HALUNKEN UND HALLODRIS
» Nick Kyrgios ist begnadet. Sein Potenzial würde spielend für die Top Five reichen. Wenn’s ihn halt immer freuen würde. Wenn er sich nicht selbst immerwiederausder Bahnwerfen würde. Es war das übliche Muster beim 24jährigen Australier, demberüchtigten Bad Boy des Tennis-wanderzirkus: Erst ein Aussetzer, ein Black-out, ein Skandal auf einer der großen Bühnen seines Sports, danach so etwas wie eine Erklärung, ein Abwiegeln, ein Versuch, alles unterderrubrik„alles halb so wild“abzuhandeln. Aberselteneine Entschuldigung, auch nicht in diesem Fall, bei seiner Disqualifikation im Zweitrundenmatch gegen den Norweger Casper Ruud in Rom. Gegen alles und jeden hatte Kyrgios wieder einmal gewütet, gegen „idiotische Zuschauer“, gegen den inkompetenten Schiedsrichter. Dann kassierte er Strafe auf Strafe, warf mit Schläger, Trinkflasche und einem Pausenstuhl umher – bevor unter dem Beifall des Publikums vom Platz geworfen wurde. Ginge es nach Casper Ruud, brauchte Kyrgios einen empfindlichen Denkzettel: „Ich bin nicht der einzige auf der Tour, der denkt, dass er mindestensfüreinhalbesjahrgesperrt werden sollte.“Vorerst wurden Kyr
Wenn irgendwo Skandale im Tennis auftauchen, darf man gerne davon ausgehen, dass Nick Kyrgios etwas mit der Sache zu tun hat. Auch eine Thiem-pressekonferenz und eine Umweltverschmutzung sorgten für Aufsehen.
gios allerdings nur die handelsüblichen Tagesstrafen aufgebrummt: 20.000 Euro für das Verhalten in diesemmatch, derentzugdespreisgeldes (33.365 Euro) und die Kosten für das Spielerhotel. Wann immer Kyrgios verhaltensauffällig wurde, ließ ihn die ATP ja ehermildedavonkommennachseinen Eklats und Tiraden und verhängte Strafen, die viele seiner (teils betroffenen) Kollegen als Witz bezeichneten. Dabei schwang die Hoffnung mit, der als kommende Nummer eins gehandelte Australier könne sich früher oder später charakterlich läutern – oderwenigstens auf schlimme Ausraster verzichten.
Dabei hatte Kyrgios am Rande des Römer Turniers auch schon ordentlich für Aufruhr gesorgt, in einem Podcast-interview, in dem er gegen einige seiner Berufskollegen gewaltig loslederte, wie immer inderrolledesanti-diplomaten. No
BESCHIMPFUNGEN.
vak Djokovic? „Einer, der alles tut, um geliebt zu werden und niemals an Federer herankommen wird.“Nadal? „Wohlwollend nur, wenn er gewinnt.“Nadals Ex-coach und Onkel Toni? „Ein Idiot.“Fernando Verdasco? „Seine Arroganz macht mich wahnsinnig.“
Kyrgios war auch Mitte August in Cincinnati zu einer Geldstrafe von 113.000 Dollar verurteilt worden, nachdem er sich in seinem Match gegen den Russen Karen Chatschanow mit Referee Fergus Murphy angelegt hatte, Rackets zertrümmert undsicheinenicht genehmigtetoilettenpause genommen und auch noch das Shakehands verweigert hatte.
VERURTEILT.
Auchdie French Open hatten ihren kleinen Skandal. Mittendrin war Dominic Thiem: Der Niederösterreicher und Vorjahresfinalist von Paris war mitten im Medientermin, als er wegen Serena Wil
SKANDALUMTHIEM.
liams, die die Anlage nach ihrer Niederlage rasch verlassen wollte, den Interviewraum Nummer eins verlassen musste. Zunächst setzte sich Dominic Thiem nochindenkleinerenraum, als er aber realisierte, wie er nun behandelt worden war, verließ er äußerst ungehalten den Raum und die Anlage. „Ich fasse es nicht, das ist ein Witz, oder? Ich bin ja kein Junior mehr“, meinte Thiem und konnte von der ITF-DAME nicht mehr vom Verlassen des Pressezentrums abgehalten werden. Zum damaligen Vorfall befragt, meinte die frühere Nummer eins der Frauen, dass sie gerne einen anderen Raum genommen oder ihre Pressekonferenz später abgehalten hätte. Auch sie sprach von einem Fehler der Organisatoren: „Sie hätten Thiem nicht rauswerfen dürfen. Das war nicht cool“, meinte Williams. Sie habe Thiemimmergemocht.„undichmag ihn noch immer. Er ist ein großartiger Spieler. Er ist unglaublich.“»
Paris-turnierdirektor Guy Forget hatte noch am Abend des Eklats Organisationsprobleme eingestanden.
Fabio Fognini sorgt während seines Drittrundenmatches in Wimbledonfürentsetzen: Es warnicht das erste Mal, dass der Italiener auffällig wurde. Der Italiener musste sich dem Amerikaner Tennys Sandgren in drei Sätzen (6:3, 7:6, 6:3) geschlagen geben. Doch nicht das Aus, sondern die Verlegung seines Matches auf Court 14 brachte den 32Jährigen zur Weißglut. „Verdammte Engländer, verdammt. Wirklich, verdammt“, rief Fogniniinseiner Muttersprache, wie englische Medien übereinstimmend berichten. Der an Position 12 gesetzte Tennis-profi maulte weiter: „Ich wünschte, in diesem Klub würde eine Bombe explodieren. Eine Bombe sollte hier explodieren.“
BOMBENSTIMMUNG.
Das Ufer an der Hamburger Alster. Ein herrlicher Ort mit Motiven aller Art. Auch zwei regierende French-open-sieger kann man dort hinstellen. Kevin Krawietz und Andreas Mies sind seit Paris vielleicht keine Weltberühmtheiten, aber doch so irgendwas wie neue, kleine Popstars in Deutschland. Der Polizei war’s egal. Nach diversen Pressegesprächen ließ man die Doppel-spezialisten am Rande des Hamburger Turniers Bälle in die Alster schlagen. Sah gut aus, zwei Polizisten gefiel’s nicht ganz so gut. Die Aktion musste abgebrochen werden, die Daten der beiden Paris-triumphatoren wurden aufgenommen. Da half keine Visitenkarte. „Sie können Weltmeister sein, hier wird jeder gleich behandelt“, erklärte ein Polizist. „Name und Adresse bitte.“die Bälle wurde aus der Alster gefischt, am Ende gab es doch keine Anzeige. „Ich habe die Herren,deren Namen ich wieder vergessen habe, ersucht, dasnichtmehrzumachen“, sagte der Polizist. „Das gilt für Schülerklassen wie für Tennisprofis.“„Das war keine gute Idee, das hatte ich gespürt“, war Krawietz einsichtig. Und nein, Guido Cantz, Moderator der Tv-show „Verstehen Sie Spaß?“, tauchte nicht auf. Die von Mitarbeitern des Veranstalters gesuchten Bälle hingegen schon. – HARALD OTTAWA
WASSERSPIELE.