FRENCH OPEN
Am11. Oktober staunte die Sportwelt über Sand-könig Rafael Nadal, der im Finale Novak Djokovic vorführte und den 13. (!) Paris-triumph feierte. Bei den Damen spielte sich Iga Swiatek ins Rampenlicht.
» Ein Termin Ende September; kalte, langsame Bedingungen; dadurch auch noch langsamere Bälle; wenige Zuschauer – alles war anders heuer in Roland Garros, im Mekka der Sandplatzspezialisten. Nein, alles war nicht anders: Rafael Nadal, dereingangsnochmitdenverhältnissen gehadert hatte, war noch ein bisserl besser als sonst und holte sich ohne Satzverlust den Titel. Vor allem was am 11. Oktober passierte, war einzigartig, überragend und phänomenal. Rafael Nadal wird diesen Tag dick in seiner Erfolgsliste unterstrichen haben, wie überhaupt in den Sportgeschichtsbüchern. Der Spanier schraubt mit seinem 13. Triumph den Rekord bei den French Open in die
Höhe und hat damit auch Roger Federer in der ewigen Grand-slam-liste eingeholt. Der 34-Jährige schlug in einem unerwartet einseitigen Endspiel die Nummer eins der Welt, den Serben Novak Djokovic, 6:0, 6:2, 7:5. Unfassbare Begleiterscheinung: Es war das 100. Mal, dass sich Nadal zu einem Sieg in Roland Garros gratulieren lassen durfte. Bei zwei Niederlagen. Seine Bilanz bei Sandspielen im Best-of-five-modus lautet nach Paris 125 Siege und zwei Niederlagen.
Als „Sportereignis desjahres“bezeichnete die deutsche Tennis-legende Boris Becker das Match. Weil der eine in Paris seit 2015 unbesiegt war, und weil der andere heuer noch kein Match verloren hatte. In der 56. Auflage war der Motor des Sandplatzkönigs sofort auf Touren, Nadal nahm Djokovic nicht weniger als drei Mal das Service ab.
SPORTEREIGNIS DES JAHRES.
Der Spanier gewann den ersten Satz 6:0, brauchte dafür aber 48 Minuten, Djokovic agierte nicht so chancenlos, wie es das Ergebnis ausdrückt. Ein „Nullerl“passierte Djokovic zuletzt im Vorjahr in Rom – auch gegen Nadal. Bei den French Open kassierte er zuletzt 2017 gegen Dominic Thiem die Höchststrafe.
Nadal blieb auf einem überragenden Niveau fast fehlerlos, Djokovic wurde ob der Dominanz des 34-Jährigen noch risikofreudiger, noch fehleranfälliger. Nadal spielte sein Spiel bei geschlossenem Dach noch ein bisserl besser als sonst runter und holte sich Satz Nummer zwei nach 47 Minuten. Djokovic, der die bislang letzte Partie in Rolandgarros gegen Nadal 2015 für sich entschieden hatte, war phasenweise Zuschauerdesgroßennadalaufdembesten Platz. Dabei spielte er gar nicht schlecht, sein Gegenüber war einfach noch ein bisschen besser als überragend. Das Niveau brachte trotz der Einseitigkeit eines der besten Endspiele in Paris. Dabei hatte der RanglistenZweite noch vor Turnierbeginn gejammert, dass die Bedingungen zu langsam und die Bälle zu schwer seien. Imdrittensatzlagdjokovicmitbreak zurück, pushte sich aber beim ReBreak und zeigte, dass er längst nicht aufgegeben hat. Es war dennoch der letzte Satz der 119. French Open – 7:5. „Es ist unglaublich“, sagte der unglaubliche Nadal, der sich bei seinem Team um Trainer Carlos Moya bedankte. „Ohne sie und meine Familie hätte ich diese Karriere nicht machen können.“Auch Roger Federer bekam Lob: „Er ist ein absoluter Sportsmann, ohne ihn hätte ich vieles nicht geschafft. Er hat es sich verdient.“
GROSSARTIGES NIVEAU.
Indenvergangenenbeidenjahrenwar jeweils Dominic Thiem im Endspiel gestanden. Dieses Mal reichte es nur für das Viertelfinale. Schon im Achtelfinale musste Österreichs Topmann und Nummer drei der Welt über die volle Distanz von fünf Sätzen gegen den Franzosen Hugo Gaston gehen, der Thiem teilweise mit seinen Stopps entnervte. Im Viertelfinale wartete mit Diego Schwartzman nicht nur ein Freund, sondern auch ein Riesenkämpfer. Der Argentinier siegte nach 5:08 Stunden schweißtreibender Arbeit 7:6 (1), 5:7, 6:7 (6), 7:6 (5) und 6:2. Thiem musste am Ende den Strapazen der vergangenen Wochen Tributzollen, dasmatchgingdennochals eines der hochklassigsten Spiele in die French-open-geschichte ein. „Es waren ziemlich brutale Bedingungen, eine richtige Achterbahn-fahrt“, resümierte Thiem. „Ich bin aber dennoch zuversichtlich für die nächsten Grand-slam-turniere, weil ich körperlich bis zum fünften Satz auf Topniveau spielen konnte.“
Stark präsentierte sich der erst 21-jährige Jurij Rodionov, der über die Qualifikation in
RODIONOVZEIGTE AUF.
denhauptbewerbmarschiertwarund dort den französischen Routinier Jérémy Chardy in fünf Sätzen besiegte. Dann war gegen den Slowaken Norbert Gombos Schluss. Dennis Novak war gegen den Deutschen Alexander Zverev eher chancenlos, Barbara Haas unterlag ebenfalls in Runde eins der Taiwanerin Hsieh Su-wei.
Jahrelang hatte Iga Swiatek davon geträumt, ein Grand-slam-turnier zu gewinnen. Zuerstwardasgroßelebenszielaufeis gelegt, weil sie die Schule fertigmachen wollte. Nun hat sie es geschafft, „unddas bei einem Turnier, das ich liebe“, sagt die 19-jährige Polin nach ihrem 6:4-6:1-Finalsieg über die amerikanische Australian-open-siegerin Sofia Kenin. Swiatek holte als erste Polin einen Grand-slam-sieg, sie schaffte dies übrigens ohne Satzverlust, nur 8:24 Stunden stand sie insgesamt auf dem Platz. – H. OTTAWA
POLNISCHER TRAUM.