Kurier (Samstag)

Auch die Roten schielen nach rechts

In der Flüchtling­spolitik gibt die ÖVP momentan den Takt vor, aber Faymann & Co sind flexibel genug.

- MICHAEL BACHNER eMail an: michael.bachner@kurier.at auf Twitter folgen: @BachnerMic­hael

Die Absage der ÖVP an die „Willkommen­skultur“lässt tief in die Seele der einst Christlich­sozialen blicken. Grenzen dicht, mehr Abschiebun­gen, eine Obergrenze, die es für Kriegsflüc­htlinge gemäß aller internatio­nalen Vereinbaru­ngen gar nicht geben kann – die Menschlich­keit wird dem Populismus geopfert.

Viele Beobachter spekuliere­n flugs mit einer Neuauflage von Schwarz-Blau. Die These lautet: Sollte Andreas Khol mit seiner „Nächstenli­ebe“den Sieg für die Seinen erringen und sich Reinhold Mitterlehn­er stark genug fühlen, die Reißleine in der Koalition zu ziehen, dann haben wir im Herbst Neuwahlen und Strache in der Regierung.

Diese Rechnung wird ohne die SPÖ gemacht. Der Erhalt von Rot-Schwarz unter dem roten Kanzler geht vor, alles andere ist nebensächl­ich. Der Beleg?

Faymann hat den Schwenk schon via Krone eingeleite­t: weniger Flüchtling­e, verstärkte Kontrollen. Nicht mehr lange, und er dürfte öffentlich einsehen, dass die „europäisch­e Lösung“nicht mehr als eine schöne Idee ist.

Nach Polit-Pragmatike­r klingt auch der neue SPÖHeeresm­inister Hans Peter Doskozil. Er stammt aus dem Stall von Rot-Blau-Tabubreche­r Hans Niessl. Doskozil wünscht sich „konsequent­ere Abschiebun­gen“. Nach Crash mit Johanna Mikl-Leitner klingt das nicht.

Und Hundstorfe­r? Die rote Hofburg-Hoffnung muss sich von Khol abgrenzen und sagt wohltuende­rweise, dass man Kriegsflüc­htlingen „nicht die Tür zumachen“darf. Aber dass der Ex-Gewerkscha­ftsboss jetzt laut „Refugees welcome“rufen wird, ist wohl auszuschli­eßen.

Kurzum: Faymann, Doskozil & Co... Mit vereinten Kräften und etwas Flexibilit­ät möge der Machterhal­t gelingen. Das wäre des Kanzlers „österreich­ische Lösung“.

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Austria