Kurier (Samstag)

Hundstorfe­r will Flüchtling­en „nicht die Tür zumachen“

Der SPÖ-Kandidat positionie­rt sich in der Asylfrage als Gegenpol zu ÖVP-Mann Khol.

- VON PHILIPP HACKER-WALTON UND KARIN LEITNER

„Ein leichtes Kribbeln“hatte Rudolf Hundstorfe­r verspürt, bevor Werner Faymann kundtat, was inoffiziel­l längst klar war: Der jetzige Sozialmini­ster wird Bundespräs­identschaf­tskandidat der SPÖ. Formal wurde das in den gestrigen Parteisitz­ungen fixiert.

Wie zu Wochenbegi­nn jeder ÖVP-Obere ein Hohelied auf den schwarzen Präsident-schaftswer­ber Andreas Khol gesungen hatte, pries ein SPÖGrande nach dem anderen die rote Hofburg-Hoffnung.

„Wie der Staat in der Krise mit den Menschen umgegangen ist, das trägt eine klare Handschrif­t: Die von Rudi Hundstorfe­r“, sagte Kanzler Faymann, der den Kandidaten in schlichtem Ambiente im Wiener Presseclub Concordia vorstellte. Klubchef Andreas Schieder ätzte ob der ursprüngli­chen ÖVP-Liebe für Erwin Pröll als Hofburg-Kandidat: Hundstorfe­r sei „für die SPÖ die erste Wahl für das Amt des Bundespräs­identen“.

Der Gelobte präsentier­te sich staatstrag­end: Die Rolle des Bundespräs­identen bedeute für ihn, „das starke soziale Fundament Österreich­s zu sichern und einen großen Beitrag dazu zu leisten, den Zusammenha­lt in der Gesellscha­ft weiter auszubauen“.

Wie würde er es mit den Blauen halten? Würde er nach der nächsten Nationalra­tswahl einen der Ihren damit beauftrage­n, eine Koalition zu formen? Es sei Usance in Österreich, das der stimmenstä­rksten Partei zu überantwor­ten; auch 2018 müs- se eine Regierung eine stabile Mehrheit haben. Sollte eine solche nur mit der FPÖ zu erreichen sein, „wird es so sein“.

Wie wird sich Hundstorfe­r zu Flüchtling­en, dem zentralen Wahlkampft­hema der ÖVP, positionie­ren? Da ist Khol ja auf strengem Kurs. Von einer „mehrstufig­en Lösung“spricht der Rote – mit den Hotspots an den EU-Außengrenz­en und der Zusammenar­beit mit der Türkei. Den Hardliner wird er aber nicht spielen: „Menschen, die aus Kriegsgebi­eten geflohen sind, können wir in Europa nicht die Tür zumachen.“

Kostengren­ze

Wie Khol ist Hundstorfe­r, der noch bis 26. Jänner als Sozialmini­ster amtieren wird, für ein „Fairnessab­kommen“im Wahlkampf. Die Kosten sollten begrenzt werden – bei drei bis vier Millionen, wie das auch die ÖVP vorschlägt.

ÖVP-Chef Reinhold Mitterlehn­er, mit Hundstorfe­r seit der gemeinsame­n Sozialpart­nerzeit eng, stichelt: Hundstorfe­r sei ein „gut aufgelegte­r, f lotter Ballbesuch­er“; das entspreche aber nicht den Notwendigk­eiten für das Amt.

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Hofburg-Hoffnung Hundstorfe­r (64): Der Kanzler schickt den Sozialmini­ster mit viel Vorschussl­orbeeren in die erste Reihe und den Wahlkampf

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