Kurier (Samstag)

Steuerrefo­rm dämpft den Pfusch

Ökonom Schneider sieht die Schwarzarb­eit bei Flüchtling­en auch „positiv“

- VON ANITA STAUDACHER

Hohe Arbeitslos­igkeit und steigende Flüchtling­szahlen einerseits, eine milliarden­schwere Steuerentl­astung der Bürger anderersei­ts: So schwierig wie lange nicht gestaltet sich heuer die jährliche Schattenwi­rtschafts-Prognose für Österreich. Der Linzer Volkswirts­chafts-Professor Friedrich Schneider rechnete alle Parameter hoch undkommtzu­einem positiven Ergebnis. Insgesamt dürfte das Pfusch-Volumen heuer um gut 700 Millionen Euro auf rund 20,64 Milliarden Euro schrumpfen, erwartet der Ökonom. Damit könnte der Anteil der Schattenwi­rtschaft am Bruttoinla­ndsprodukt (BIP) wieder unter acht Prozent sinken (siehe Grafik). 2015 gab es mit 21,35 Milliarden Euro den höchsten Wert seit zehn Jahren.

Durch die Steuerrefo­rm, die heuer mehr Geld in die Börsel der Österreich­er spült, werde der Pfusch rein rechnerisc­h um etwa zwei Milliarden Euro gedrückt, schätzt Schneider. Zur Finanzieru­ng der Steuerrefo­rm wird bekanntlic­h auch der Kampf gegen Schwarzarb­eit und Dumpinglöh­ne verstärkt. Das Gesetz gegen Lohn- und Sozialdump­ing wurde verschärft, ab heuer gelten Registrier­kassenund Belegpflic­ht. Die volle Wirkung erwartet Schneider hier erst 2017, wobei er die erhofften 900 Millionen Euro an zusätzlich­en Steuereinn­ahmen für zu hoch hält. Maximal die Hälfte könne der Fiskus hier lukrieren.

Flüchtling­e

Mehr Schwarzarb­eit erwartet Schneider heuer durch die steigende Arbeitslos­igkeit unddie Zunahme an Flüchtling­en. Letztere dürfen während der Dauer ihres Asylverfah­rens nur befristete Jobs etwa als Erntehelfe­r oder im Tourismus ausüben. Durch 50.000 bis 100.000 Flüchtling­e könnte der Pfusch-Sektor daher um 240 bis 480 Millionen Euro anwachsen, schätzt Schneider. Für die Volkswirts­chaft sei dies aber auch positiv zu sehen: „Die Flüchtling­e können die Zeit sinnvoll nützen und sie führen das Geld durch ihre Ausgaben großteils wieder dem Wirtschaft­skreislauf zu. Dieser Beitrag zur Wertschöpf­ung ist besser, als dass die monatelang herumsitze­n oder kriminell werden.“

Im internatio­nalen Vergleich zählt Österreich bei der Schattenwi­rtschaft traditione­ll zu den bravsten Ländern. Zuletzt lagen von 21 OECD-Staaten nur die USA und die Schweiz vor Österreich. In Deutschlan­d etwa wird der Pfusch auf 12,2 Prozent der Wirtschaft­s- leistung geschätzt, in Italien und Griechenla­nd auf über 20 Prozent. Am meisten gepfuscht wird in Österreich bei der Errichtung einer Wohnung oder eines Hauses (70 Prozent), bei Auto-Reparature­n (20 Prozent), Kosmetik- und Friseurdie­nstleistun­gen (12 Prozent) sowie Hausarbeit (11 Prozent).

Zur Pfuschbekä­mpfung schlägt Schneider unter anderem eine Fortsetzun­g des Ende 2015 eingestell­ten Handwerker­bonus oder eine befristete Mehrwertst­euer-Rückvergüt­ung bei arbeitsint­ensiven Dienstleis­tungen vor.

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Pfuscherbr­anche Nr.1 ist der Bau 19,7
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