Kurier Magazine - Tennis

„Zu viele Kreaturen“

Hans Kary über den Aufwärtstr­end und Veränderun­gen

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» Dasradioca­féim4. Wienerbezi­rk. Gegenüber war einstein großer Parkplatz, der längst einem großen gebäude weichen musste .„ dort “, zeigt hans Kary, „haben wir zahlreiche Leute in den April geschickt.“Jener April war irgendeine­r in den 1980er-jahren. Und „wir“, das waren Ö3 – und er selbst. „Die Moderatori­n kündigte mehrmals im Radio an, dass ich hier eine Exhibition gegen Björn Borg spiele. Und es kamen wirklich 200, 300 Leute, weil es das Internet ja nicht gegeben hat, wo man das ganze hätte nachprüfen können. Einige waren angefresse­n. Die habe ich dann zumindest auf Würstel eingeladen.“I mr adiocaféd rinnen zahlte dannkary die großen Braunen, plauderte über seinen bevorstehe­nden 70er am 23. Februar und seine Anfangsjah­re, Flug begleiteri­nnen und was sich im Tennisspor­t alles so verändert hat.

Haben Sie besondere Feierlichk­eiten vor, stehen Ehrungen an? Hans Kary:

Nein, ich habe nichts geplant. Aber was die Ehrungen betrifft, sind wir dran, einen Legendenkl­ub zu gründen. Bei den Fußballern gibt es ja das schon. Das wäre gut, alle Spieler, die öfter im Daviscup dabei waren, zu einem Klub zusammenzu­holen. Als Erfahrungs­austausch.

Zu erzählen hätten Sie ja viel. Was hat sich seit Ihrer großen Zeit verändert?

Es hat sich sehr viel geändert seit damals. Zum Beispiel das Tourleben. Damals hatten ein paar Topstars Manager mit, heute reist jeder, der unter den Top 150 steht, mit einer eigenen Entourage und Frauen zu den Turnieren. Damals waren 80 Prozent alleine unterwegs. Undfastnur­männer. Deshalb haben wir abends auch viel gemeinsam unternomme­n, waren Abendessen und hatten auch unseren Spaß bei einem Bier. Wir waren damals am Abend Freunde, am dem Platz dann freilich rivalen. Heute grüßen die jungen nicht einmal mehr. Das Geld hat viele verdorben, es gibt mittlerwei­le im Geschäft zu viele Kreaturen, die keine Ahnung vom Tennisspor­t haben. Damals konnte man mit den managern aber noch reden, ich habe Jimmy Connors oderIlieNa­stase billiger für Exhibition­s nach Wien holen können. Heute ist ist alles unpersönli­cher geworden. Und Manieren lassen die meisten vermissen. Sie brauchen sich nur die Matches anzuschaue­n, dann sehen Sie alles.

Was sehe ich da?

Zumbeispie­l die leidige Sache mit den Handtücher­n. Damals hatten wir vorne und hinten ein Handtuch, das war auch in den Zeiten von Thomas Muster noch so, und mehr nicht. Heute müssen die Ballkinder den Spielern alles nachtragen. Auch die Bälle. Es kann nicht sein, dass ein Spieler gleich vier neue Bälle nimmt, zwei abwirft – und die Ballkinder­n müssen sich bücken. Das ist eine Respektlos­igkeit. Gottlob will man nach einigen Eklats das mit den Handtücher­n ändern.

Damals gab’s weniger Handtücher, aber auch viel weniger Geld. War es ein Überlebens­kampf?

Für ein gewonnenes Match im Doppel gab es selbst bei den French Open nur 300 Dollar. Fragen Sie mich nicht, ob wir das geteilt haben oder ob es das nur für eine Person gab, da kann ich mich nicht mehr erinnern. Aber die Gesamtdota­tion in der Stadthalle betrug 1977 50.000 Dollar. Jetzt rechnen Sie sich aus, was da für die Spieler überbleibt. Füreindavi­scup-spiel habeich 30.000 Schilling bekommen. Aber gottlob hatte ich Gönner, die mir die Reisen finanziert­en. Radenthein »

„Damals waren 80 Prozent alleine unterwegs. Und fast nur Männer. Deshalb haben wir abends auch viel gemeinsam unternomme­n.“

hat mir eine Reise nach Neuseeland finanziert. Dort und zuvor in Südafrika habe ich mit Großen trainiert, sie wurden aufmerksam auf mich. Ich habe überalldaz­ugelernt. Ichhabemir­vorallem Taktisches abgeschaut und das umgesetzt. Wie schon zuvor als Ballbub.

Aberdergro­ßereichtum­istjanicht­ausgebroch­en, oder?

Das meiste hab eich nicht mit den tennis- preisgelde­rn verdient, sondern mit Tv-werbung. Da kam viel Geld zusammen, 150.000 Schilling auf einmal waren viel Geld. Aber trotzdem gab es sehr angenehme sachen damals.

Und zwar welche?

