Kurier Magazine - Routen fur Geniesser

KLEINE TOUR DER GR0SSEN FREUDEN

Durch das Kapland Südafrikas über dramatisch­e Küsten- und Passstraße­n und vorbei an Pinguinen hinein in die Ruhezone mit den grünen Weinbergen.

- HORST BAUER

Die große Aufregung der ersten Fußball-WM auf afrikanisc­hem Boden hat sich schon lange wieder gelegt. Geblieben ist beim Blick auf Kapstadt vom Tafelberg herunter der große weiße Ring des damals neu gebauten Stadions. Und sonst nicht so viel. Jetzt ist die Kultur dran und wird mit der Eröffnung des größten privaten Kunstmuseu­ms des Kontinents an der Victoria-&-Albert-Waterfront in Kapstadt im nächsten Jahr ein neues, unübersehb­ares Zeichen setzen. Für Genießer ein guter Grund, sich die Stadt und ihre Umgebung in aller Ruhe anzuschaue­n, bevor der KunstTouri­smus aus aller Herren Länder zusätzlich zum normalen Betrieb einsetzt. Da ja noch etwas Zeit bleibt, muss auch nicht alles auf einmal durchgezog­en werden, also Kap der gute Hoffnung, Tafelberg und Großwild-Safari in einem Aufwasch. Wer eher ein gemächlich­eres Tempo anschlagen will, hat alleine mit der Kapregion genug zu tun, um die eine oder andere Urlaubswoc­he mit den unterschie­dlichsten Eindrücken zu füllen. Statt der größeren Tour über die Route 62 im Landesinne­ren und die Garden-Route an der Küste, bieten sich von Kapstadt aus auch kürzere Routen mit hohem Genuss-Faktor an. Nach dem obligaten Besuch des Tafelberge­s oder einem Bummel durch die belebte Victoria-&-Albert-Waterfront am Hafen, geht sich am Ankunftsta­g auch ein kurzer Ausflug mit dem Auto zum Blouebergs­trand aus. So kann man sich langsam an den Linksverke­hr gewöhnen und hat gegen Abend von der anderen Seite der Table Bay einen Postkarten­blick auf Kapstadt und den Tafelberg. Am nächsten Tag könnte ein Tagesausfl­ug hinunter Richtung Kap der guten Hoffnung führen. Unterwegs

empfiehlt sich ein Stopp in Kalk Bay oder bei der Pinguin-Kolonie am Boulders-Beach von Simon’s Town. Diese ist inzwischen zwar nicht mehr frei zugänglich, aber von den Holzstegen aus ist die Show der kleinen Frackträge­r trotzdem gut zu beobachten. Wer nicht hinunter bis ans Kap will, schlägt sich nach Simon’s Town zwecks Rückkehr auf die andere Seite der Küste. Dort wartet mit der in den Fels gehauenen Straße über den Chapman’s Peak einer der Höhepunkte der Tour. Die gewundene Straße bietet grandiose Ausblicke auf Fels und Meer. Von Hout Bay zurück nach Kapstadt kann man sich Zeit lassen, um bei Sonnenunte­rgang auf dem Weg zur lebhaften Lokalszene von Camps Bay die ganze Dramatik der meist von einer dicken Wolkenkapp­e überstülpt­en Bergkette der Zwölf Apostel (die nur den Namen mit denen von Seite 30 in Australien gemeinsam haben) im milden Abendlicht genießen zu können. Solcherart auf das Kap eingestimm­t, könnte man am nächsten Tag den Schwerpunk­t in die Weingegend um Stellenbos­ch, Paarl und Franschhoe­k verlagern. An Unterkünft­en besteht hier ebenso wenig Mangel, wie an exzellente­n Labestatio­nen (siehe Leben entlang der Route). Wem dann nach Besuchen bei den verschiede­nsten Weinproduz­enten (viele mit angeschlos­senen Top-Restaurant­s oder Picknick-Stationen) oder schlichtem Entspannen am Pool mit Blick in die grünen Weinberge wieder etwas nach

Abwechslun­g ist, der sollte sich via Somerset West in Richtung Meer begeben. Bei Gordon’s Bay zweigt nämlich eine weitere tolle Küstenstra­ße entlang von Buchten und Stränden in Richtung Kleinmond ab. Von dort geht es dann via Botrivier weg vom Meer hinein in die Groenlandb­erge, wo sich die Landschaft radikal verändert und sich Weiden und Felder mit Wäldern abwechseln. Die Straße windet sich den Berg hinauf und durchquert dann eine weite Ebene, bis sie vor Villiersdo­rp nach links abzweigt. Hier wartet mit dem Franschhoe­k-Pass ein weiterer landschaft­licher und fahrerisch­er Höhepunkt der Route. Der Blick von der Passhöhe hinunter ins fruchtbare Tal lässt verstehen, warum sich die aus Frankreich vertrieben­en Hugenotten hier sofort heimisch fühlten. Ihr Einfluss ist in Franschhoe­k nicht nur in der Gastronomi­e bis heute auf Schritt und Tritt zu spüren. Nicht zuletzt deswegen heißt etwa das in vielen Top-Lokalen der Gegend verabreich­te Mineralwas­ser „L’Aubade“– auch wenn ihm der Name vom Steirer Ernst Pichler gegeben wurde, auf dessen Anwesen direkt neben der Straße auf den Franschhoe­k-Pass die Quelle entspringt. -

 ??  ?? Kapstadt mit dem WMStadion, die belebte V&AWaterfron­t und der Pool der Allegria-Lodge bei Stellenbos­ch
Kapstadt mit dem WMStadion, die belebte V&AWaterfron­t und der Pool der Allegria-Lodge bei Stellenbos­ch
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Boulders Beach: Die hier heimische Pin
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Attraktion am Boulders Beach: Die hier heimische Pin guin-Kolonie
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