SCHMUCKE ALTERNATIVEN
Wein, Handtaschen, Sneaker oder auchtrading Cards: Mit etwas Leidenschaft und Interesse lässt sich auch inmanche Gegenstände des Alltags investieren.
» Auchdesignerhandtaschen eignen sich als Geldanlage. Regina Herbst, Expertin für Handtaschen und Accessoires im Dorotheum: „Handtaschen sind mehr als praktische Begleiter im Alltag, sie sind ein Mode-statement und Luxusgut. Handtaschen namhafter Designer – hier sind drei Hersteller top: Hermès, Chanel und Louis Vuitton – haben auf dem internationalen Auktionsmarkt ihren Platz gefunden. Sie zeugen von Wertbeständigkeit und neuenmöglichkeiten des Investments.“
Seit sechs Jahren bietet auch das Dorotheum regelmäßig Auktionen mit exquisiten Vintage-handtaschen und erzielt dafürspitzenpreise. Dietaschenwerden dabei von ihren Besitzerinnen und Besitzern auch getragen – es gibt nur
LUXUSHANDTASCHEN.
wenige Ausnahmen, die in die Vitrine kommen. Allerdings werden manche Taschen nur gelegentlich ausgeführt, ähnlich wie teurer Schmuck. Das macht für Regina Herbst auch den größten Unterschied: „Es ist im Vergleich zu anderen ein relativ junges Sammelgebiet. Möbel oder Kunst kann man nicht ausführen, Handtaschen sehr wohl. Sie sind LifestyleProdukteundstatussymbole. Undsie werden hauptsächlich von Frauen gekauft.“Einzelne Modelle wie die Hermès-modelle Kelly und Birkin Bag sind dabei schon beim Kauf nur auf Bestellung erhältlich und es gibt weltweite Wartelisten. „Das ist auch mit ein Grund, warum Vintage-modelle in letzter Zeit so stark nachgefragt sind. Bei Chanel wird vorrangig die Classic Flap Bag 2.5 samt ihren Varianten gesucht, von Louis Vuitton sind die Limited-edition-modelle interessant“, gibt Frau Herbst Einblick. Sie rät dazu, bei Vintage-modellen generell auf das Material zu achten – hier steigern etwa exotische Leder das Interesse – und auf einen perfekten Erhaltungszustand. Im Idealfall sind hier Originalzubehör, Staubbeutel, etc. noch vorhanden. „Ein prominenter Vorbesitzer steigert den Wert immer – damit kann auch ein weniger gesuchtes Modell interessant werden“, bemerkt sie abschließend.
„Nicht nur beim Sammeln von Wein, sondern auch beim Investieren gehört schon eine Menge Leidenschaft dazu“, empfiehlt Clemensriedl, einerderbeidengründer von trinkreif, wenn es um das Thema Investition inwein geht. Das Unternehmen kauft Weine, um sie Reifen zu lassen, und handelt mit bereits gereiften Weinen, die vorwiegend von Privatpersonen gekauft und an Weinliebhaber und die Spitzengastronomie verkauftwerden. Investoren suchen vor allem Weine aus internationalen Toplagen und die wachsen im Gegensatz zur vor allem durch neue Märkte steigendennachfrage nicht mehr. Dasbefeuertden sogenannten Sekundärmarkt, also den Handel mit Weinen, die nicht direkt vom Winzer gekauft werden. Stark nachgefragteweinevervielfachendabeimitunter übernacht ihrenmarktwert. Imextremfallwird eine Kiste »
GEREIFTE WEINE.
Wein am Primärmarkt um 5.000 Euroverkauftundwenigspäterbereits um 20.000 Euro angeboten. Eine Entwicklung gegen die Winzer durchaus auch aktiv werden. Ursprünglichwurdevorwiegendinweine aus dem Bordeaux investiert, aber nachdem die Subskriptionspreise für den Jahrgang 2005 erstmals kaum Spielraumfürwertsteigerungerlaubten, haben sich Käufer zunehmen anderen Regionen wie Burgund, Champagne oder Rhone zugewandt, was auch in diesen Regionen zuerheblich Preissteigerungen geführt hat.
Österreichische Weine spielt im internationalen Investmentmarkt kaum eine Rolle. Selbst im Heimmarkt ist die Wertsteigerung der Weine meist noch überschaubar. Das liegt vor allem auch an der nach wie vor eher geringen Nachfrage gereifter Weine. „Die Österreicherinnen und Österreicher trinken die meistenweineviel zu jung, obwohl österreichische Weine eingroßartigesreifepotenzialhaben“, ist Riedl überzeugt. Nur sehr wenige heimischeweine steigern ihren Wert quasi übernacht. Riedl nennt alsbeispiele die Rieslinge F.X. Pichler „Unendlich“undhirtzberger Singerriedel und findet auch eine langsamere, kontinuierliche Wertsteigerung gesünder. Weine müssen für ihn jeden
ZUR NOT: SELBST TRINKEN.
fallsdreieigenschaftenhaben, umsich als Investition zu eignen: „Ein Wein muss Reifepotenzial haben, also mit der Zeit besser werden und die Aussicht auf eine Wertsteigerung haben. Zudemsollte erdemkäufer jedenfalls Spaßmachen, dannistselber-trinken kein Worst-case-szenario.“Von trinkreif selbst wird auch eine Anleihe angeboten, über die Investoren in reifende Weine Geld anlegen können. „Es wurden bereits 1,2 Millioneneurogezeichnet– für sechsjahre und zu einem Zinssatz von 3,5 Prozent“, gibt Clemens Riedl einen Einblick in diedetails. Investiert wird das Geld in erster Linie in internationale Blue Chips und Weine aus Österreich und Deutschland.
