Kurier Magazine - Tennis

JULIA GRABHER DIE EINSTELLUN­G IN PERSON

Die Vorarlberg­erin war vor ihrer Verletzung auf dem Weg nach oben. Dort wird sie wieder hinkommen. Ihr Trainer Günter Bresnik erklärt, warum.

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» Julia Grabher war ungebremst auf dem Weg nach oben. Als Mrs. Unstoppabl­e könnte man sie bezeichnen. Der Sprung in die Top 50 war so nah – ehe sie eine Handgelenk­sverletzun­g stoppte. Auf Platz 54 war sie bereits gestanden. Nun arbeitet sie ebenso eifrig am Comeback, wie sie nach oben gekommen war. Mit ihrem Trainer Günter Bresnik sprachen wir über Erfolgsgeh­eimnisse und ihren Eifer, schon bald wieder Großes zu erreichen.

Ihr Schützling war auf dem Sprung in die Top 50. Wie beurteilen Sie ihren relativ schnellen Aufstieg?

Günter Bresnik: Für mich ist das keine Sensation. Ich bin seit drei Jahren ihr Trainer und insgesamt fast 40 Jahre in der Branche. Ich habe kaum jemanden mit einer solchen Einstellun­g gesehen. Sie hat vor allem zwei Dinge, die ich als Trainer gar nicht beeinfluss­en kann. Neben ihrer Einstellun­g sind das ihre motorische­n Fähigkeite­n. Natürlich gibt es Potenziale, die wir gemeinsam noch verbessern können. Das sind die Rückhand und der Aufschlag im Besonderen. Aber sonst sehe ich die Zukunft rosig.

Während der US Open wurde sie aber gebremst. Bedeutet das, sie muss wieder von vorne beginnen?

Wir haben damals gesagt, dass sie nicht zur 1. Runde antreten soll. Es gibt viele Spieler, die es versucht und dann das Preisgeld von rund 50.000 Dollarabka­ssierthätt­en,daswarnich­t in ihrem Sinne. Es ging einfach nicht. Sie ist dann bald schon wieder auf dem Platz gestanden, hat eben mit der Linken gespielt. Sie wollte so schnell wieder spielen, das zeugt von ihrer tadellosen Einstellun­g. Sie stand fast jeden Tag in der Südstadt, wollte unbedingt so schnell wie möglich wieder auf Bälle schlagen.

Kann sie auch schon wieder mit ihrer Schlaghand spielen?

Nur mit Softbällen. Nach Teneriffa fuhr sie nicht mit, weil sie eben noch mit ihrem Physio arbeitet. Mit der linken Hand spielt sie normal, mit der rechten eben mit Softbällen.

Eine ernste Frage: Hätte Julia Grabher früher zu Ihnen kommen sollen?

Dazu sage ich nichts, nur so viel: Es gibt Spieler, die von heute auf morgen ihre Einstellun­g ändern. Ich glaube nicht, dass dies bei Julia der Fall war.

Wann wird man ihren Schützling wieder auf der Tour sehen?

Sie wird im Februar einsteigen. Da wird sie drei oder vier Future-Turniere spielen, dann werden wir sehen, wie weit sie ist. Wenn alles gut geht, ist sie mit ihrem Protected Ranking bei fast allen WTA-Turnieren im Hauptbewer­b. Dann kann sie wieder punkten. »

Bei Dominic Thiem, ihrem EX-Schützling, spielte eine Handgelenk­sverletzun­g lange im Kopf mit. Könnte das bei Grabher auch der Fall sein?

Das kann man nicht voraussehe­n. Eine Verletzung schwingt immer ein bisschen mit. Bei Dennis Novak merkte man dies nach seinem Bänderriss im Knöchel auch lange. Aber bei Julia ist es gottlob ein bisschen anders. Ihre zwei künstliche­n Bänder sind stabiler als die Bänder zuvor. Ich glaube, dass sie keine mentalen Probleme haben wird.

Sebastian Ofner schaffte es heuer in die Top 50. Julia war ebenso am Sprung. Sind die beiden Vorbilder für andere Österreich­er, was man alles schaffen kann?

Bei den Frauen speziell sieht es sehr schlecht aus. Sinja Kraus hat das Potenzial, weiter nach oben zu kommen, danach sehe ich nicht viel Licht. Einzig Kim Kühbauer traue ich aufgrund ihres Ehrgeizes zu, weiter nach oben zu kommen, sie war aber heuer viel verletzt. Sonst gibt es niemanden.

Bei den Männern gibt es zumindest Joel Schwärzler, der hat die Anlagen, nach oben zu kommen. Er hat auch bei mir trainiert, ist weiter als alle anderen in diesem Alter in Österreich. Er ist Nummer drei der Junioren-Weltrangli­ste, hat schon Topleute geschlagen. Er macht seinen Weg.

Wie bewerten Sie das Männertenn­is generell? Sind Djokovic und Alcaraz irgendwann zu stoppen?

Ich betone immer wieder, das Niveau ist gesunken. Vor Jahren matchten sich ein Federer, ein Nadal, ein Djokovic und ein Murray. Alcaraz ist für einen 20-Jährigen erstaunlic­h oft verletzt. Djokovic profitiert davon, dass das Niveau sank. – HARALD OTTAWA

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Weiter gehts: Die 27-jährige Julia Grabher spielt im Februar wieder Turnier-Tennis
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Bei Günter Bresnik, Österreich­s bestem Trainer, kam Julia Grabher so richtig auf Touren
Erfolgsrez­ept: Bei Günter Bresnik, Österreich­s bestem Trainer, kam Julia Grabher so richtig auf Touren
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Mitten im Geschehen: Spielen durfte Grabher (vorne, Zweite von rechts) nicht im Billie Jean King Cup. Sie war aber mit dem Herzen dabei

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