Auf gute Zusammenarbeit
Warum längst nicht nur Freiberufler und digitale Nomaden von Co-Working-Spaces profitieren
Mit Co-Working-Spaces hat sich ein Modell etabliert, das nun auch in Wien angekommen ist. Von den Vorteilen dieser Arbeitsgemeinschaft profitieren aber längst nicht nur Freiberufler, Kreative oder digitale Nomaden.
» Es gibt eine Kaffeebar und LoungeBereiche, modern ausgestattete Küchen, einen Fitnessraum und eine FunArea mit Tischtennis und Playstations. Das Dach lockt mit einem 360Grad-Blick über Wien. In den Lofts von W48 macht sich der moderne Zeitgeist in Form des schicken Industrial-Style lässig und gemütlich breit – trotzdem bleibt genug Zeit zum Arbeiten. In dem Hernalser Co-Working-Office bringen Jungunternehmer ihre Karriere ins Rollen. Wer sich einmietet, bekommt die nötige Büroinfrastruktur bereitgestellt und profitiert von weiteren Zusatzleistungen: So gibt es Ansprechpartner zu Themen wie Buchhaltung, Steuer- und Rechtsberatung, Projektmanagement, Grafik und Design oder Online-Marketing. Business Angels bieten Investments, aktives Mentoring und Consulting an. „Die Coworkers stammen aus verschiedensten Kulturen, mit unterschiedlichen Backgrounds und vielfältigen Werdegängen sowie Ausbildungen“, so Bianca Schieler von W48. „Genau das ist es, was die Arbeitsatmosphäre in den Lofts so auszeichnet und besonders macht.“
NEUE ZEITEN. Während Steve Jobs und Steve Wozniak 1976 in der »
Garage ihren ersten Apple-PC bauten und Mark Zuckerberg 2004 vom Harvard-Studentenheim aus Facebook startete, finden heutige Jungunternehmer in Co-Working-Spaces einen professionelleren Raum zum Erfinden und Entwickeln ihrer Ideen.
Diese Gemeinschaftsbüros sind oft günstiger als ein eigenes Büro, lassen sich schnell mieten und kündigen. Die Nutzungsart und -dauer ist nach Packages gestaffelt. Im Fixpreis fast immer dabei: die Kosten für Strom, Was- ser, Internet, Versicherung, Reinigung, etc. Das eigentliche Plus lässt sich aber weniger leicht in Zahlen fassen: Co-Working-Spaces setzen stark auf die Community, auf das Schaffen eines Netzwerks, das Nutzen von Synergien und die Jobvermittlung untereinander. Inzwischen floriert die Arbeitsform auch in Wien.
WACHSENDES ANGEBOT. Laut dem Immobiliendienstleister CBRE wurden allein im ersten Halbjahr 2018 in 2 Wien knapp 15.000 m flexibler Bürofläche vermietet. Tendenz steigend. So sperrte erst im Juni der global agierende Co-Working-Anbieter Spaces
2 einen neuen, ca. 4000 m großen Standort im Orbi-Tower auf. Seit dem Spätherbst ist Talent Garden dabei: Mit dem Business-Angel-Netzwerk Startup300 eröffnete das internationale Unternehmen im neunten Bezirk
2 einen 5000 m großen Campus auf sechs Stockwerken – und ist »
damit erstmals im deutschsprachigen Raum vertreten.
MEHR ALS EIN TREND? Ursprünglich für Start-ups gedacht, findet die Arbeitsform zunehmend bei eingesessenen Unternehmen Anklang – etwa wenn der Betrieb gewachsen ist, aber noch nicht das Kapital da ist, sich räumlich zu vergrößern. Angestellte werden dann ins Gemeinschaftsbüro ausgelagert. Noch interessanter dürfte aber sein Ruf des Innovationstreibers sein. Denn inzwischen bieten moderne Co-Working-Spaces nicht nur Arbeitsplätze und den Austausch mit anderen an, sondern auch Seminare, Workshops, Vorträge und mehr Veranstaltungen. So gründete Talent Garden 2015 die „Innovation School“, damit Studenten, Experten und eben auch Unternehmen ihre digitalen Fähigkeiten erweitern können. Im vergangenen Jahr widmete sich das deutsche Fraunhofer-Institut für Arbeitswirtschaft und Organisation (IAO) dem Co-Working-Phänomen und untersuchte, wie es sich gerade im unternehmerischen Kontext verändert: „Corporate Co-Working ist prinzipiell in sehr unterschiedlichen organisatorischen und räumlichen Varianten vorstellbar“, so Klaus-Peter Stiefel, einer der Studienautoren. „So können
beispielsweise Arbeitsplätze in CoWorking-Spaces angemietet werden oder aber ein Unternehmen versucht, seinen eigenen Co-Working-Space zu entwickeln. Ebenfalls denkbar ist die zugegebenermaßen gewagte Vorstellung, dass Co-Working projektweise an Urlaubsorten stattfindet.“Von Letzterem mag man halten, was man will, aber diese Flexibilität ist der Grund, warum Co-Working so gut in die heutige Arbeitswelt passt. «