BLICK NACH DEUTSCHLAND ENDE GUT, BEI GOTT NICHT ALLES GUT
Alexander Zverev fand nach einem schwachen Comeback immer mehr seine Hochform, Laura Siegemund wurde im November im Doppel Weltmeisterin. Davor war es eher durchwachsen.
» Es war kurz vor dem Start des ATPTurniers in Halle, als Alexander Zverev über die Lage im deutschen Herrentennis sprach. Andere hatten ihm in jenen Frühlingswochen die Show und die Schlagzeilen gestohlen, JanLennard Struff etwa, der bis ins Finale des Masters in Madrid vorgestoßen war. Aber auch Akteure aus der zweiten Reihe wie Yannick Hanfmann oder Daniel Altmaier.
„Es macht mich glücklich, das zu sehen. Das ist ein Gewinn für alle im Tennis bei uns“, sagte Zverev, „es ist nicht so, dass ich allein die Fahne hochhalten muss.“Und was war mit ihm selbst, mit dem Olympiasieger? „Das Ganze ist so lala bisher, sehr durchwachsen“, sagte er damals, nach den ersten gut fünf Monaten in seiner harten Comeback-Saison, „es ist noch großer Raum, besser zu werden, sich zu steigern.“Doch als sich das Tennisjahr
2023 allmählich dem Ende zuneigte, war Zverev doch wieder in der Erfolgsspur angelangt – und der Mann, der um Titel und Pokale auch auf ganz großen Bühnen kämpfte. Nach dem äußerst schwierigen ersten Halbjahr in dieser komplexen Spielserie konnte sich der 26-Jährige einmal mehr für die Finals in Turin qualifizieren, war damit amtlich verbrieft einer der acht besten Profis der Saison. Er spiele das schlechteste Tennis „seit 2015, 2016“, hatte Zverev im Mai noch über sich gesagt, nach einem niederschmetternden Auftritt in Rom – jetzt indes konnte der Hamburger nach einer trotzigen und energischen Aufholjagd im WM-Rennen konstatieren, „dass ich auch nach allen Rückschlägen und Enttäuschungen weiter an mich geglaubt und mir das Ticket verdient habe“. Im Herrentennis spielte Zverev national zuletzt wieder die erste Geige – während der Rest der männlichen deutschen Profis ordentlich spielte, aber auch keine Glanzleistungen produzierte. Immerhin standen fünf deutsche Profis kurz vor Toresschluss der Saison 2023 wieder unter den Top 100. Auch der verletzte und anfangs schwer wieder in Tritt gekommene Struff fand wieder eine gewisse Stärke zurück. Peter Gojowczyk, auch schon Daviscup-Mann, beendete im November seine Karriere.
TRIUMPH EINER VETERANIN. Bei den deutschen Frauen sorgte auf den letzten Metern der Spielzeit Veteranin Laura Siegemund (35) für einen echten Coup – als erste schwarz-rot-golden eingefärbte Doppel-Weltmeisterin, zusammen mit ihrer 39-jährigen Partnerin Wera Swonarjowa. Inmitten der chaotischen Irrungen und Wirrungen im mexikanischen Cancún, diesem WM-Trauerspiel, behielten die beiden Altmeisterinnen kühlen Kopf und ließen höher eingeschätzte Konkurrenz hinter sich. Es war ein Lebenszeichen nach Monaten, in denen wenig Positives zu vermelden gewesen war und Hoffnungsträgerinnen wie Jule Niemeier (2022 noch im WimbledonViertelfinale) in der Krise steckten. Ausgerechnet die vom DTB oft ignorierte Hamburgerin Tamara Korpatsch gewann im Herbst ihren ersten WTA-Titel im rumänischen Cluj. Dem DTB warf sie wegen ihrer NichtNominierung für die Finalrunde im Billie Jean King Cup vor, „schlecht dargestellt zu werden“. «