Kurier Magazine - Tennis

Y, TEIL III

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Heuer wurde in Genf gespielt, das favorisier­te Team Europa setzte sich mit Dominic Thiem knapp durch. Es war der dritte Sieg für die von Björn Borg betreuten Europäer.

» Das sieht man selten: dass Rafael Nadal Freudentän­ze aufführt, wenn Roger Federer einen Punkt macht. Der Laver Cup führte heuer die besten Spieler weltweit zum dritten Mal zueinander, nach Prag und Chicago war nun Genf an der Reihe. Nur die Sieger waren dieselben: Zum dritten Mal gewann das Team Europa gegen den Rest des Globus. Was den sportliche­n Wert angeht, ist es natürlich schwierig, alles mit den Turnieren zu vergleiche­n, bei denen es um Punkte geht. Zudem war das Team World eklatanter Außenseite­r, da durfte mit Jack Sock ein Herr ein Einzel spielen, der zu Jahresende nicht einmal ein Ranking hatte. Und dennoch besiegte der USBoy den favorisier­ten, aber lustlosen Fabio Fognini. Sock, im September Nummer 210 im Ranking, ist mit 16 Punkten in drei Jahren einer der erfolgreic­hsten Akteure dieser Veranstalt­ung. Interessan­t in diesemsinn­eeinefrage, die Europas Co-captain Thomas Enqvist am Freitag in Genf gestellt wurde: Ob denn solch ein Wettbewerb auch zu seiner Zeit funktionie­rt hätte? Ja, gewiss. Vielleicht wäre der aktuell kritisiert­e sportliche Wert in den 1980ern und 1990ern sogar höher gewesen – schließlic­h wären auch auf Team-world-seite die großen Superstars aufgelaufe­n: John Mcenroe, Andre Agassi, Pete Sampras, Patrick

Rafter … undaufderg­egenseiteb­oris Becker, Stefanedbe­rgodergora­nivanisevi­c. Es hätte hier die ganz großen Duelle gegeben, während aktuell das Highlight doch das Zusammensp­iel von Federer und Nadal ist.

In der Zukunft könnte sich das drehen: Die Kanadier um Felix Auger-aliassime und Denis Shapovalov­oderderaus­tralierale­xde Minaurkönn­tenkünftig­denwertdes Teams World heben. Auf der anderen Seite haben selbst Herren wie Rafael Nadalundvo­rallemroge­rfedererei­n Ablaufdatu­m. Dominic Thiem und Alexander Zverev sind auf lange Sicht wohl die Stars beim Team Europa. Bei allem „Teamspirit“: Natürlich fließt auchingenf­dasgeld. Einesiegpr­ämievon250.000eurosol­lesfürdas Gewinnerte­am (pro Spieler) gegeben haben, wie die Internetpl­attform Tennisnet schreibt; die geheimen Antrittspr­ämien, nach Ranglisten­position ausgelobt, waren wohl in ähnlichen Bereichen angesiedel­t. Stan Wawrinka, dreifacher MajorChamp­ion, hatte angeblich wegen zu wenig Geld im Vorfeld abgesagt. Letztlich geht es mittlerwei­le überall um die Marie. Und Exhibition oder nicht: Der Showkampf hat einen oft übersehene­n geschichtl­ichen Wert. Vor1968, bevor alle Turniere offen für Profis wurden, tingelten diese meist für Showkämpfe umdie Welt. Bei den (Show-)matchesvon­spielernwi­epancho Gonzales, einem der besten Akteure der 1950er und 1960er, ging es nicht mit Bierernst zur Sache. Es ging um mehr. Und Roger Federer meint sogar, dass der Teamspirit künstlich erzeugt wird.

CRAZY CANUCKS.

Auf dem Platz ist doch ohnehin alles klar. Roger Federer hat das gut gesagt: Wenn man als Sportler vor knapp 20.000 Zuschauern aufläuft, will man alles geben. Gewinnen will ohnehin jeder. Und wenn dann noch Rod Laver im Publikum sitzt, Björn Borg und Johnmcenro­eaufdenbän­ken und Federer oder Nadal einem zujubeln ... Was den sportliche­n Wert angeht, sei allen Kritikern

FEDERER HAT DAS SAGEN.

gesagt: Gebt dem Laver Cup die Zeit, um etwas Tradition zu bekommen.

Zum Sportliche­n: Österreich­s Ass Dominic Thiem gewann auch bei seiner zweiten Teilnahme am Laver Cup mit dem Team Europa den Titel. Wares2017i­n Prag ein 15:9 gegen das Team Welt gewesen, ging es diesmal in Genf mit einem 13:11 aber deutlich enger zu. Erst das Match-tiebreak der letzten Partie entschied. Im Vorjahr in Chicago war Thiem nicht Teil der 13:8 siegreiche­n europäisch­en Équipe. Der Niederöste­rreicher hatte bei der dritten Auflage dieses Bewerbs am Freitag mit einem 6:4, 5:7, 13:11über den Kanadier Denis Shapovalov für

SIEG FÜR EUROPÄER.

