ZUM 5. MAL DIE NUMMER
» Ausgerechnet Dauerrivale Roger Federer machte Rafael Nadal zur Nummer eins. Mit dem Sieg über Novak Djokovic sorgte der Schweizer beim Atp-finale in London dafür, dass der Spanier als Nummer eins die Saison abschließt. Nadal tut dies übrigens zum fünften Malnach2008,2010,2013und2017. „Ich bin super glücklich mit meiner Saison. Es war ein schwieriger Anfang, aber dann konnte ich einen Weg finden, wieder auf einem sehr hohen Niveau zu spielen und in der Situation zu sein, in der ich heute bin“, sagt der 33-Jährige. Chris Kermode, Präsident der Spielergemeinschaft ATP trifft es auf den Punkt: „Rafa hat es sich zur Gewohnheit gemacht, im Laufe seiner Karriere höchste Maßstäbe zu setzen, und seine Rückkehr zu Nummer 1 ist nur das jüngste Beispiel.es ist eine unglaubliche Leistung, er überrascht immer wieder mit seiner Langlebigkeit.“Dabei sah es zu Beginn der Saison für Nadal alles andere als gut aus: Nach dem Erreichen des Endspiels bei den Australian Open musste der 19-fache Grand-slam-sieger vor dem IndianWells-halbfinale gegen Roger Federer zurückziehen, dem Mallorquiner machtenwiedereinmal Knieprobleme zu schaffen.
Nadal fiel in ein tiefes Loch und dachte nach dem Turnier in Monte Carlo (glatte Semifinalniederlage gegen Fabio Fognini) sogar an ein vorzeitiges Saisonende. Auch danach lief es nicht wie gewohnt beim besten Sandplatz-spieler der Geschichte. In Barcelona unterlag er im Semifinale einemgroßartigen Dominicthiem, in Madrid war gegen den Griechen Stefanos Tsitsipas ebenfalls in der Vorschlussrunde Schluss. In Monte Carlo und Barcelona misslang das Kunststück, ein einziges Turnier zwölf Mal zu gewinnen. Alle Wege führten nach Rom. Da war Rafa Nadal wieder Rafa Nadal. Mit dem Finalsieg gegen Novak Djokovic spielte sich der Ballermann von Mallorca wieder in die Favoritenrolle bei den French Open. Unddortholte er sich den zwölften Titel, er verlor im Turnierverlauf in sieben Matches nur zwei Sätze: In der dritten Runde gegen den Belgier Davidgoffinundimfinalegegenthiem. Auch die Hartplatz-saison in Übersee lief perfekt, auch dort verlor er kein Match. In Montreal wie auch bei den US Open besiegte er jeweils im Endspiel den aufstrebenden Russen Daniil Medwedew. Cincinnati ließ er aus. Er muss Kräfte sparen: Die aufreibende Tour zehrt an der Energie. „Ich
GROSSES LOCH.
muss auf meinen Körper achten“, betont Nadal immer häufiger.
Wennerfit ist, ist er sowieso kaum aufzuhalten. Nadal ist eine Mischung aus körperlicher Fitness, Stressresistenz und einer Schlagtechnik, die ihresgleichen sucht. Vor allem Nadals Vorhand macht den Gegnern auf Asche zu schaffen. Bei vielen Spielern ist dieser Schlag die in
STRESSRESISTENT.
Rafael Nadal beendet die Saison an der Spitze. Dabei wollte er sie im April schon beenden.
dividuelle Stärke, beim Spanier aber macht eben diese Vorhand den Unterschied zwischen den Prädikaten „sehr gut“und „absolute Weltklasse“aus. Der große Unterschied ist der enorme Vorwärtsdrall, den Nadal seinen Bällen verleihen kann. Sein VorhandTopspin erreicht bei einzelnen Schlägen 5.000 bis 6.000 Umdrehungen. Durchschnittlich aber hat Nadal eine sogenannte Spinrate von rund 3.200
Umdrehungen. Zum Vergleich: Sein größter Widersacher auf der Tour, der Schweizerrogerfederer, spielt durchschnittlich mit rund 2.700 Umdrehungen. Frühere Weltranglistenführende wie Pete Sampras spielten mit lediglich 1.700 Umdrehungen. Und es gibt derzeit keinen Spieler auf der ATPTour, der auch nur annähernd die Spin-werte Nadals erreicht. Diesen sportlichen Unterschied erreicht Nadal deshalb, weil er über einen stets überaus trainierten Körper und einen ungewöhnlich schnellen Armverfügt, mit dem er überdurchschnittlich viel Energie in seine Schläge legen kann. Alldasmachtnadalaus. Deshalbwird er wohl auch im nächsten Jahr zumindest der Favorit auf den Titel in Paris sein. Zum Leidwesen von Dominic Thiem. – HARALD OTTAWA