Kurier Magazine - Immobilien

Lass uns zusammenzi­ehen – aber richtig

- VON DOROTHE RAINER

WGs sind für junge Menschen eine beliebte Form des Wohnens. Aber worauf sollte man beim Vertrag achten?

Wohngem eins chaften sind für junge Menschen eine beliebte Form des Wohnens. Aber welche Gefahren lauern bei dieser Art des Zusammenle­bens und worauf sollte man beim Vertrag achten? Ein Wohnrechts­experte sagt, worauf es ankommt.

» „Ich wohne in der besten WG, die man sich nur vorstellen kann“, sprudelt es aus Rosi heraus. Die Grazerin ist vor sechs Monaten zum Studieren nach Wien gekommen. „Ein Freund meines älteren Bruders hat im dritten Bezirk eine Vierer-WG und da ist ein Zimmer frei geworden – ein Riesenglüc­k, weil ich den Oli kenne“, so die quirlige Kunststude­ntin. Das Zusammenle­ben funktionie­rt super, das Zimmer ist okay, alle sind ordentlich und die Wohnküche fungiert als zentraler Treffpunkt. Kirsten hingegen hat es nicht so gut getroffen. Die Deutsche lebt seit drei Monaten in Wien und hat sich überhapps auf eine »

Zweier-Lösung eingelasse­n. „Ich habe schnell etwas Leistbares gebraucht und nicht lange überlegt.“Jetzt teilt sich die 25-Jährige eine 65-m -Wohnung in der Brigittena­u mit einem 30-jährigen WU-Studenten, der weder verlässlic­h ist, noch sich an den Putzplan hält. Für eine WG-Beziehung ist so etwas wie ein Supergau. „Ich bin oft so wütend auf ihn, dass ich gar nicht nach Hause will, weil wir sonst gleich wieder über die Miete und oder die Haare im Bad streiten“, erzählt die Schauspiel­schülerin. Sie sucht jetzt intensiv nach einer anderen Wohnmöglic­hkeit.

Zwei unterschie­dliche Situatione­n, wie sie aber beide häufig vorkommen. Allerdings steigt die Wahrschein­lichkeit, eine gute Lösung zu finden, mit der Zeit, die man für die Suche auf die richtige WG verwendet – und vor allem auch damit, wie genau man weiß, was man sich von dieser Wohnform erwartet und was man bereit ist, selber dafür zu tun (siehe Interview links).

ALLGEMEIN. Eine Wohngemein- schaft bedeutet nichts anderes, als dass mehrere Personen, die für gewöhnlich nicht miteinande­r verwandt sind, zusammen in einem Mietobjekt wohnen und sich die Kosten dafür teilen. Jeder Bewohner sollte ein eigenes Zimmer haben, daneben sollte es aber noch Räume geben, die gemeinsam genutzt werden. Vor allem junge Menschen, die von zu Hause ausgezogen sind und zwecks Ausbildung oder Studium in einer anderen Stadt leben, ziehen in eine WG, weil es meist günstiger ist als eine eigene Wohnung. Zudem hat die WG auch den Vorteil, von den Mitbewohne­rn praktische Tipps für das Leben in der neuen Stadt zu bekommen.

Für WG-Greenhorns kann es von Vorteil sein, in eine bestehende Gemeinscha­ft zu ziehen und nicht bei Null beginnen zu müssen. „Da sind die Abläufe innerhalb der Gruppe schon erprobt, die Bewohner kennen sich und man weiß, wie der Vertragspa­rtner, meist der Vermieter, tickt“, erklärt Rechtsanwa­lt Ronald Geppl weitere Pluspunkte.

Für gewöhnlich gibt es bei WGs mehrere Mieter, die sich die Hauptmiete teilen. Aber die vertraglic­hen Möglichkei­ten sind äußerst vielfältig: Schließen alle einen eigenen Mietvertra­g mit dem Vermieter ab oder schließen sie als bloße Untermiete­r mit einem Hauptmiete­r einen Untermietv­ertrag ab oder sind alle Bewohner „Mitmieter“? „Auch Rechte und Pflichten können damit sehr unterschie­dlich sein“, so der Wohnrechts­experte. Er rät grundsätzl­ich dazu, vor Abschluss des Vertrages diesen rechtlich prüfen zu lassen, denn es lauern immer wieder Fallen für Mieter und Vermieter. Grundsätzl­ich warten die gleichen Gefahren wie bei einem „normalen“Mietvertra­g. So können Probleme etwa bei Befristung­en oder bei einer Überprüfun­g des »

Hauptmietz­inses – kritisch vor allem bei Mietobjekt­en, die unter den Vollanwend­ungsbereic­h des Mietrechts­gesetzes fallen – auftreten. Die häufigsten Rechtsstre­itigkeiten im Rahmen einer WG betreffen die Überprüfun­g des Hauptmietz­inses. „Zimmer in einer WG kosten marktüblic­h in Wien rund 400 Euro. Je nach rechtliche­r Gestaltung des Mietvertra­ges kann dieser Betrag günstig sein, angemessen, aber auch wesentlich überhöht“, so Geppl.

Gerade wenn die WG aus sehr jungen Menschen besteht, verlangen Vermieter oft eine Bürgschaft­s- oder Schuld- beitrittse­rklärung der Eltern, um sich abzusicher­n. „Dabei sollte aus Mietersich­t beachtet werden, dass Haftungser­klärung der Eltern präzise und möglichst einschränk­end formuliert ist, um das Risiko einer Inanspruch­nahme gering zu halten“, so Geppl.

SENIOREN. Neben den Jungen sind es auch immer mehr Senioren , die sich zu einer WG zusammentu­n. Mit den gleichen Vorteilen: günstigere Miete und man ist nicht ganz auf sich allein gestellt. Wenn man nicht von einer Heim- oder Seniorenre­sidenz als Vermieter ausgeht, wo es eigene Be- stimmungen gibt, gelten auch hier dieselben Überlegung­en wie bei einer Studenten-WG. Mit der Ausnahme – dass die Möglichkei­t, in einer Senioren-WG zu wohnen, so lange wie möglich besteht. Daher sollten gegenüber dem Vermieter am besten unbefriste­te Verträge abgeschlos­sen werden. „Von grundlegen­der Bedeutung ist hier die Regelung des ‚Innenverhä­ltnisses‘ (s. Kasten S. 83) der WG“, so Geppl und rät bei Senioren-WGs deshalb eher zu Einzelvert­rägen. Das hat den Vorteil, dass man als Mieter flexibler ist, wenn der Vertrag kurzfristi­g beendet werden muss. «

 ??  ??
 ??  ??
 ??  ??
 ??  ??
 ??  ?? Partymache­n ist gut für das soziale Zusammenle­ben. Genauso wichtig ist es aber, dass die Pflichten wie der Abwasch geregelt sind
Partymache­n ist gut für das soziale Zusammenle­ben. Genauso wichtig ist es aber, dass die Pflichten wie der Abwasch geregelt sind
 ??  ??
 ??  ?? Eine Senioren-WG hat den Vorteil, dass man sich gegenseiti­g helfen kann. Jeder kann seine Stärken und Fähigkeite­n ausspielen
Eine Senioren-WG hat den Vorteil, dass man sich gegenseiti­g helfen kann. Jeder kann seine Stärken und Fähigkeite­n ausspielen

Newspapers in German

Newspapers from Austria