Leise Hoffnung nach dem Schock
Der Skispringer kann seine Beine derzeit nicht bewegen, hat aber noch eine Restsensibilität
Wenn es umdas Schicksal von Lukas Müller geht, dann ist im Moment sehr viel von Hoffnung die Rede. Von der Hoffnung, dass der Kärntner Skispringer die größte Herausforderung seines jungen Lebens meistern wird. Dass vielleicht auch noch ein kleines medizinisches Wunder passiert. Von der Hoffnung, dass Lukas Müller irgendwann seine Beine doch noch einmal bewegen kann.
Die Ärzte, die den 23-Jährigen nach seinem schweren Sturz auf der Flugschanze am Kulm zweieinhalb Stunden an der Halswirbelsäule operiert haben, sprachen von einer inkompletten Querschnittlähmung. Das bedeutet: Lukas Müller kann im Moment seine Beine zwar nicht bewegen, es gebe allerdings durchaus positive Signale, die Mut machen. Denn der dreifache Juniorenweltmeister verspürt noch eine Restsensibilität in den Beinen.
Es sind jedenfalls Fälle bekannt, bei denen nach langer Rehabilitation Rückbildungen möglich seien, sagte Gernot Brunner, der ärztliche Leiter des LKH Graz. Aber der Heilungsverlauf sei „heute nicht konkret abschätzbar“. Genaueres werde man erst „in Monaten oder in einem Jahr sehen“.
Auf der Intensivstation
Lukas Müller soll die bittere Diagnose gefasst aufgenommen haben. Inzwischen ist es dem 23-Jährigen wieder möglich, selbstständig zu atmen, dazu wurde bereits mit den ersten Mobilisierungsmaßnahmen begonnen. Weil eine so schwere Rückenmarkverletzung aber auch die Organe beeinträchtigt, bleibt der Skispringer vorerst noch einige Tage auf der Intensivstation. „Wir werden ihm in jeder Form helfen“, kündigte ÖSV-Präsident Peter Schröcksnadel an.
Müllers Sturz weckt Erinnerungen an das Schicksal von Nick Fairall: Der Amerikaner sitzt seit einem Unfall vor einem Jahr beim Tournee-Finale in Bischofshofen im Rollstuhl, kann mittlerweile aber seine Beine leicht bewegen und hat auf Krücken auch schon wieder erste Gehversuche gemacht. Fairall sprach bei seiner Rückkehr nach Bischofshofen sogar davon, wieder einmal skispringen zu wollen.
Skispringer Lukas Müller ist nicht der einzige österreichische Sportler, der in den vergangenen Monaten jäh aus seinen Karriereträumen gerissen wurde. Er teilt sein Schicksal mit Kira Grünberg und Vanessa Sahinovic, die ebenfalls gelähmt sind. – Vanessa Sahinovic Die junge Synchronschwimmerin wurde im Juni bei den Europaspielen in Baku (Aserbaidschan) Opfer eines Verkehrsunfalls. Sahinovic wurde an der Haltestelle von einem Bus überfahren und erlitt dabei einen Bruch des zwölften Brustwirbels. „Es geht mir ganz gut“, sagte die 16-Jährige, als der KURIER sie im Dezember daheim in Wiener Neustadt besuchte. – Kira Grünberg Die Stabhochspringerin verletzte sich im Juli vor den Augen ihrer Eltern und sitzt seither im Rollstuhl. Die 22-Jährige war bei einem Trainingssprung unglücklich im Einstichkasten gelandet. Grünberg ist vom Hals abwärts gelähmt, ihre Therapie absolvierte die Tirolerin gemeinsammitVanessa Sahinovic im Reha-Zentrum Bad Häring.