Kurier (Samstag)

Studentin will in den Segel-Olymp

Profi-Seglerin Tanja Frank hat ziemlich viel Grips: Sie studierte schon als 14-Jährige Biologie

- VON NICOLE THURN

Zufrieden ist Tanja Frank nicht. Bei der Nacra-17-WM bei Aarhus in Dänemark vor zwei Wochen hat sie es mit ihrem Partner ThomasZaja­c ( 29, im Bild) nur auf Platz 14 in der Goldfleet der besten Segler geschafft. „Wir sind nur drei von sechs Tagen gesegelt, weil zu viel Wind war. Und je weniger man segelt, desto weniger Chancen hat man“, erzählt sie.

Wir erwischen die Profisegle­rin telefonisc­h kurz vor ihrem Training am Neusiedler See. Im Gespräch wirkt sie zurückhalt­end, bescheiden. Zeit ist rar für die 22-jährige, denn sie hat nur ein Ziel: Bei den Olympische­n Sommerspie­len in Rio de Janeiro 2016 eine Medaille zu holen. 250 bis 300 Tage im Jahr ist die Wienerin weltweit für Trainings unterwegs: „Im Jänner sind wir oft in Miami, dann Spanien, Frankreich, Dänemark.“Seit Ende 2012 sind Frank und Zajac ein Team. Die zierliche Frau mit 1,68 m Körpergröß­e übernimmt die strapaziös­e Rolle als Vorschoter­in, während Zajac steuert. „Er kann mit dem Katamaran besser umgehen“, erklärt sie. Frank war früher in der 420er-Bootsklass­e unterwegs, da meist als Steuerfrau. Noch diese Woche fliegt sie mit Thomas Zajac nach Rio zu den „Pre-Olympics“, eine Art TestRegatt­a. Gut verstehen müsse man sich da schon, schließlic­h sei man fast täglich zusammen.

Genie ohne Interesse

Fürs Studium der Ernährungs­wissenscha­ft an der Uni Wien bleibt wenig Zeit. Sie lernt auf den langen Autoreisen. Mit dem Lernen tut sich Tanja Frank nicht schwer: Mit einem IQ von 137 ist sie klüger als die meisten Österreich­er. In Mathematik und im logischen Denken liegt ihr IQ gar bei 158. Eine Karriere als Mathematik­erin kam für Frank dennoch nie in Frage. „Nur weil ich mir in einem Fach leicht tue, heißt es noch nicht, dass ich mich dafür interessie­re“, sagt sie.

Das Segeln dagegen interessie­rt sie leidenscha­ftlich, seit sie denken kann. Schon im Alter von zweieinhal­b Jahren steu- erte sie den kleinen Optimisten allein über den Neusiedler See. Mit fünf nahm sie an ihrer ersten Regatta teil. Das Segeln ist für Tanja Frank Familie, ihre Mutter führt die Segelschul­e Liese Opti Zentrale am Neusiedler See. „Die Mama war Alleinerzi­eherin, dadurch war ich immer mit dabei“, sagt sie. Als Jugendlich­e, begann sie zu trainieren. Nicht immer sei das angenehm gewesen, „die Freunde gingen auf Partys, ich nicht“, sagt sie.

„Ehrgeizig“und mit „Kampfgeist“heißt es in ihrem Profil auf der Webseite der Sportunion. Das bestätigen ihre Leistungen – etwa als Jugendwelt­meisterin für die Bootsklass­e 420 im Alter von 18 Jahren mit Lara Vadlau oder als Anführerin der Weltrangli­ste Nacra 17 mit Tho- mas Zajac im Jahr 2013. Dazu passen auch ihre Aussagen wie: „Mit der 420er-Bootsklass­e geht es vielen nur um Spaß, sie hören wieder auf. Ich hatte deswegen immerhin vier Partner“, sagt sie. In der olympische­n Nacra17-Disziplin sei das anders. Das Ziel sei die Teilnahme in Rio. Das wäre sonst auch ein teurer Spaß: allein die drei Boote – eins für Rio, eines für Europa eines für sonstige Reisen – kämen auf 90.000 Euro. Geld, das Frank und Zajac von Sponsoren wie eon auftreiben.

Ihre Intelligen­z hilft ihr beim Segeln nicht extra, „wenn man das Boot nicht beherrscht, kann der IQ das auch nicht ausgleiche­n“, aber er wirke sich auch nicht negativ aus, lacht sie. Dank ihres IQ übersprang sie

„Wenn man das Boot nicht beherrscht, kann der IQ das auch nicht

ausgleiche­n.“

Tanja Frank Profi-Seglerin die erste Klasse Volksschul­e, später empfahl die Biologie-Lehrerin der 14-jährigen, latent gelangweil­ten Gymnasiast­in, ne- benbei zu studieren. Also inskribier­te sie Biologie an der Uni Wien, absolviert­e einige Prüfungen. Eine unangenehm­e Erfahrung. „Ich wurde an der Uni oft blöd angeschaut, wie ein kleines Kind“, erzählt sie. Nach der Matura entschied sie sich für ein Pharmazie-Studium, wegen der Anwesenhei­tspflicht wechselte sie nach einem Jahr zu Ernährungs­wissenscha­ften. „Ich studiere langsam und versuche, wenigstens ein paar Prüfungen im Jahr hinzubekom­men.“

Einen Plan B für ihre Karriere hat Tanja Frank nicht. Wie wäre es mit Ernährungs­wissenscha­ftlerin? „Hmm jaa“, meint sie gedehnt, lieber sei ihr dann doch das Segeln. Gold in Rio, das wäre ein Traum. Und dann? „Das steht noch in den Sternen.“

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Tanja Frank mit Segelpartn­er Thomas Zajac beim World CupNacra-17 im Vorjahr in Abu Dhabi
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