Das Jahr des Dominic Thiem
Die Nummer acht der Welt im Interview
„Dominator“, „neue Thiemensionen“– für Dominic Thiem werden ähnlich viele Wortkreationen erfunden wie zu Thomas Musters Zeiten. Mittlerweilehatder25-jährigeseine eigenen Fußspuren hinterlassen.
» Wenn man Mitte November in London ist, hat man viel richtig gemacht. Dominic Thiem qualifizierte sich heuer zumdritten Malinfolge für das Turnier der besten acht Spieler der Saison. Auch wenn dort das Aus in der Vorrunde kam, darf der 25-Jährige als Nummer acht der Welt auf ein gutes Jahr 2018 zurückschauen. Insbesondere die zweite Hälfte mit dem highlightge gen rafaelNadal im Viertelfinale der US Open (das mit einer Fünf-satz-niederlage endete) war weniger durchwachsen als noch in den vorangegangenen Jahren. Österreichs bester Sommersportler, der heuer die Atp-turniere von Buenos Aires, Lyon und St. Petersburg gewann und im French-open-finale stand, nahm Stellung zu seinem Jahr und anderen nicht minder wichtigeren Themenwie Umwelt, Familie und Medien.
Rafael Nadals Trainer-onkel Toni hat nach dem epischen Viertelfinalspiel in New York gesagt: „Es wäre für mich ein großer Tag, wenn Dominic ein GrandSlam-turnier gewinnt.“Ist das so etwas wie ein Ritterschlag? Dominic Thiem:
Das ist natürlich eine Riesensache, weil die Familie Nadal die netteste im Tenniszirkus ist. Und Rafa selbst ist einer der authentischsten Sportler, die es gibt. Ein großartiger Sportler, aber auch ein großartiger Mensch.
Ehrlichkeit hat auch in Ihrer Familie im- mervorrang. Ihr Vater undtennistrainer Wolfgang hat unlängst in einem Gespräch gemeint, Sie hätten heuer noch Aufholbedarfbeidenatp-1000-turnieren gehabt. Stimmen Sie dem zu?
Da hat mein Vater nicht unrecht. Da hätte ich mehr herausholen können. Erst in Paris-bercy hat es mit dem Halbfinalegutgeklappt. Abermitden Grand-slam-turnieren kann ich zufrieden sein. Im Prinzip auch mit der ganzen Saison, deshalb war ich auch zum dritten Mal in Folge beim ATPFinale. Und heuer waren fast alle Topstars fit, was im Vorjahr nicht der Fall war. Deshalb war es heuerschwieriger.
Ihr Trainer günter bresnik hat sich gegen die Daviscup-reform ausgesprochen.
Sie hingegen sind dafür und haben bereits für 2019 zugesagt. Sind Sie beide oft unterschiedlicher Meinung?
Zumindest in diesem Fall, aber das ist ja kein Problem. Wichtig ist, dass wir beim Training das Gleiche wollen.
Sie gelten als Sportler, der sehr nahbar ist. Warderrummelheuerbeispielsweise in Kitzbühel zu groß?
Das ist zwar viel, aber daran gewöhnt mansich, es gehört dazu. Aberin Kitzbühel habe ich gar nicht schlecht gespielt. Wennichdenletzten Fehler am Ende nicht mache, gewinne ich vielleicht das Turnier, wie es dann mein Bezwinger Martin Klizan getan hat.
Zum Rummel: Auch Ihre Beziehung mit der französischen tennisspiel er inkri st in aMl ade novic wird von den Medien groß behandelt. Zu groß?
Auch daran gewöhnt man sich. Man kann eine beziehung nicht verstecken. Irgendwo taucht immer eine Kamera auf. Ich sehe das sehr entspannt.
Sie lesen aber nicht nur Tennisberichte. Ihre Mutter karin engagiert sich stark im Tierschutz. Ist das auch für Sie ein wichtiges Thema?
Tierschutz und Umwelt sind für mich die wichtigsten Themen neben Tennis. Wirleben in einer wunderschönen Welt, aber sie ist an einem kritischen Punktangelangt. Wennwirsoweiterleben, kann es gefährlich werden. Und gerade wir Leute, die in der Öffentlich- keit stehen, können einen Beitrag leisten, damit sich die Sache verbessert. Ich versuche auf jeden Fall mein Bestes, weil mir die Weltamherzen liegt.
Da sind Sie in irgendeiner Form ja doch irgendwie politisch?
Der Politik-teil ist der einzige, den ich nicht lese. Aber wie gesagt: Wir als Sportler können einen Teil dazu beitragen und Aufmerksamkeit erregen, dass es sich zumbesseren wendet.
Wann sehen wir Thiem gegen Thiem?
Mein Bruder hat sich zuletzt stark verbessert. Ich kann mir gut vorstellen, dass er schon nächstes Jahr in Kitzbühel oder Wien in der Qualifikation spielt. – HARALD OTTAWA