrügern in die Hände spielen. Und wenn man schon ein erstes Mal Opfer geworden ist, startet oft der nächste Versuch. Fma-expertin
Springer: „Eine Betrugsmasche, die wir derzeit sehr stark sehen: Betrüger geben sich als Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen der Finanzmarktaufsicht aus. Dazu wenden sich diese Betrüger häufig an Menschen, die den Betrügern schon bekannt sind. Man behauptet, als Mitarbeiter der FMA die Gelder nun von den Betrügern zurückzuholen, die Wallets zu schließen und die Gelder von diesen Wallets auf das Konto des Kunden zu überweisen.“Dazu werden Bankdaten, Ausweis-kopienundähnlichesherausgelockt. Es gibt auch weitere Varianten eines solchen Nachschussbetruges. Dabeiwird vorgegeben, dassmansein bereits investiertesgeld nur dann zurückbekomme, wenn man noch einmal investiere oder mit Gebühren in Vorlage trete. Springer: „Das dient aber nur dazu, den Betrugsopfern nocheinmalgeldherauszulocken, natürlich sind sowohldievorangegangenen Investments als auch der Nachschuss verloren.“«