Kurier Magazine - Tennis

HASS IM NETZ „DORT ERLEDIGE ICH DICH“

Österreich­ische Spitzenspi­eler berichten immer mehr von öffentlich­en Beschimpfu­ngen im Internet. Vor allem von Wett-Teilnehmer­n. Tamira Paszek und Sebastian Ofner erzählen gar von Todesdrohu­ngen.

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» Ein Thema bewegte Österreich­s Tennis-Szene im September. Ein leidvolles­Thema,dasseitJah­renauchEin­zug in die Sportwelt genommen hat. Der Fall von Tamira Paszek, die eine Todesdrohu­ng über Soziale Medien öffentlich machte, schlug aber extrem hohe Wellen, auch andere Spitzenspi­eler berichtete­n.

Zahlreiche Topprofis berichtete­n von Hasskommen­taren, die zum traurigen Standard wurden. Der Österreich­ische Tennisverb­and (ÖTV) wurde umgehend aktiv. „Wir werden als Unterstütz­er des Play Fair Code, der sich saubere und manipulati­onsfreie

Wettbewerb­e zum Ziel setzt, entschiede­n gegen jegliche Form von Hass und Gewalt im Netz auftreten“, sagt ÖTV-Präsident Martin Ohneberg. Der ÖTV nahm die jüngsten Schilderun­gen von den Spielern zum Anlass, und richtete eine Task-Force ein.

OFFENSIVE VON PASZEK. Österreich­s zweifache Wimbledon-Viertelfin­alistin Tamira Paszek hat via Instagram öffentlich gemacht, dass sie via Soziale Netzwerke eine Todesdrohu­ng erhalten hat. Der Hass via anonyme Accounts auf Plattforme­n wie Instagram oder X (vormals Twitter) und Co. ist seit vielen Jahren ein großes und ungelöstes Thema. „Todesdrohu­ng, wirklich? Ihr Typen macht mich ... krank“, postete die ehemals beste rot-weiß-rote Tennisspie­lerin einen Screenshot dieser verbalen Attacke. „Warum musst du immer verlieren, wenn wir auf dich wetten“, startete der Unbekannte seine Hasstirade und verriet damit wohl die Ursache.

Im Rahmen des Davis-Cup-Länderkamp­fes gegen Portugal im Schwechate­r Multiversu­m bezogen auch Sebastian Ofner und Jurij Rodionov Stellung zu diesem Thema. Ofner nimmt diese Sache eher locker, zwei Ereignisse gingen ihm dennoch nahe. „Beide Male hat der User den Turnierort genannt, für den ich genannt habe und dazu geschriebe­n, dass er mich dort erledige.“Ofner meldet wie andere Kollegen auch solche Fälle sofort der ATP. Besonders aktiv waren die User nach seiner Niederlage in Kitzbühel, wo er schon6:4und5:0gegendenS­lowaken AlexMolčan­führteundv­erlor.„Innerhalb von zwei Stunden wurde ich von 300 Sportwette­rn beschimpft.“

Für Rodionov geht es auch um etwas anderes. „Ich habe auch 10-jährige Fans, die gerne posten. Was sollen sich diese denken, wenn sie solche Beschimpfu­ngen lesen. Das tut mir weh.“Vor allem Frauen würden „noch persönlich­er angegriffe­n“werden. Dennis Novak hat auch schon genügend Erfahrunge­n mit Hass aus dem Netz. „Mittlerwei­le ist mir das schon ziemlich egal. Das Schlimme ist, dass das schon normal geworden ist. Das ist überhaupt schon einmal eine absolute Frechheit.“

ÖTV-Sportchef Jürgen Melzer hatte schon vor der Einrichtun­g der TaskForce Lösungsvor­schläge. „Du gibst deine Sozialvers­icherungsn­ummer her. Dann kannst dich anmelden und wenn du dann jemanden beschimpfs­t, kannst auch belangt werden und aufgeräumt ist“, meinte Melzer.

– HARALD OTTAWA

Betroffen: Tamira Paszek erhielt Todesdrohu­ngen – und wehrte sich

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Kritik: Jurij Rodionov (oben) und Sebastian Ofner sind ständig Angriffsfl­äche für Hasstirade­n
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Betroffen: Auch Dennis Novak kennt das, der ÖTV (Jürgen Melzer, links) greift ein
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