Sieg mit Austern und Druiden
Bretonischer Stolz.
Das ist viel besser als der versalzene vorangegangene Krimi „Bretonisches Gold“mit den intensiven Ausführungen über Fleur de Sel und Gros Sel:
„Bretonischer Stolz“riecht derart stark nach Urlaub, dass man beim Lesen tief einatmet (und zufrieden seufzt).
Es ist der vierte Fall für den brummigen, klobigen, aus Paris in die Bretagne strafversetzten Kommissar Dupin, und er punktet mit Austern und Druiden.
Da nimmt man den Diebstahl von Sand, um den es nebenbei auch geht, gern in Kauf. (Uninteressant ist das ja nicht, dass überall an den Küsten Sand gestohlen wird, so kostbar ist er: Für den Bau eines einzigen Hauses braucht man 200 Tonnen!)
Zum „dunkeltürkisfarbenen Wasser“und zu den „atlantikblauen Fensterläden“kommt ein zart grünendes Wäldchen: Man ist in Port Belon, und man isst dort die berühmten Belon-Austern. Große und kleine Meeresschnecken haben die Restaurants dort aber auch auf der Karte.
Man ist zeitweise aber auch im bretonischen Gebirge unterwegs, in den Monts d’ Arrée, wo unter pechschwarzen Wolken im Heidekraut Zwerge wohnen könnten.
Weniger Regen
Zuerst liegt eine Leiche am Meer, dann verschwindet sie, dann liegt eine andere Leiche zwischen Felsen auf einem Wanderpfad, und mit einem berühmten, in die Jahre gekommenen Pariser Filmstar mit Schmollmund ist vielleicht ebenfalls etwas nicht in Ordnung. Autor Jean-Luc Bannalec dreht ordentlich auf. Sogar die Freundin darf zum Kommissar übersiedeln.
Das tut dem Krimi gut. Bannalec ist ein Pseudonym, und niemand zweifelt mehr daran, dass sich dahinter Jörg Bong verbirgt, der Geschäftsführer der S. Fischer Verlage.
Angeblich verbringen mehr Deutsche in der Bretagne ihren Urlaub, seit vor drei Jahren der erste Band „Bretonische Brandung“erschienen ist. Das liegt wohl daran, dass man nun weiß: Himmel und Meer haben hier acht Farben Blau, und im Süden fällt weniger Regen als an der Côte d’ Azur.