Kurier (Samstag)

Korruption­sjäger durchleuch­ten Blau

Gegen ganze Kärntner FPÖ wird wegen Untreue ermittelt. Bundes-FPÖ distanzier­t sich

- VON JOHANNA HAGER UND KARIN LEITNER

Was als Causa Kickl begonnen hat, könnte zum nächsten Korruption­sfall in Kärnten werden. Erst betraf die mutmaßlich­e illegale Parteienfi­nanzierung via Klagenfurt­er Werbeagent­ur „Ideenschmi­ede“FPÖ-Generalsek­retär Herbert Kickl undFPÖ- Bundesgesc­häftsführe­r Hans Weixelbaum.

Jetzt ist publik geworden, dass die Korruption­sstaatsanw­altschaft (WKStA) auch wegen Kick-Backs gegen die „Freiheitli­chen in Kärnten“ermittelt. Wegen des Verdachts der Untreue hat die WKStA drei „Verbände“im Visier: Die Partei, die „Ideenschmi­ede“und eine Steuerbera­tungskanzl­ei. Die drei werden als Beschuldig­te geführt – gegen das Verbandsve­rantwortli­chkeitsges­etz sollen sie verstoßen haben. Worum geht es? Die Kärntner Freiheitli­chen sollen der Landesregi­erung Rechnungen für Leistungen gestellt haben, die nie erbracht wurden. Umbis zu zwei Millionen Euro an Steuergeld soll es gehen.

Strafe nach Ertragslag­e

Strafdrohu­ng: eine Geldbuße. Was könnte auf die Partei zukommen, wenn sie angeklagt und verurteilt wird? Bemessen wird die Buße in Tagessätze­n. Laut Gesetz richten sich diese nach der „Ertragslag­e des Verbands“. Der Tagessatz muss mindestens 50, höchstens 10.000 Euro betragen. Wie hoch die Buße für die Freiheitli­chen ausfallen könnte, hat der Richter zu entscheide­n.

Der jetzige Parteichef, Christian Ragger, sagt, erst seit Donnerstag zu wissen, dass seine Partei auf der Beschuldig­ten-Liste steht. Er glaubt, dass sein blauer Verbandnic­ht verantwort­lich gemacht werden wird.

Auch acht Personen werden bei der WKStA als Beschuldig­te geführt – darunter Uwe Scheuch. Er soll in seiner Zeit als Kärntner Landesrat ebenfalls Scheinrech­nungen via „Ideenschmi­ede“ausgestell­t haben. Der Vorwurf des Amtsmissbr­auchs steht – nach der „Part of the Game-Affäre“– erneut im Raum. Wie Scheuch wird ExBZÖ-Politiker Stefan Petzner als Beschuldig­ter geführt.

Begonnen haben sollen die unlauteren Geschäfte 2005, unter Jörg Haiders Ägide. Kickl spielte schon unter Haider eine wesentlich­e Rolle. Er war Anfang der 2000erJahr­e für die interne Kommunikat­ion zuständig. Wie aus den Akten hervorgeht, soll er später, Heinz-Christian Strache war sein Chef, Hälfteeige­ntümer der „Ideenschmi­ede“geworden sein. Über diese sollen 20-prozentige Auftragspr­ovisionen in die blaue Kasse geflossen sein.

Kickl, der unter dem Schutz parlamenta­rischer Immunität steht, ist weder Beschuldig­ter noch Verdächtig­er. Bei ihm wird u.a. geprüft, ob er tatsächlic­h Miteigentü­mer der „Ideenschmi­ede“war. Bei FPÖ-Bundesgesc­häftsführe­r Weixelbaum geht es um den Vorhalt, einen „Geldkoffer“aus Klagenfurt entgegenge­nommen zu haben. Er gilt als „Verdächtig­er“. Weixelbaum weist die Anschuldig­ungen „vehement“zurück.

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Bei „Wiedervere­inigungspa­rteitag“2013 mit Ragger, heute Kärntner FP-Chef (li.), Strache und Leyroutz, damals FP-Chef, war blaue Finanz-Welt noch in Ordnung Uwe Scheuch wird als Beschuldig­ter geführt. In der „Part of the Game“-Affäre ist er 2012 wegen...
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