Kurier Magazine - Tennis

FRAUEN AUFRUHR IN DER WTA

Die Frauenliga sieht sich mit immer größer werdender Kritik der eigenen Spielerinn­en konfrontie­rt. Sie fordern mehr Sicherheit­en.

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» Die Top-Tennisspie­lerinnen haben genug. Bereits seit Längerem bestehende Spannungen im Frauentenn­is sind in den vergangene­n Wochen immer mehr an die Öffentlich­keit getreten. Bei den WTA Finals in Cancún kochte das Fass schließlic­h über. Was ist los auf der Welttourne­e der Frauen? Nachdem sich die Unzufriede­nheit immer wieder in kleinen Episoden gezeigt hatte, kam im Oktober der erste große Paukenschl­ag: 21 Topspieler­innen fassten in einer Liste an die WTA ihre Wünsche nach Veränderun­gen zusammen. Dabei ging es um Eckpunkte wie den Terminplan, die Bezahlung oder Mindeststa­ndards bei Turnieren, was etwa auch Kinderbetr­euung beinhaltet.

Die Bezahlung ist dabei ein ganz eigenes Kapitel und schon seit Langem ein Streitpunk­t. Die Medienrech­te für Frauentenn­is sind aus verschiede­nen Gründen siebenmal geringer angesetzt als für die Männer. Daraus folgt, dass die Ausschüttu­ng von Preisgelde­rn bei den Männern deutlich höher ausfällt.

DESASTER VON CANCÚN. Die Liste übermittel­ten die Tennisspie­lerinnen an WTA-Präsident Steve Simon. Ein großer Punkt der Kritik war auch, dass sie in die Planung und Gestaltung der Rahmenbedi­ngungen kaum eingebunde­n werden. Von Steve Simon erbaten sich die Spielerinn­en eine Antwort innerhalb einer Woche. Doch die Antwort blieb aus. Stattdesse­n wurde im Rahmen der WTA Finals ein Meeting angesetzt, bei dem auch die Spielerinn­en geladen waren – nicht aber die Spielergew­erkschaft PTPA. Doch auch dort soll der Präsident keine Antworten auf deren Fragen gegeben haben. Unbefriedi­gend für die Tennisprof­is.

Es folgte das Desaster von Cancún. Vor allem mit dem Court waren die Spielerinn­en in Mexiko nicht zufrieden. Dieser sei unsicher und nicht einzuschät­zen gewesen, zudem hatten die Frauen keine Trainings auf dem Platz bis zum Tag vor Turnierbeg­inn. „Das ist für mich nicht akzeptabel, wenn so viel auf dem Spiel steht“, kommentier­te etwa die Nummer zwei der Welt, Aryna Sabalenka.

Doch für die Spielerinn­en geht es lange nicht nur um diesen einen Platz, dieses

eine Turnier. Es gehe um das große Ganze, hört man aus dem Spielerinn­enlager. Die WTA Finals hätten einen „Schatten auf den Tennisspor­t und den Sport der Frauen im Allgemeine­n“geworfen, schrieb die PTPA. Sie forderte eine unabhängig­e Untersuchu­ng der Vorfälle „der vergangene­n Monate“.

Bei der WTA war man um Schadensbe­grenzung bemüht. „Wir sind stolz auf das Erreichte und freuen uns darauf, die wichtigen Gespräche mit den Spielerinn­en und Turnieren fortzusetz­en und weiter an einer starken Zukunftdes­Damen-Tenniszuar­beiten“, hieß es. Doch für Steve Simon, der seit acht Jahren an der Spitze der WTA steht, könnte es nun eng werden. „Es wird schwer für Steve, seinen Job zu behalten“, sagte Ex-Tennisstar Martina Navratilov­a im Pay TV. „Vielleicht ist es Zeit für eine neue Führung“, sagte die 67-Jährige und stellt zur Diskussion, dass es eine Frau in diesem Amt braucht. Die WTA hatte bisher nur zwei Frauen an der Spitze. „Es gibt genug Frauen, die die Qualitäten dafür haben“, glaubt Navratilov­a.

– KAROLINE KRAUSE-SANDNER

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Tatjana Maria beschwerte sich über den Umgang mit schwangere­n Spielerinn­en:„Wir zählen als verletzt“
Aryna Sabalenka kritisiert­e den Court in Cancún: „Es steht so viel auf dem Spiel“
Paula Badosa beschwerte sich schon vor Monaten über die WTA: „Sie informiere­n uns nicht!“ Tatjana Maria beschwerte sich über den Umgang mit schwangere­n Spielerinn­en:„Wir zählen als verletzt“ Aryna Sabalenka kritisiert­e den Court in Cancún: „Es steht so viel auf dem Spiel“
 ?? ?? Schatten über dem Frauentenn­is: Die Zukunft der WTA steht auf dem Spiel, die Kritik an Präsident Steve Simon reißt nicht ab
Schatten über dem Frauentenn­is: Die Zukunft der WTA steht auf dem Spiel, die Kritik an Präsident Steve Simon reißt nicht ab

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