Showdown in L’Alpe d’Huez
Auf dem legendären Anstieg wird heute die Tour de France entschieden
Es ist ein ungeschriebenes Gesetz der Tour de France: Wenn der Mann im Gelben Trikot stürzt oder einen Defekt hat, wird er nicht attackiert. Vincenzo Nibali hielt sich gestern nicht an diese Regel. Als Chris Froome am Anstieg zum Col de la Croix de Fer ein Problem mit der Schaltung hatte, griff der Italiener an. Der Vorjahressieger der Tour zog durch und gewann die Etappe nach 138 Kilometern und einer Bergankunft in La Toussuire.
Der verärgerte Froome verlor 1:13 Minuten, verteidigte aber sein Gelbes Trikot. Aufgeholt hat der Zweite Nairo Quintana, ihm fehlen nun 2:38 Minuten auf Froome.
Entschieden wird die Tour auf der heutigen Königsetappe, am legendären Anstieg nach L'Alpe d'Huez (ab 12.15/ Eurosport). Zum 29. Mal ist der Wintersportort auf 1850 Metern Etappenziel bei der Tour. Die Namen der Etappensieger sind auf den 21 Kehren verewigt, nummeriert sind die Kehren von 21 rücklaufend. Nach Nummer 1 wird der Gesamtsieger der Tour de France feststehen, da auf der Fahrt nach Paris am Sonntag das Gelbe Trikot nicht mehr angegriffen wird.
Seit Tagen stehen Zelte und Wohnmobile am Berg. Mehr als eine halbe Million Zuschauer werden die letzten 13,8 Kilometer bis ins Ziel säumen, den Fahrern bleibt oft nur eine ganz schmale Gasse. L’Alpe d’Huez war schon mehrmals große Bühne für die Größten des Sports. 1952 war Fausto Coppi der erste Sieger in L’Alpe d’Huez; 1978 ging die Vorherrschaft von Eddy Merckx zu Ende und Etappensieger Michel Pollentier (FRA) versuchte die Dopingjäger mit einem unter der Achsel versteckten Urinbeutel zu überlisten;
versöhnten sich Greg LeMondundBernardHinault und kamen Arm in Arm über die Ziellinie; 1997, in der EPO-Hochzeit, fuhr Marco Pantani den Berg in 37:35 Minuten hinauf, der Rekord besteht bis heute;
täuschte Lance Armstrong einen Schwächeanfall vor – und übertölpelte den Deutschen Jan Ullrich;
sollen gar eine Million Fans beim Bergzeitfahren an der Strecke gestanden sein.
Drei österreichische TourHaudegen haben schon Bekanntschaft mit dem legendären Anstieg gemacht – und machten sich in Wien Gedanken über das berühmteste Radrennen der Welt: ATP-Tour. Aufgrund der mangelnden Präsenz darf man schon von einem besonderen Ereignis sprechen, wenn einander zwei Österreicher bei einem ATP-Turnier gegenüberstehen. Dass dies im kroatischen Badeort Umag erst im Viertelfinale passierte, spricht für die beiden besten Österreicher. Der Beginn war hochklassig, das Ende eher weniger: Dominic Thiem, zuletzt bei der 2:3Niederlage gegen die Niederlande in schwacher Form, profitierte von einer Aufgabe von Andreas Haider-Maurer, zuletzt bei der 2:3-Niederlage gegen die Niederlande in guter Form. Thiem hatte bei großer Hitze 6:7, 6:1, 3:0 geführt, ehe der Waldviertler von Knie- und Kreislaufproblemen geplagt wurde. Vor zwei Tagen kämpfte HaiderMaurer noch mit Fieber.
Thiem darf damit weiterhin von seinem zweiten ATPTitel nach Nizza (im Mai) träumen. Vorerst wartet im Semifinale der Sieger aus der Partie Gaël Monfils gegen Philipp Kohlschreiber (nach Redaktionsschluss, Anm.), 90 Punkte sind ihm aber bereits sicher. Der 21-Jährige ist als Nummer 26 ohnehin so gut wie nie zuvor platziert – vor ihm steht kein jüngerer Spieler im Ranking. Haider-Maurer ist erneut Top-60-Spieler.
Rückkehr nach Kitz’
Beide Herren werden übrigens nach Kitzbühel zurückkehren. Drei Wochen nach besagter 2:3-Niederlage gegen die Niederländer schlagen die beiden Niederösterreicher beim Generali Open auf. Mit von der Partie ist ab 3. August mittels Wild Card auch Routinier Jürgen Melzer.