den ersten Punkt des Titelverte­idigers gesorgt. Wichtigerw­arabersein­epartie am Sonntag gegen Taylor Fritz, da es dafür drei Zähler statt nur eines Siegpunkte­s gab. Die holte mit einem 7:5,6:7(3), 10:5aberfritz. Thiemwar für den verletzen Rafael Nadal (ESP) eingesprun­gen, Fritz für den ebenso angeschlag­enen Nick Kyrgios (AUS). „Ich bin einerseits wütend, dass ich verloren habe. Aber anderersei­ts habe ich ein gutes Match gespielt“, sagte Thiem nach einer Partie, in der er alle seine sieben Breakchanc­en ausgelasse­n hatte. „Im Endeffekt haben ein paar Sachen den Ausschlag gegeben. Wir waren beide auf der Höhe. Es war sicher mein bestes Match, seit ich von den US Open zurückgeko­mmen bin.“

Nach Wochen mit gesundheit­licher Beeinträch­tigung war der Bewerb für den 26-Jährigen sicher ein wichtiger Schritt zurück. Durch die Niederlage des Weltrangli­stenfünfte­n musstedasv­omlegendär­en Schweden Björn Borg betreute Team Europa aber dem Team Welt mit 11:7 seine höchste Führung in der Geschichte des noch jungen Bewerbs zugestehen. Mitentsche­idend dafür war im ersten Sonntag-match ein 5:7, 6:4, 10:8 des Us-duos John Isner/jack Sock gegen Roger Federer/stefanos Tsitsipas (SUI/GRE). Damit mussten für eine erfolgreic­he Titelverte­idigung beide verblieben­en Einzel gewonnen werden. Federer löste seine Aufgabe durch ein 6:4, 7:6 (3) gegen einen stark spielenden Isner, er jubelte danach vor seinen Landsleute­n auf den Rängen wie nach einem Grand-slam-titelgewin­n. „Wasfür eine Atmosphäre, was für ein Match. Anallefans, vielen Dank. Respekt an die Gegner, es ist so hart für uns“, sagte der 38-jährige Eidgenosse nach seinem Erfolg, ehe er wie seine Teamkolleg­en zum Abschluss mit Alexander Zverev bangte. Der Deutsche musste gegen Milos Raonic (CAN) ran. Die Stimmung schaukelte sich immer mehr auf und fand nach dem Satzausgle­ich von Raonic ihren Höhepunkt. Zverev – er hatte schon 2018 für den entscheide­nden Sieg gesorgt – hatte schließlic­h die Nerven besser »

in Griff, gewann die auf zehn Gewinnpunk­te gespielte Entscheidu­ng klar und das Match 6:4, 3:6, 10:5. Der Jubel auf den Rängen und bei den Kollegen kannte keine Grenzen, der australisc­he Bewerb-namensgebe­r Rod Laver übergab die Siegestrop­häe. Bei der Siegerehru­ng wurde mit Boston auch der Austragung­sort des vierten Laver Cups bekannt gegeben, er wird vom 25. bis 27. September 2020 im 19.600 Zuschauer fassenden TD Garden stattfinde­n, der Heimat der Boston Celtics (NBA) und Boston Bruins (NHL). Für das Team Welt wird dann wieder John Mcenroe als Kapitän fungieren Und Borg erneut Chefcoach der Europäer sein.

Abjännergi­bt es einen weiteren Teambewerb, den ATP-CUP, unmittelba­r vor den Aust

NEUERTEAMB­EWERB.

ralian Open. Auch Österreich ist dank des Top-ten-status von Dominic Thiembei der Premiere vertreten. Der Niederöste­rreicher hatte sich als Nummer 1 seines Landes auch für den 52-jährigenst­eirerthoma­smusterals Coach ausgesproc­hen. Am 14. November erfolgte in Melbourne die Auslosung. Österreich ist in einer Gruppe mit Kroatien, Argentinie­n und Polen, diese Gruppe spielt in Sydney. Gespieltwi­rdmit24nat­ioneninsec­hs Vierergrup­pen um insgesamt acht Plätze im Viertelfin­ale. Danach geht es im Knock-out-system mit Viertelfin­ale, Semifinale und Finale weiter. Bis zu fünf Spieler können in jedes Team nominiert werden, jeder Länderkamp­f besteht aus zwei Einzeln und einem Doppel. Als Hauptkrite­rium für die Qualifikat­ion wird das

Ranking des bestplatzi­erten Spielers jedes Landes herangezog­en. Im Gegensatz zum traditione­llen, vom internatio­nalen Tennisverb­and (ITF) ausgetrage­nen Daviscup werden beim ATP Cup auch Punkte für dasranking­vergeben. Indenzehnt­agen geht es um 750 Atp-zähler, zudem ist der Bewerb mit 15 Millionen Dollar dotiert. Ebenfalls je zwei Vierergrup­pen werden in Brisbane und Perth gespielt. Österreich­s Kapitän wird auch auf Wunschvond­ominicthie­mthomas Muster sein. Zweiter rot-weiß-roter Spieler ist Dennis Novak. Für Kroatien treten Borna Coric und Marin Cilic an, für Argentinie­n Diego Schwartzma­n und Guido Pella, für Polen Hubert Hurkacz und Kamil Majchrzak. – HARALD OTTAWA

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