Herheims Bregenzer Geniestreich
Der norwegische Regisseur zeigt die Offenbach-Oper als phänomenale Travestieshow
heim als Offenbach gezeichnet. Nicht so billig, wie es tags zuvor Marelli mit Calaf als Puccini gemacht hatte, sondern hintergründig, raffiniert, präzise schon zu Beginn, wenn er mit seinem Cello auf die Bühne kommt. Und Mortagne spielt all das und noch viel mehr (bis hin zum Gondoliere) grandios.
Die Showtreppe verwandelt sich in Luthers Weinkeller und zum physikalischen Kabinett – dort entspringen die Puppen dem (leicht abgewandelten) Gemälde „Der Ursprung der Welt“von Gustave Corbet. Auch der Venedig-Akt gelingt verblüffend gut.
Der Fluch der Technik
Die Bühne (Christof Hetzer) ist aber so aufwendig, dass einmal wegen eines technischen Problems fünf Minuten lang unterbrochen werden muss. Das passiert während der Kleinzack-Arie und zeigt, wie aufregend ein Live-Spektakel sein kann.
Die Sänger spielen auch alle mit Hingabe. Kerstin Avemo ist eine famose Olympia und teilt sich in dieser eigenwilligen Fassung mit Mandy Fredrich, der schön phrasierenden Antonia, die Partie der Giulietta. Rachel Frenkel ist hier geradezu ideal als Muse und Nicklausse. Daniel Johansson gibt alles als Hoffmann, in der Höhe klingt er manchmal recht angestrengt. Michael Volle füllt die Partien der Bösewichte mit all seinen enormen stimmlichen Möglichkeiten aus. Auch die kleineren Partien sind gut besetzt.
Die Wiener Symphoniker präsentieren unter Johannes Debus einen temporeichen, dynamisch differenzierten, klangschönen, manchmal leicht wackeligen „Hoffmann“. Aber selbst das passte diesfalls zur Typologie.