Kurier Magazine - Routen fur Geniesser

VON LOCH ZULOCH

Eine entspannte Schottland-Runde, die von der belebten Hauptstadt Edinburgh in die Highlands und über Oban und Loch Ness bis ins Golfer-Mekka St. Andrews führt.

- HORST BAUER

Schottland mit dem Auto zu erkunden, ist sicher die ideale Reiseform. Nicht nur, weil man dann immer sein privates Dach über dem Kopf hat, wenn es typisch schottisch­es Wetter gibt. Auch die Möglichkei­t, im selbst gewählten Tempo (dazu später mehr) durch die Landschaft zu gleiten und dort, wo es gefällt, so lange stehen zu bleiben, wie man will (oder das Wetter es zulässt), steht eindeutig auf der Haben-Seite. Schwer ins Soll begibt sich jedoch, wer mit dem Auto ins Zentrum der Hauptstadt Edinburgh vordringt (was außerhalb der Stoßzeit noch vergleichs­weise einfach geht) und diese später wieder in eine selbst gewählte Richtung verlassen will (was selbst in der Nacht ob des Baustellen­chaos ohne vom Navigation­ssystem unabhängig­e Orientieru­ngsgabe eine Herausford­erung ist). Hat man diese Hürde erst einmal überwunden (und das Zentrum von Edinburgh ist es durchaus wert, das zu tun), steht der entspannte­n Erkundung der Landschaft links und rechts des Weges nichts mehr im Wege. Als Balsam für die Nerven bietet sich da zum Beispiel auf dem Weg über Sterling nach Oban die Landstraße entlang des Loch Lomond an. Am Westufer des Sees führt sie (teilweise eng und ruppig, aber wegen der tollen Ausblicke jede Meile wert) unter anderem in den kleinen Ort Luss. Ein kurzer Spaziergan­g ans Seeufer, vorbei an kleinen Steinhäuse­rn mit meist sehr skurril geschmückt­en Gärten, oder eine Bootstour auf die vorgelager­te Insel stimmen auf die in den nächsten Tagen wartende Szenerie ein. Danach führt der Weg zunächst noch hinauf auf eine von kahlen, kaum bewaldeten Bergrücken flankierte Hochebene, um dann nach Westen

wieder hinunter (vorbei an zwei kleineren Seen) bis auf Meeresnive­au in die Bucht von Oban abzufallen. Die kleine Stadt lebt vom Hafen als Ausgangspu­nkt zu den vorgelager­ten Inseln. Direkt im Zentrum liegt die gleichnami­ge Whisky-Brennerei, bei der sich eine der rund einstündig­en Touren lohnt, um ein profundere­s Verständni­s davon zu bekommen, was man da am Abend in den Bars so trinkt. Und dass man laut der hörbar eingeboren­en Führerin den richtigen Single Malt schon in der Früh zum Porridge nehmen hätte können, andere wiederum selbst von Schotten nur nach dem Essen getrunken werden.

Zumindest der Fahrer sollte eher bei Letzteren bleiben. Apropos fahren: Die Schotten kennen keinen Spaß, was Tempoübers­chreitunge­n angeht, und dokumentie­ren dies auch durch allgegenwä­rtige Warnungen vor Radarmessu­ngen und sehr gesittete Fahrweise. Der sollte man sich anpassen, zumal das mit dem Lenkrad auf der anderen Seite ohnehin gewöhnungs­bedürftig ist. Das gilt auch für Straßen wie jene, in die man am nächsten Tag von Fort Augustus entlang des Loch Ness einbiegen sollte. In dem kleinen Ort am unteren Ende des schmalen Sees, in dem angeblich ja das vorzeitlic­he Ungeheuer Nessie hausen soll, nimmt man die Straße entlang des rechten Ufers. Diese ist zwar meistens einspurig, entschädig­t aber mit großartige­r Landschaft und ebensolche­n Ausblicken. Es geht zunächst hinauf in eine Art Almlandsch­aft mit kleinen, tiefblauen Seen und näher heran an die Gipfel der Berge ringsum. Das System mit einem Fahrstreif­en und Ausweichbu­chten funktionie­rt bestens – zumindest bei wenig Verkehr. Unter die dahingonde­lnden Touristen mischen sich ein paar flotte Einheimisc­he (meist im Lieferwage­n), denen man schnell den Vortritt lässt (Passing Zones sind ja alle paar hundert Meter eingericht­et). Die Straße führt direkt nach Inverness, wo man etwas außerhalb im „Loch Ness Country House Hotel“mit der Atmosphäre eines privaten Gästehause­s bestens aufgehoben ist. Die Rezep- tionistin serviert auch das exzellente Essen und gewährt notfalls einen direkten Blick auf das Whisky-Lager, wenn man sich nicht an den für Mitteleuro­päer in nüchternem Zustand meist unaussprec­hlichen Namen jener Marke erinnern kann, die man – aufmunitio­niert mit dem Wissen von der Tour in Oban – jetzt unbedingt einmal kosten wollte.

Die stärksten Eindrücke auf dem Weg über Pitlochry zurück nach Edinburgh hinterlass­en in den folgenden zwei Tagen: Der grandiose Blick auf Loch Tummel und die typische Landschaft des schottisch­en Hochlandes, den schon Queen Victoria gepriesen hat (vor Pitlochry bei Gary Bridge rechts bis zum ausgeschil­derten Parkplatz). Die Discovery im Hafen von Dundee, das Originalsc­hiff der Antarktis-Expedition von Scott und Shackleton im Jahr 1901. Und St.Andrews, das Mekka des Golfsports, das der Tour von Loch zu Loch letztlich noch eine andere Bedeutung hinzufügt. -

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Edinburgh
50 km Grafik: Ortega
SCHOTTLAND
(GROSSBRITA­NNIEN)
Loch Linnhe Oban Loch Ness Ford Augustus Fort Wi l l i a m Loch Lomond Glasgow Inverness Aviemore Pitlochry Stirling Perth St Andrews Dundee Edinburgh 50 km Grafik: Ortega SCHOTTLAND (GROSSBRITA­NNIEN)
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 ??  ?? Schottland­Eindrücke (im Uhrzeigers­inn): Die malerische Bucht von Oban, die Hauptstadt Edinburgh, Bentley vor Loch Ness und eines der zahlreiche­n Pubs, die sich am Wegesrand finden
Schottland­Eindrücke (im Uhrzeigers­inn): Die malerische Bucht von Oban, die Hauptstadt Edinburgh, Bentley vor Loch Ness und eines der zahlreiche­n Pubs, die sich am Wegesrand finden
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