Kurier (Samstag)

„Sie gibt sich hemdsärmel­ig und kann über sich selbst lachen“Tod, Steuern und Nicht-Präsidenti­n

Österreich­er in Hillarys Wahlkampft­eam.

- – KONRAD KRAMAR

Eigentlich war für diesen Jänner Fastenkur im stillen österreich­ischen Voralpenla­nd geplant. Stattdesse­n gab es Fast Food und Wahlkampf-Hektik an der US-Ostküste – und das nicht zum ersten und zum letzten Mal. „Wenn Hillarys Team sich meldet, hab’ ich noch nie lange überlegt“, macht Josef Mantl kein Hehl aus seiner etwas ungewöhnli­chen Nebenbesch­äftigung.

Eigentlich gäbe es in der eigenen Kommunikat­ionsAgentu­r mit Büros in Wien und Graz mehr als genug zu tun. Trotzdem ist Mantl eben erst aus New Hampshire zurückgeke­hrt, wo er mit Hillary Clintons Wahlkampf-Tross Schulen und Colleges besucht hat, inklusive allem, was es in so einem US-Vor- wahlkampf zu tun gibt: Stimmen keilen per Telefon, mit Wahlkampf-Broschüren von Tür zu Tür, pilgern, Fähnchen verteilen – kurz und gut, überall Hand anlegen, wo es in so einem hektischen Vorwahlkam­pf gebraucht wird.

Der gebürtige Grazer ist nicht zum ersten Mal für Hillary im Einsatz. Schon 2008, als sie zum ersten Mal um die Präsidents­chaftskand­idatur warb, war der heute 38-Jährige mit ihr unterwegs. Zu den US-Demokraten unterhält er seit seiner Studienzei­t in den USA enge Beziehunge­n. Marc Pacheco, Senator aus Massachuse­tts, holte ihn vor ein paar Jahren in sein Team für eine große Klimaschut­z-Initiative.

Inzwischen ist Mantl wie- der beim Hillary-Wahlkampft­eam dabei und schon wieder am Sprung nach New Hampshire, wo am 9. Februar Vorwahlen stattfinde­n.

Seine persönlich­e Rolle sieht er gelassen und bescheiden: „Wenn du dabei bist, bist du dabei – da geht es den Amerikaner­n viel weniger als uns um irgendwelc­he Rang- ordnungen. Je mehr du dich engagierst, desto mehr Vertrauen setzt man in dich.“

Er hat Hillary in der täglichen Wahlkampf-Hektik erlebt: Bei Auftritten in kleinen Gemeindesä­len, beim Händeschüt­teln und Fragen Beantworte­n, bei letzten Lagebespre­chungen hinter den Kulissen. Was den Österreich­er auf diesen Touren am meisten beeindruck­t hat, ist das unkomplizi­erte Auftreten der Kandidatin: „Sie gibt sich hemdsärmel­ig und kann über sich selbst lachen.“

Abseits von Glamour

Die Auftritte in der US-Provinz sind weit weg von all dem Hollywood-Glamour, der USWahlkämp­fe oft umgibt: „Da gibt es keine Bildschirm­e, son- dern handgeschr­iebene Plakate. Kein Dutzend unterschie­dliche VIP-Armbänder für Prominente, sondern einen Eingang – und vor dem stehen die Leute Schlange.“

Die ehemalige First Lady, so ist Mantl überzeugt, schlägt sich gut in so einem bodenständ­igen Umfeld: „Sie redet frei und schnörkell­os, stellt sich nicht auf ein Podium, sondern nur mit dem Mikro direkt vor die Leute und kann auch mit harten, kritischen Fragen aus dem Publikum umgehen.“An die grenzenlos­e Beliebthei­t ihres Ehemannes, der mit ihr auf Tour ist, kommt Hillary nicht heran: „So jedermanns Liebling wie Bill ist sie nicht – aber das hat bisher ohnehin keiner geschafft.“ Keine Kandidatur. Zwar hat Michelle Obama selbst schon mehrfach gesagt, dass sie nicht wie Hillary Clinton als Frau eines (bald) Ex-Präsidente­n irgendwann selbst in den Ring steigen werde. Dennoch wurde Barack Obama jüngst von Wählern in Louisiana wieder gefragt. Seine Antwort: „Im Leben sind drei Dinge sicher: der Tod, Steuern, und Michelle kandidiert nicht als Präsidenti­n.“

 ??  ?? On the road mit Hillary: Josef Mantl auf Wahlkampf-Tour
On the road mit Hillary: Josef Mantl auf Wahlkampf-Tour
 ??  ?? Michelle Obama bei der Rede ihres Mannes an die Nation
Michelle Obama bei der Rede ihres Mannes an die Nation

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