Schüsse auf Asylwerber
Sieben Personen durch Softgun-Attacke verletzt / Massenschlägerei in Traiskirchen
In der aufgeheizten Stimmung des heillos überfüllten Flüchtlingslagers Traiskirchen dürfte am Donnerstagabend ein Tropfen genügt haben, der das Fass zum Überlaufen brachte. Im Zuge eines harmlosen Fußballspiels wurde eine somalische Asylwerberin von einem Ball getroffen und an einem Finger verletzt. Daraufhin eskalierte die Lage – somalische und afghanische Asylwerber gingen aufeinander los.
Eine Gruppe Somalier flüchtete aus dem Lager in eine nahe Moschee. Daraufhin verlagerte sich der Tumult auf die Straße. „Es sind bereits an die 4000 Flüchtlinge im Lager. Da ist klar, dass die Lage irgendwann außer Kontrolle gerät“, meint ein Polizist.
Weil bis zu 300 Personen an den gewalttätigen Ausschreitungen beteiligt waren, wurden Polizeistreifen aus ganz NÖ zur Verstärkung gerufen. Als Folge waren in einigen Landesteilen Polizeiinspektionen unbesetzt.
Rund 100 Beamte brachten die Situation kurz nach Mitternacht wieder unter Kontrolle. Es gab zahlreiche Sachschäden, eine Polizistin wurde verletzt.
Schüsse aus Auto
Beinahe zeitgleich mit der Eskalation in Traiskirchen kam es vor einer von 250 Asylwerbern bewohnten Sporthalle der Arena Nova in Wiener Neustadt zu einem Schussattentat auf Flüchtlinge. Eine zehnköpfige Gruppe von Männern wurde aus einem roten Kastenwagen heraus mit Softgun-Maschinenpistolen beschossen. „Sieben Flüchtlinge erlitten Schwellungen und Hämatome und mussten im Krankenhaus behandelt werden“, sagt RotkreuzSprecher Andreas Zenker.
Am Tatort wurde Plastikmunition sichergestellt. Es dauerte auch nicht lange, da gelang es der Polizei die Täter auszuforschen. Ein junger Wiener Neustädter lieferte die entscheidenden Hin- weise. „Ich bin in der Nacht zuvor an derselben Stelle aus dem Auto heraus beschossen worden“, schildert Günter Sladek. Er glaubt, dass die Schützen ihn womöglich auch für einen Flüchtling hielten.
Ob das Attentat einen rassistischen Hintergrund hat, ist unklar. Die Ermittlungen übernahm das Landesamt für Verfassungsschutz. Die vier ausgeforschten Männer sind zwischen 18 und 20 Jahre alt, stammen aus Wr. Neustadt und Umgebung und wollen wahllos geschossen haben.
Zelthalle geräumt
Nur eine Woche, nachdem auf dem Nova-Rock-Gelände in Nickelsdorf eine „Sammelstelle“für Flüchtlinge eingerichtet wurde, musste die 1200 m² große Zelthalle wieder geräumt werden. Laut BH Neusiedl am See war die Unterbringung nicht rechtskonform, unter anderem wegen Widmungsproblemen. Am Freitag wurde ein Ersatzquartier auf dem Gelände des Polizeikooperationszentrums in Nickelsdorf adaptiert.
Innenministerin Johanna Mikl-Leitner (VP) verteidigt indes ihren Vorschlag, bei der Unterbringung von Flüchtlingen die Standards herunterzuschrauben. Sie verweist auf Asylwerber, die de facto obdachlos seien. Gerade bei alleinstehenden jungen Männern solle es möglich sein, dass Quartiere mit 6Bett-Zimmern angenommen werden können. Derzeit liegt die Grenze bei fünf Betten.