Auch Sneaker wurden in den letzten Jahrzehnten zum begehrten Sammelobjekt und damit teilweise auch zum Investitionsgut. Manch seltene Paare kosten beim Release im Store 160 Euro, sind gleich danach mehrer Hundert Euro wert und später teilweise über 2.000 Euro. Dennis Gebert ist selbst Sneakerhead und arbeitet bei Hypeneedz inwien, dem Ableger eines Münchner Streetwear-stores und einer derwichtigsten Adressen in Wien, die mit limitierten Modellenhandelt. Hiergehtessowohl um Schuhe als auch Streetwear. „Am interessantesten für jene, die Schuhe wirklich nur sammeln oder in diese investierenwollen, sindkollaborationen, also Zusammenarbeiten von Marken mit bekannten Persönlichkeiten“, erzählt er. Es gab zwar schon Schuhe von Metallica oder Pantera, mit Hiphop und Stars wie Lil Nas X ist das Thema aber noch mal größer geworden. Die Zusammenarbeit von Adidas und Kanye West – mittlerweile Ye – ist hier ein gutes Beispiel, wennauch vielleicht leicht sinkendim Interesse und damit auchmarktwert. Ebenfalls wichtig sind Designer wie Raf Simons, der einzelne Modelle und Colorways für Adidas entworfen hat. Die vielleicht erfolgreichste Person ist aber aktuellwohlrappertravis Scott, dessen Kollaborationen mitnike sich größter Beliebtheit erfreuen. Ob ein Schuh einen Hype auslösen wird, lässt sich teilweise daran ablesen, wie die Reaktionen auf die Ankündigung eines Modells etwa auf Instagram ausfallen.
SNEAKERHEADS.
Vor Corona haben Sneakerheads vor dem Release eines Schuhs vor Läden wie Hypeneedz gecampt, um ein limitiertes Modell kaufen zu können. Dabei bekommenlädenvoneinemschuhmitunter nur ein einziges Exemplar in einer bestimmten Größe. Nachdem Releases auf den Online-auftritten der Läden mit dem Problem von Bots zu kämpfen hatten, die auf unfaire Weise für Käufe gesorgt haben, und echte Fans oft leer ausgegangen sind, sind die Stores dazu übergegangen, unter Online-anmeldungen schlicht auszulosen. Hier sind die Chancen immer noch klein, aber das System ist wenigstensfair. Wennjemandaufden
DAS LOS ENTSCHEIDET.
„Das Investieren in Trading Cards hat sich in den letzten Jahren bedeutend weiterentwickelt“, so Andreas Thaller, derselbstkartensammelt. Marktführer unterdenonlinehändlern ist in Europa Cardmarket, die größten Dealspassierenabermeistensnochauf Ebay, wo eine derzeit laufende Auktion der wertvollsten „Magic: The Gathering“-karte bei 200.000 Euro liegt. Es gibt auch immermehrseiten, die sich mit dem historischen Verlauf der Kartenwerte auseinandersetzen und dies ähnlich wie Börsenseiten aufziehen – Marktführer ist dabei www.mtgstocks.com/news –, aber auch Youtube-kanäle haben zum derzeitigenhype beigetragen. Auchinösterreich ist derhandel sehr aktiv auf Cardmarket, aber auch der physische Handel ist besonders in Wienausgeprägt. Bekannteadressen sind dabei der Spielraum in der Otto Bauer Gasse oder dermagiccorner in der Newaldgasse, wo neben dem Handel auch Turniere stattfinden.
Im Fall von „Magic: The Gathering“kommt dabei noch ein weiterer Aspekt dazu, der diese Karten besonders gefragt macht. Das Balancing – also wie fair einzelne Karten im Vergleich zu anderen sind – war zubeginn noch sehr chaotisch, weswegen einige der frühenkartenselbstheutenochzuden absolut besten zählen. Daher sind sie einerseits selten aufgrund der geringen Auflage und für einige Decks, die auch gespieltwerden, essenzielle Bauteile, wodurch dann schnell ein hoher Preis erzieltwerden kann. Die Marke Pokemon war für die Akzeptanz immainstream sehr wichtig, da mit diesem Namen deutlich mehr Menschen etwas anfangen können als mit „Magic: The Gathering“. Dieses ist zwar in Spieler-kreisen sehr bekannt, jedoch im Mainstream bis vor Kurzem deutlich weniger in Erscheinung getreten. Internationalerekordpreiseliegenbei „Pokemon“im Bereich von 300.000 bis 400.000 Euro. Die teuerste verkaufte „Magic“-karte ist der sogenannte Black Lotus, die in den Augenvieler stärkstekarteimganzen Spiel, in diesem Fall ausder allerersten Edition mitsamt einer Unterschrift des Zeichners der Karte, die Anfang dieses Jahres um 511.000 Dollar verkauft wurde. Um den genauen Wert einer Karte festzustellengibteseigenefirmen, die die Karten auf verschiedene Eigenschaften– wie Unreinheiten oder Verbiegungen – untersuchen. „Die teuersten Karten werden praktisch nur gesammelt und verkauft, da Karten, die öfterszumspielen verwendet werden, mit der Zeit kleine Schäden mit sich ziehen, diedenwertimmenssenken können. Wenn doch jemand mit einer besonders teuren Karte spielt, dann verwendet diese Person meist mehrere spezielle Hüllen, die um die Karte gelegt werden, damit sie möglichst keine Schäden davonträgt und geschützt ist“, so Andreas Thaller.