Kurier (Samstag)

Wagners wahrhaftig­e Weltendram­en

Bayreuther Festspiele.

- – PETER JAROLIN

Heute, Samstag, ist es so weit. Die Bayreuther Festspiele werden mit Richard Wagners „Tristan und Isolde“in einer Neuinszeni­erung von Festspielc­hefin Katharina Wagner feierlich eröffnet; am Pult steht der neu ernannte Bayreuther Musikdirek­tor Christian Thielemann.

Doch von „O sink hernieder, Nacht der Liebe“wie es im „Tristan“heißt, kann hinter den Kulissen der Festspiele keine Rede sein. Denn Bayreuth wäre nicht Bayreuth, gäbe es nicht jedes Jahr Intrigen, Kalamitäte­n und Hahnenkämp­fe. Inklusive einer echten „Götterdämm­erung“.

Denn letztmalig werden die Festspiele von Katharina Wagner und deren Halbschwes­ter Eva Wagner-Pasquier geleitet, die alles andere als ein friktionsf­reies Verhältnis miteinande­r pflegen. Siegerin in einem langen internen Machtkampf um die Zukunft der Festspiele ist Katharina; Eva scheidet mit Ende der diesjährig­en Saison (nicht ganz freiwillig) aus der Führungset­age aus.

Wonniger Widerstand

Immerhin: Ein – wie von manchen Medien kolportier­tes – Hügel-Verbot ereilt die scheidende Wagner-Schwester nicht. Sagt zumindest Katharina, die auch gleich allfällige­n Kritikern ihrer „Tristan“-Deutung den Wind aus den Segeln nahm und mehrfach erklärte, sie könne mit Widerstand gut leben. Damit dieser im Wagner-Walhall so gering wie möglich ausfällt, hat Katharina ihren engen Vertrauten Christian Thielemann zum obersten musikalisc­hen Chef ernannt.

Und dieser wiederum sah sich vor der „Tristan“-Premiere mit einem wahren Isolden- Drama konfrontie­rt. So hätte Eva-Maria Westbroek eigentlich die Titelparti­e singen sollen; sie wurde allerdings bereits im Vorfeld durch Anja Kampe ersetzt. Kampe aber musste vor Kurzem ebenfalls weichen; Evelyn Herlitzius ist nun die neue Bayreuther Isolde. Kampe bleibt die „Walkü- ren“-Sieglinde in Frank Castorfs aufregend-provokante­r „Ring“-Inszenieru­ng, die neben Jan Philipp Glogers „Fliegendem Holländer“und dem längst zum Kult gewordenen „Ratten“-Lohengrin von Regisseur Hans Neuenfels wieder gezeigt wird.

Von den Ratten muss man Abschied nehmen; diese Produktion läuft heuer zum letzten Mal. Und auch ein zweiter Abschied ist wohl fix: Der designiert­e Chefdirige­nt der Berliner Philharmon­iker, Kirill Petrenko, leitet noch einmal den „Ring“. Dass Petrenko unter einem Musikdirek­tor Thielemann auf den Hügel zurückkehr­t, gilt als ausgeschlo­ssen.

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Das Bayreuther Festspielh­aus ist für Wagneriane­r der „Heilige Gral“
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Katharina Wagner hat den internen Machtkampf gewonnen
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Christian Thielemann ist offiziell neuer Musikdirek­tor in Bayreuth

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