Doppelsieg der Modellathleten Meisterschütze Eder führte die Österreicher aufs Stockerl
Nach norwegischem Kombi-Triumph hoffen Österreicher auf Abfahrts-Revanche
Die Norweger sind alpine Alleskönner. Und somit auch Spezialisten für selten ausgetragene Bewerbe: Wie vor Weihnachten beim Parallel-Bewerb in Alta Badia feierten die beiden hünenhaften Modellathleten in der ersten Kombi dieser Saison einen Doppelsieg. Und wie in Alta Badia übertraf Kjetil Jansrud sein Vorbild Aksel Lund Svindal auch gestern in Wengen. Er schnappte Svindal damit zum zweiten Mal wertvolle Punkte für dessen Duell mit (dem gestern abwesenden) Marcel Hirscher um den Gesamtweltcup weg.
In der heutigen Spezialabfahrt am Lauberhorn gilt allerdings Svindal als der große Favorit. Zumal er sowohl im ersten Abfahrtstraining am Donnerstag als auch in der gestrigen Kombi-Abfahrt Bestzeit erzielte. Anders als in der Kombination, in der Romed Baumann als zufriedener Achter bester ÖSV-Vertreter war, werden heute auch Österreicher am Lauberhorn um die Podestplätze mitrasen. Allen voran Vorjahressieger Hannes Reichelt.
Reichelt liebt’s länger
Für Reichelt wurde gestern die drittbeste Zeit registriert. Der Salzburger Routinier nahm nur zu Testzwecken an der Kombi-Abfahrt teil. Den anschließen Kombi-Slalom, der auf dem Abfahrtszielschuss ausgetragen wurde, tat sich der Radstädter mit einem Hinweis auf seine operierten Bandscheiben nicht mehr an. Zudem plagt ihn eine Verkühlung. Dennoch hofft Reichelt, dass bei der heutigen Spezialabfahrt nicht – wie in der Kombi – auf einer verkürzten Piste, sondern auf der 4372 Meter langen Originalstrecke gefahren wird.
Dazu müsste laut FIS-Regel heute in der Früh jedoch auch noch ein Trainingslauf in voller Länge durchgeführt werden, damit danach der viel zitierte alpine Ski-Marathon diese Bezeichnung auch verdient.
Als TV-Erlebnis erwies sich schon die Kombi-Abfahrt auf verkürzter Strecke. Zumal beim Hundschopf zwischen zwei Felsen weit gesprungen, beim Brüggli-S von 105 auf 75 km/h abgebremst und im Haneggschuss über 145 Stundenkilometer schnell gefahren wurde.
Der Oberösterreicher Vincent Kriechmayr konnte seine Trainingsleistung vom Vortag, an dem er hinter Svindal Zweitschnellster gewesen war, in der Kombi-Abfahrt nicht wiederholen, meint jedoch, sich von Reichelt viel abschauen zu wollen. „Er ist ein Linienfuchs. Und fährt ei- ne perfekte Hocke. Im Normalfall ist Hannes wieder ein sehr großer Favorit.“Dass Überraschungen im Rennlauf nie auszuschließen sind, zeigte allerdings die Kombi-Gesamtwertung.
Experten widerlegt
In Wahrheit hatte kein Experten geglaubt, dass mit Jansrud, Svindal unddemFranzosen Adrien Théaux drei Abfahrtsspezialisten vor Technikern auf dem Kombi-Podium landen würde. Doch vor allem Jansrud gelang (trotz eines Stehers in Zielnähe) eine nahezu akrobatische Vorstellung auf Kurzskiern. Staffel. Simon Eder würde sich wohl wünschen, dass der Weltcup jede Woche in Ruhpolding Station macht, so gut, wie der Salzburger in der bayrischen Biathlon-Hochburg immer in Schuss ist. Vergangene Woche erst hatte Simon Eder im Verfolgungsrennen in Ruhpolding seinen ersten Saisonsieg gefeiert, am Mittwoch war er dann ebendort im Einzelbewerb (20 km) als Zweiter ins Ziel gekommen, und nun lieferte der Saalfeldner mit der Staffel den nächsten Beweis ab, dass ihm in Ruhpolding alles leicht von der Hand geht.
Eders fehlerfreie und vor allem f linke Schießeinlage war der Grundstein für den dritten Rang der österreichischen Biathlon-Staffel hinter Norwegen und Russland. Der Routinier im ÖSV-Team war mit einem gehörigen Rückstand auf die Podestplätze in die Loipe geschickt worden, nachdem sich vor ihm Julian Eberhard am Schießstand weniger geschickt angestellt hatte. Die Strafrunde, die der Saalfeldner ausfasste, warf die österreichische Staffel zur Halbzeit an die sechste Stelle zurück.
Jubel
Allerdings hatten die Österreicher nach Startläufer Sven Grossegger (zwei Nachlader) und eben Julian Eberhard ihre beiden stärksten Biathleten noch in der Hinterhand: Simon Eder brachte die ÖSVStaffel wieder zurück ins Rennen um die Podestplätze und übergab als Dritter an Dominik Landertinger. Und der Tiroler erfüllte dann auch die Pflicht. Zwei Nachlader im Stehend-Schießen kosteten zwar am Ende Platz zwei, der dritte Rang sorgte allerdings für Jubel im österreichischen Biathlon-Lager.
Die starken jüngsten Auftritte in Ruhpolding sind für die Österreicher auch wichtig im Kampf um die Startplätze für die kommende Saison. Denn nach dem schwachen letzten Winter dürfen heuer nur mehr fünf statt sechs Österreicher starten.