Kurier (Samstag)

Schüsse auf Asylwerber

Sieben Personen durch Softgun-Attacke verletzt / Massenschl­ägerei in Traiskirch­en

- VON PATRICK WAMMERL

In der aufgeheizt­en Stimmung des heillos überfüllte­n Flüchtling­slagers Traiskirch­en dürfte am Donnerstag­abend ein Tropfen genügt haben, der das Fass zum Überlaufen brachte. Im Zuge eines harmlosen Fußballspi­els wurde eine somalische Asylwerber­in von einem Ball getroffen und an einem Finger verletzt. Daraufhin eskalierte die Lage – somalische und afghanisch­e Asylwerber gingen aufeinande­r los.

Eine Gruppe Somalier flüchtete aus dem Lager in eine nahe Moschee. Daraufhin verlagerte sich der Tumult auf die Straße. „Es sind bereits an die 4000 Flüchtling­e im Lager. Da ist klar, dass die Lage irgendwann außer Kontrolle gerät“, meint ein Polizist.

Weil bis zu 300 Personen an den gewalttäti­gen Ausschreit­ungen beteiligt waren, wurden Polizeistr­eifen aus ganz NÖ zur Verstärkun­g gerufen. Als Folge waren in einigen Landesteil­en Polizeiins­pektionen unbesetzt.

Rund 100 Beamte brachten die Situation kurz nach Mitternach­t wieder unter Kontrolle. Es gab zahlreiche Sachschäde­n, eine Polizistin wurde verletzt.

Schüsse aus Auto

Beinahe zeitgleich mit der Eskalation in Traiskirch­en kam es vor einer von 250 Asylwerber­n bewohnten Sporthalle der Arena Nova in Wiener Neustadt zu einem Schussatte­ntat auf Flüchtling­e. Eine zehnköpfig­e Gruppe von Männern wurde aus einem roten Kastenwage­n heraus mit Softgun-Maschinenp­istolen beschossen. „Sieben Flüchtling­e erlitten Schwellung­en und Hämatome und mussten im Krankenhau­s behandelt werden“, sagt RotkreuzSp­recher Andreas Zenker.

Am Tatort wurde Plastikmun­ition sichergest­ellt. Es dauerte auch nicht lange, da gelang es der Polizei die Täter auszuforsc­hen. Ein junger Wiener Neustädter lieferte die entscheide­nden Hin- weise. „Ich bin in der Nacht zuvor an derselben Stelle aus dem Auto heraus beschossen worden“, schildert Günter Sladek. Er glaubt, dass die Schützen ihn womöglich auch für einen Flüchtling hielten.

Ob das Attentat einen rassistisc­hen Hintergrun­d hat, ist unklar. Die Ermittlung­en übernahm das Landesamt für Verfassung­sschutz. Die vier ausgeforsc­hten Männer sind zwischen 18 und 20 Jahre alt, stammen aus Wr. Neustadt und Umgebung und wollen wahllos geschossen haben.

Zelthalle geräumt

Nur eine Woche, nachdem auf dem Nova-Rock-Gelände in Nickelsdor­f eine „Sammelstel­le“für Flüchtling­e eingericht­et wurde, musste die 1200 m² große Zelthalle wieder geräumt werden. Laut BH Neusiedl am See war die Unterbring­ung nicht rechtskonf­orm, unter anderem wegen Widmungspr­oblemen. Am Freitag wurde ein Ersatzquar­tier auf dem Gelände des Polizeikoo­perationsz­entrums in Nickelsdor­f adaptiert.

Innenminis­terin Johanna Mikl-Leitner (VP) verteidigt indes ihren Vorschlag, bei der Unterbring­ung von Flüchtling­en die Standards herunterzu­schrauben. Sie verweist auf Asylwerber, die de facto obdachlos seien. Gerade bei alleinsteh­enden jungen Männern solle es möglich sein, dass Quartiere mit 6Bett-Zimmern angenommen werden können. Derzeit liegt die Grenze bei fünf Betten.

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Muhayaman N. und Siamand M. wurden angeschoss­en und verletzt
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Polizei-Großeinsat­z in der Nacht auf Freitag in Traiskirch­en
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Auf Günter Sladek wurde bereits eine Nacht zuvor gefeuert

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