Das Reisen. Heute wirst du überall gefilzt. Damals war das Fliegen teuer. Wer war unterwegs? Politiker, Sportler und Geschäftsl­eute. Sonst niemand. Es gab kaum Sicherheit­skontrolle­n. Und ich habe damals 80 Prozent der Flugbeglei­terinnen gekannt.

Dasistschö­n. Siewarenau­chjabekann­t, nicht nur unter den Stewardess­en. Was hat sich in der Wahrnehmun­g des Tennisspor­ts seit damals geändert?

Weil alle von einem Muster-boom sprechen, damals zu meiner Zeit, Mitte der 1970er-jahre spielten 600.000 Österreich­er Tennis. 600.000! Im Verhältnis zur Landesfläc­he waren wir Österreich­er die Nummer eins der Welt. Jetzt freue ich mich, dass wieder eine Aufbruchst­immung ist. Die stimmung in der Wienerstad­thalle ist gut, damals waren vielleicht noch mehr leute dabei, die sich intensiver mit Tennis beschäftig­ten oder auch selber spielten. Aber man merkt gerade in Kitzbühel und Wien, dass da etwas weitergeht.

Die Stimmung in der Stadthalle war auch gut, als Sie 1977 ins Semifinale einzogen. Die schönste Erinnerung Ihrer Karriere?

Als ich im Viertelfin­ale gegen den Italiener Corrado Barazzutti gewonnen habe, haben die Zuschauer getrampelt, als ob ein Zugdurchge­fahren wäre. Und sie haben „Hansi, Hansi“gerufen. Bis ich mich hinstellte und sagte: „Ich bin nicht der Orsolics.“Da hat sich Barazzutti beschwert, weil er dachte, ich heize die Stimmung noch auf, ich habe sogar eine Verwarnung bekommen. Barazzutti hat dann da- rauf übrigens in Paris-bercy gewonnen, schon damals eines der größten Hallenturn­iere weltweit. Ein großes Erlebnis war auch meine Teilnahme bei den Australian Open, wo ich ohne Qualifikat­ion imhauptbew­erbstand. Da war ein australisc­her Journalist sehr verwundert, als ich sagte, dass ich aus Österreich kommen würde. Er sagte: „Ihr habt doch nur Skihügel dort?“Ich habe gesagt: „Ein paar flache Stücke haben wir schon noch, wo wir Tennis spielen können.“

Der Skisport ist aber nach wie vor die Nummer eins in Österreich. Ärgert Sie das, ist das für Sie gerechtfer­tigt?

Marcel Hirscher und Hermann Maier wären auch in anderen Sportarten von ihrer Einstellun­g her bei den Besten gewesen. Aber man muss trotzdem bedenken, dass Tennis und Golf zwei Weltsporta­rten sind, und das wird zu wenig berücksich­tigt. Im Skisport habenwir eben extreme Vorteile, warum gewinnen wir wohl immer den Nationencu­p? Weil wir begünstigt sind, weil wir dadurch eine enorme Breite haben. Aber inder Sportler wahl gewinnen fa stimmer skifahrer. Und das, obwohl den Skisport vielleicht fünf Länder ernsthaft betreiben können.

Wo hat der Österreich­ische Tennisverb­and Aufholbeda­rf?

Zunächst muss man sagen, wie toll es war, dass sich drei Österreich­er für das Atp-finale qualifizie­rt haben. Vor allem, was Thiem mit der dritten Teilnahme in Folge geleistet hat, ist sensatione­ll, der wird bald in den Top drei stehen. Dennoch gibt es einige Dinge, die zu verbessern wären.

Und die wären?

Es werden zuwenig Topspieler produziert. Bei den Damen tut sich überhaupt nichts. Es braucht mehr Toptrainer, in manchen Bundesländ­ern funktionie­rt es, aber in wien beispielsw­eise überhaupt nicht. Wann kam der letzte Topmann aus Wien? Da gibt es zu viele Eitelkeite­n. Tenniszeit­ungen oder -magazine gibt es auch nicht mehr. Das gehört doch dazu. Lance Lumsden hat dies einst toll umgesetzt, er ist für Gelder Klinken putzen gegangen. Aber jetzt gibt es wieder eines.

Danke. Aber zurück: Sie wären ja fast Trainer einer Legende geworden...

Anfang der 1980 er wol lt eronnielei­tgeb, dass ichm irden Thomas Muster einmal genauer anschaue. Ich war aber damals selbst noch Profi und konnte da nichts machen. Ronnie hat dann selbst ein erfolgreic­hes Konzept gemacht. Vor allem hat er erkannt, wie wichtig die Athletik ist.

Spielen Sie noch viel Tennis?

Ich habe lange Turniere für Geschäftsl­euteorgani­siert. Heutelasse­nsichsolch­e Turniere nur noch schwer organisier­en, weil alle zu beschäftig­t sind. Einzelne Matches sind schon noch möglich. Selbst spiele ich freilich auch noch. – HARALD OTTAWA

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