POLIER
Sie nennen ihn „BaustellenPapa“: Alexander Jordak hat den Überblick über die Baustelle.
Jeder auf der Baustelle weiß: Wenn was ist, kann man beim Papa anklopfen. „Man ist eine Art Psychiater“, sagt Alexander Jordak. „Bei einem Sterbe- oder Krankheitsfall in der Familie kommen sie zuerst zu mir.“Jordak, 55, ist Polier und als solcher das wichtigste Bindeglied zwischen denen „draußen“auf der Baustelle und dem Bauleitungsteam „drinnen“in den Containerbüros am Rand des Geländes.
Begonnen hat alles aber 1978 mit seiner Lehre zum Zimmerer in der Steiermark. Nach dem Gesellenbrief sieht Jordak „das große Geld“und geht nach Wien, wo er zunächst vier Jahre als Schalungszimmerer und dann 20 Jahre als Monteur arbeitet. Dabei wird er Parteiführer, auch bekannt als Vorarbeiter, und hat vier bis sieben untergeordnete Facharbeiter, an die er Aufgaben verteilt und für die er zuständig ist. Schließlich wird ihm vorgeschlagen, die Polier-Werksaus- bildung als Abendschule zu machen. Jordak ist damals vierzig. „Das war eine Herausforderung, auch für die Familie natürlich – für zwei Jahre jeden Abend von sechs bis neun Schule und am Wochenende lernen.“
STRENGE UND EINSICHT. Wenn man neu im Polier-Job ist, müsse man Strenge zeigen. „Das sind ja alles erwachsene Männer auf der Baustelle.“Doch man werde ruhiger mit der Zeit und entwickle ein Gefühl für die Menschen. Im Laufe der Jahre hat Jordak gelernt: „Du kommst mit dem Kopf nicht durch die Wand. Fehler können immer passieren. Und man erreicht oft mehr, wenn man Verständnis zeigt und nicht herumschreit.“
Als Polier geht es darum, den Überblick über die Baustelle zu behalten. In der Hochphase bei 160 Arbeitern und Dutzenden Subfirmen gar nicht so einfach. Wie man da zwischen den einzelnen Parteien vermittelt? „Du lernst verschiedene Typen kennen. Bei dem einen weißt du: Der ist jetzt auf 180, aber in fünf Minuten kann man wieder normal reden.“Ein weiterer Aspekt sei die Verantwortung und die Sicherheit auf der Baustelle. Wenn etwas schief geht, trägt der Polier die Verantwortung. „Das hast du schon immer im Hinterkopf.“In den letzten Jahren habe sich das Aufgabengebiet des Poliers zudem immer mehr gewandelt: weg vom Berufsbezogenen hin zu Management-Aufgaben. „Früher warst du draußen für die Abwicklung zuständig. Heute sitzt du viel im Büro und koordinierst.“Doch manche Dinge ändern sich auch für Alexander Jordak nicht. Während des Interviews betritt ein Arbeiter das Büro: „Du, Papa …“
Alexander Jordak hat als Polier den Überblick über seine Crew und
ist Bindeglied zwischen Planung und Ausführenden.
Gute Menschenkenntnis und soziale Skills sind in seinem Beruf gefragt.
Jordak trägt auf der Baustelle die Verantwortung. „Das hast du schon immer
im Hinterkopf“