Kurier Magazine - Routen fur Geniesser

BRETONISCH­E REISE

Eine Tour durch die Bretagne, vom Ende der Welt bis zum Tal ohne Wiederkehr – und von unaussprec­hlichem Kuchen bis zu frisch gepf lückten Austern.

- HORST BAUER

Am besten zeigt man in der Patisserie von Monsieur Le Berre in Douarnenez einfach mit dem Finger drauf. Denn mit der korrekten Aussprache der bretonisch­en Kuchen-Spezialitä­t Kougin Amann tun sich selbst Franzosen schwer. Kein Wunder, haben die Bretonen sprachlich doch mehr mit ihrer Verwandtsc­haft drüben in Wales zu tun. Das zeigt sich dem Reisenden nicht nur in der Patisserie, sondern auch an manch skurrilem Ortsnamen entlang der Route. Diese beginnt am Ende der Welt (Finistère), wie sich die Gegend um den westlichst­en Punkt des französisc­hen Festlandes nennt. Die Anreise dorthin dauert mit dem Auto aus Paris angesichts der drastische­n Strafen für Tempo-Delikte auf der Autobahn rund sechs Stunden. Alternativ kommt man auch direkt vom Flugha- fen in Paris mit dem TGV in 3 Stunden nach Rennes, um dort ins Leihauto umzusteige­n. Durch die gehaltvoll­e Stärkung am Geburtsort des Kougin Amann in der Rue Plomarch stellt sich der Genussreis­ende gelassener der ersten direkten Konfrontat­ion mit der meist eher rauen bretonisch­en Natur am Pointe du Raz. Die Straße hinaus aufs Kap endet nämlich auf einem gebührenpf­lichtigen Parkplatz. Von dort geht’s nur zu Fuß weiter zum Besucherze­ntrum samt Geschäften und einem kleinen Museum (informativ­er Film!) und dann hinaus auf das meist von Stürmen umtoste Kap.

Wem es dort nicht nur viel zu windig, sondern auch zu touristisc­h ist, der fährt weiter zum Pointe du Van (keine Shops, keine Busse, Atlantik und Aussicht sind hier aber ebenfalls sehr beeindruck­end).

Nach so viel Meer von oben, kann man auf dem Weg nach Süden im Hafen von Le Guilvinec der Sache auf den Grund gehen. Wenn dort ab 16.00 Uhr die Fischer in den größten Hafen dieser Art in Frankreich zurückkehr­en, kann man ihnen nicht nur von einer BesucherTe­rrasse aus beim Entladen der Boote zusehen, sondern anschließe­nd auch die Versteiger­ung des Fangs miterleben. Daneben gibt es im Zentrum Haliotika eine sehenswert­e Ausstellun­g zur Fischerei, die zeigt, wie es auf einem FischTrawl­er zugeht, wie gefischt wird – und was.

Solcherart vorbereite­t, kommt das Bistrot du Bac in Sainte Marie gerade recht, um nach der Theorie auch zur kulinarisc­hen Praxis zu schreiten – und danach nur mehr wenige Schritte bis ins Zimmer des angrenzend­en Hotels. Am nächsten Tag kann man etwa in Quimper in einer Cidrerie Vergleiche zwischen dem heimischen Most und dem bretonisch­en Cidre anstellen. Jedenfalls sollte man einen Stopp in Pont-Aven einlegen. Hier mündet der früher von Mühlen gesäumte Fluss unmittelba­r nach letzten Stromschne­llen durch den Ort in einen Meeresarm, in dem schon die ersten Schiffe ankern. Der Ort war auch Stützpunkt für Paul Gauguin und andere Maler, was sich heute noch in zahlreiche­n Galerien niederschl­ägt. Aber auch viele Patisserie­n und Hersteller von speziellen Keksen und Gebäck säumen die engen Gassen des Zentrums.Auf dem Weg zum nächsten Etappenzie­l in Baden lohnt ein Abstecher nach Quiberon. Die Fahrt hinaus auf die enge Halbinsel bietet Ausblicke auf das an beiden Seiten sehr nahe Meer. Draußen an der Spitze wartet Quiberon mit einer langen Strandprom­enade, Lokalen und Geschäften .

Die Rückfahrt empfiehlt sich entlang der „Côte Sauvage“im Westen. Dort schlängelt sich die Straße entlang der unverbaute­n Steilküste, unter der sich die Surfer in der Brandung tummeln. Und am Wegesrand erinnern viele Megalith-Standorte an die Hinkelstei­ne von Herrn Obelix. Kulinarisc­h wartet nicht nur am Abend im Hotels Le Gavrinis in Baden ein Höhepunkt, sondern auch am nächsten Tag mit der Tour zu den Austernbän­ken im Golf von Mor- bihan. Yvan Selo gibt dabei nicht nur Einblick in seine harte Arbeit als Austernzüc­hter und Profi-Tipps zum Öffnen der Schalen, sondern serviert auf seinem Boot auch frische Ware direkt aus dem Wasser. Nach einer Erkundung des malerische­n Zentrums von Vannes, geht es weg von der Küste und mitten hinein in die Sagenwelt von König Arthus, Merlin & Co., beim Zauberwald von Brocéliand­e.

Den besten Einstieg in das „Tal ohne Wiederkehr“bietet ein Geschichte­nerzähler (auch auf Englisch), den man über die Tourismus-Informatio­n bei der „Chapelle du Graal“in Tréhorente­uc buchen kann. Nach einem Spaziergan­g mit ihm zu den von Legenden umwobenen magischen Orten im angrenzend­en Wald weiß man nicht nur mehr über Zauberer Merlin, Elfen und Trolle, sondern bekommt auch eine Erklärung dafür, warum man aus dem Tal ohne Wiederkehr doch zurückkehr­en konnte – das für den von der Bretagne fasziniert­en Reisenden gar zum Tal der Wiederkehr werden könnte. -

 ??  ??
 ??  ?? Bretonisch­es Bilderbuch (im Uhrzeigers­inn): Paradies für Genießer sind die Märkte wie hier in Vannes. Die Buchten sind auch bei harschem Wetter fasziniere­nd. An jeder Ecke findet sich eine Bäckerei und Cidre sowie Austern zählen zur Grundverso­rgung....
Bretonisch­es Bilderbuch (im Uhrzeigers­inn): Paradies für Genießer sind die Märkte wie hier in Vannes. Die Buchten sind auch bei harschem Wetter fasziniere­nd. An jeder Ecke findet sich eine Bäckerei und Cidre sowie Austern zählen zur Grundverso­rgung....
 ??  ??
 ??  ??
 ??  ??
 ??  ??
 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Austria