Der Dombau zu Berlin – eine imposante Alternative
Otto Wagners Vision für die neue Hauptkirche in der deutschen Hauptstadt aus dem Jahr 1891.
Wäre es nach dem Willen König Friedrich Wilhelm IV. von Preußen gegangen, hätte der Neubau des Berliner Doms die Vormachtstellung Preußens im protestatantischen Deutschland versinnbildlichen und deshalb Denkmalcharakter besitzen sollen.
Mit dem Bau war bereits begonnen worden, da starb der Regent. Das führte zu einem Baustopp und weiters zu der Auslobung eines neuen Architekturwettbewerbs.
Daran beteiligte sich auch Otto Wagner (1841–1918), der Berlin gut kannte. Er hatte hier in den Jahren 1860 und 1861 an der Berliner Bauakademie studiert.
Sein Entwurf für den hiesigen Dom, der allerdings abgelehnt wurde, sah eine hoch überkuppelte Zentralanlage im Zopfstil vor. Der Experte Christian Benedik von der Albertina erläutert dazu: „Obwohl Wagner mit der Orthogonalansicht für die Hauptfassade des Berliner Doms einen Alternativentwurf in der Manier der historisierenden Stilarchitektur gestaltet, verkörpert sein Kirchenprojekt für ihn bereits die moderne Architektur. Denn im Unterschied zum ‚Wahnsinnsgebäude Historismus‘ präsentiert sich seine zeitgemäße Architekturauffassung im künstlerischen Gestalten schöner Formen unter Zuhilfenahme moderner Werkstoffe wie Eisen und Beton, die vor allem bei den drei Kuppeln zum Einsatz gekommen wären.“Neue technische Möglichkeiten hätte Wagner auch beim Innenraum angewendet – hier in Form der versenkbaren Kanzel und absenkbarer Raumteiler zwischen dem zentralen Predigtraum und den flankierenden Kapellen.