Kurier Magazine - Routen fur Geniesser
IMMER AUF DER HÖHE
Osttirol – rund um die Lienzer Dolomiten, von urigen Tälern bis hin zum höchsten Berg Österreichs.
Der Frühling ist eine spannende Zeit in Osttirol. Man erlebt in den Tälern das Erwachen der Natur mit farbenfrohem Aufblühen der Flora während in den schattigeren Lagen noch die letzten Schneereste die warmen Sonnenstrahlen überdauern und weiter oben manche Pässe überhaupt gesperrt sind oder dort Schneeflocken fallen. Aber hier rund um die Lienzer Dolomiten erlebt man Natur hautnah und ungefiltert.
Wir beginnen unsere Reise in Lienz. Die Hauptstadt der Region bietet eigentlich alles, was man braucht. Ein überschaubares Zentrum mit Geschäften, Fußgängerzone und ruhigen Plätzen, wo Straßencafés zum Verweilen einladen. Wahrzeichen von Lienz ist das Schloss Bruck (von den Görzer Grafen im 13. Jahrhundert als Residenzburg gebaut), wo eine permanente Ausstellung das Werk des berühmtesten Künstlers der Region in den Mittelpunkt stellt, das von Albin Egger Lienz. Von den vielen sehenswerten Tälern, wo jedes seinen eigenen speziellen Charme hat, reisen wir durch das Pustertal Richtung Westen. Bei Amlach sollte man aber die ausgebaute Bundesstraße verlassen und Richtung Pustertaler Höhenstraße abbiegen. Die teilweise ziemlich schmale Straße ist gut ausgeschildert und führt den Reisenden hinauf zu tollen Aussichten auf das Panorama und die Lienzer Dolomiten auf der anderen Seite des Tales. Auch das Landleben hier hat erfreulicherweise noch viel an Ursprünglichkeit beibehalten. Und so reist man vorbei an alten Scheunen, Höfen, unzähligen Kapellen und Bildstöcken. Ein Halt lohnt bei Schloss Anras, die Bischöfe von Brixen nutzten es ab dem 13. Jahrhundert als Sommerresidenz (wenn man die Aussicht ge-
nießt, ahnt man, warum) und außerdem gibt’s hier ein Gerichtsmuseum. Bei Heinfels kommen wir wieder auf die große Bundesstraße, die weiter nach Sillian und nach Italien führt. Über Heinfels thront die gleichnamige, eindrucksvolle Festung. Wer zur Burg hinauffährt, hat eine schöne Aussicht auf das Pustertal, leider ist die Anlage aber nicht zu besichtigen. Sehr wohl vorbeischauen kann man bei der in Heinfels ansässigen Firma Loacker und sich im Shop mit süßen Köstlichkeiten eindecken.
Wir folgen von Heinfels aus der Gail Richtung Kärnten. Auch hier vermitteln Scheunen, Kapellen und sprudelnde Bäche ein Bild der Ruhe. Der Massentourismus hat Osttirol noch nicht wirklich entdeckt. In Obertilliach kann man das Kutschen- und Heimatmuseum besuchen und ein Ziel für die Wallfahrer ist die Basilika von Maria Luggau. Sehenswert in Maria Luggau ist auch der Mühlenweg. Das Lesachtal war einst das Tal der hundert Mühlen. Heute werden die alten Mühlen am Trattenbach wieder zum Leben erweckt und sogar zum Mahlen genutzt und in der Brechlstube wird Flachs gebrechelt. Kurvenreich führt die Straße nach Kötschach-Mauthen, wo man links abbiegt und Richtung Oberdrauburg fährt. Dort biegt man nach Lienz ab und macht die Runde um die Lienzer Dolomiten komplett. Bevor man wieder in Lienz eintrifft, sollte man aber an der Römerausgrabung Aguntum haltmachen. Die archäologische Stätte und das angeschlossene Museum zeigen, dass die Region bereits in der Römerzeit ein wichtiger Handels- und Verkehrsknotenpunkt war. Aguntum wurde im 1. Jahrhundert von Kaiser Claudius zur Stadt erhoben ( Muni
cipium Claudium Aguntum). Qualitäts- und Markenprodukt aus dem römischen Österreich war das ferrum noricum, das Eisen aus Noricum. Schade wäre es, die Lienzer Region zu verlassen, ohne Österreichs höchsten Berg gesehen zu haben. Von Lienz aus folgt man der Isel und biegt Richtung Kals ab. Von Kals aus kann man noch Richtung Lucknerhaus fahren. Die Straße ist im Sommer mautpflichtig und führt ins malerische Ködnitztal. Hier wandert man durch alpines Gelände und darf sich nicht wundern, dass hier noch im Mai (oder noch bis in den Sommer) die Schneeflocken fallen. Was aber dem Ort eine besondere Stimmung verleiht, vor allem wenn gleichzeitig sogar hier schon die Blumen sprießen. Und falls der Großglockner in Wolken gehüllt ist, kann man immer noch die possierlichen Murmeltiere beobachten. -