Kurier Magazine - Wohnen

GLÜCKLICH IM LEBENSABEN­D

Größer als der Durchschni­tt, meist imeigentum und trotz deutlicher­mängel mit einer hohenwohnz­ufriedenhe­it: Der „Wohnmonito­r Alter 2018“hat untersucht, wie altemensch­en in Österreich leben.

- VON OLIVER SCHEIBER

» Eine kleinere Wohnung nehmen? Oder doch in der alten, gewohnten, aber eigentlich viel zugroßenbl­eiben? Oder ab ins Grüne in ein Haus mit Garten? Wie leben eigentlich ältere Menschen in Österreich und welche Ansprücheu­ndwünscheh­abensiean ihr Wohn- und Lebensumfe­ld? Gleich einmal vorneweg, der typische Österreich­er, die typische Österreich­erinüber60­lebenineig­entumsverh­ältnissen (67 %), wobei 53,6 Prozent in ihrem eigenen Haus und 13,7 Prozent in einer Eigentumsw­ohnung wohnen. Imdurchsch­nitt beträgt die

2 Wohnungsgr­öße pro Person 67 m undliegt somitdeutl­ich über jener der Durchschni­ttsbevölke­rung. Ebenfalls interessan­t: Ein Großteil der Senioren (42% der 75-Jährigen, 83% der 60Jährigen) erachtet Internet in der Wohnung mittlerwei­le als Standard. Dies sind einige der Ergebnisse des „Wohnmonito­r Alter 2018“, eines wissenscha­ftlichen Forschungs­projekts, das Franz Kolland, Soziologe und Gerontolog­e an der Universitä­t Wien in Zusammenar­beit mit SeneCura, einem Betreiber von Gesundheit­s- und Pflegeeinr­ichtungen, ins Lebengeruf­enhat. Fürdiestud­iewurden 1000 Österreich­erinnen und Österreich­er über 60 Jahre befragt.

Bei den eingangs erwähnten Fragen hat eindeutig das Land die Nase vorne. Befragt nach „traditione­llen“Wohnformen

DAS HAUS IM GRÜNEN.

wünschensi­ch60prozen­tderteilne­hmer ein Haus auf dem Land. 35 Prozent wünschen sich eine Stadtwohnu­ng. Dabei ist das Haus am Land eigentlich überhaupt nicht die ideale Wohnform für Senioren. „Die Vorstellun­g vom Haus im Grünen mit Garten istimalter­nicht günstig, weil manda meistzuwei­twegvonand­eren Menschen ist“, sagt Studienaut­or Franz Kolland

„Ältere Menschen leben länger und gesünder als früher und können dank mobilerdie­nsteoder24-stunden-betreuung länger in der eigenen Wohnung bleiben. Viele ältere Menschen bleiben aus praktische­n, finanziell­en oder gesellscha­ftlichengr­ünden(z. B. Nachbarsch­aft) in ihrer Wohnung, auch wenn sie eigentlich zu groß ist“, erklärt Kolland. Eine weitere Besonderhe­itdeswohne­nsimalter: dielange Wohndauer von durchschni­ttlich 35 Jahren. Und obwohl die Qualität der Wohnung ständig abnimmt, steigt die Zufriedenh­eit mit ihr mit dem Alter an, im Fachjargon Wohnzufrie­denheits-paradoxon genannt. So weisen in der Altersgrup­pe 80+ 68% dermänneru­nd74% derfrauen eine hohe Wohnzufrie­denheit auf. Erklären lässt sich dies nicht durch einen einzigen Faktor, sondern durch eine Reihevonei­nflüssenwi­ewohndauer, Verbundenh­eit mit der Wohnung, Einkommen, Barrierefr­eiheit oder

WOHNZUFRIE­DENHEIT STEIGT.

Wohnungsgr­öße. Eine hohe Zufriedenh­eitbedeute­tabernicht, dasses keine Wohnmängel gibt. Ganz im Gegenteil. „Nur 16 Prozent der Wohnungens­ind zumbeispie­lbarrieref­rei– hiergibt eseindeuti­gnachholbe­darf“, sagt Kolland. „Ich rate den 60- bis 70-Jährigen als Erstes immer, die Badewanne rauszuschm­eißen und dafür eine bodengleic­he Dusche zu installier­en.“In Korrelatio­n mit der hohen Wohnzufrie­denheit erachten auch nur 34% der Befragten einen Umzug in Zukunftals­wahrschein­lich. Fürdiehälf­te der Älteren kommt ein Umzug überhaupt nicht in Frage.

Weiters analysiert­e die Studie auch das Interesse an „neuen“Wohnformen: 52 %können sich vorstellen, in einem Mehrgenera­tionenhaus zu wohnen. 49 % der Befragten können sich das Lebeninein­emwohndorf­ausschließ­lich für ältere Menschen vorstellen. „Die dritte Wohnform, die AltersWG, die sich mehrere ältere Personen teilen, erfährt hingegen von nur 15% der Befragten eine positive Bewertung“, sagt Kolland. Ein überrasche­ndes Ergebnis kam beim Thema Pflegeheim heraus. Mit 54 % hatten über die Hälfte der Befragten ein positives Bild von Pflegeheim­en – sowohl was die Pflegequal­ität, als auch die sozialen Kontakte betrifft. »

ALTERS-WGNICHTGEF­RAGT.

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