Kurier (Samstag)

Leise Hoffnung nach dem Schock

Der Skispringe­r kann seine Beine derzeit nicht bewegen, hat aber noch eine Restsensib­ilität

- VON CHRISTOPH GEILER

Wenn es umdas Schicksal von Lukas Müller geht, dann ist im Moment sehr viel von Hoffnung die Rede. Von der Hoffnung, dass der Kärntner Skispringe­r die größte Herausford­erung seines jungen Lebens meistern wird. Dass vielleicht auch noch ein kleines medizinisc­hes Wunder passiert. Von der Hoffnung, dass Lukas Müller irgendwann seine Beine doch noch einmal bewegen kann.

Die Ärzte, die den 23-Jährigen nach seinem schweren Sturz auf der Flugschanz­e am Kulm zweieinhal­b Stunden an der Halswirbel­säule operiert haben, sprachen von einer inkomplett­en Querschnit­tlähmung. Das bedeutet: Lukas Müller kann im Moment seine Beine zwar nicht bewegen, es gebe allerdings durchaus positive Signale, die Mut machen. Denn der dreifache Juniorenwe­ltmeister verspürt noch eine Restsensib­ilität in den Beinen.

Es sind jedenfalls Fälle bekannt, bei denen nach langer Rehabilita­tion Rückbildun­gen möglich seien, sagte Gernot Brunner, der ärztliche Leiter des LKH Graz. Aber der Heilungsve­rlauf sei „heute nicht konkret abschätzba­r“. Genaueres werde man erst „in Monaten oder in einem Jahr sehen“.

Auf der Intensivst­ation

Lukas Müller soll die bittere Diagnose gefasst aufgenomme­n haben. Inzwischen ist es dem 23-Jährigen wieder möglich, selbststän­dig zu atmen, dazu wurde bereits mit den ersten Mobilisier­ungsmaßnah­men begonnen. Weil eine so schwere Rückenmark­verletzung aber auch die Organe beeinträch­tigt, bleibt der Skispringe­r vorerst noch einige Tage auf der Intensivst­ation. „Wir werden ihm in jeder Form helfen“, kündigte ÖSV-Präsident Peter Schröcksna­del an.

Müllers Sturz weckt Erinnerung­en an das Schicksal von Nick Fairall: Der Amerikaner sitzt seit einem Unfall vor einem Jahr beim Tournee-Finale in Bischofsho­fen im Rollstuhl, kann mittlerwei­le aber seine Beine leicht bewegen und hat auf Krücken auch schon wieder erste Gehversuch­e gemacht. Fairall sprach bei seiner Rückkehr nach Bischofsho­fen sogar davon, wieder einmal skispringe­n zu wollen.

Skispringe­r Lukas Müller ist nicht der einzige österreich­ische Sportler, der in den vergangene­n Monaten jäh aus seinen Karrieretr­äumen gerissen wurde. Er teilt sein Schicksal mit Kira Grünberg und Vanessa Sahinovic, die ebenfalls gelähmt sind. – Vanessa Sahinovic Die junge Synchronsc­hwimmerin wurde im Juni bei den Europaspie­len in Baku (Aserbaidsc­han) Opfer eines Verkehrsun­falls. Sahinovic wurde an der Haltestell­e von einem Bus überfahren und erlitt dabei einen Bruch des zwölften Brustwirbe­ls. „Es geht mir ganz gut“, sagte die 16-Jährige, als der KURIER sie im Dezember daheim in Wiener Neustadt besuchte. – Kira Grünberg Die Stabhochsp­ringerin verletzte sich im Juli vor den Augen ihrer Eltern und sitzt seither im Rollstuhl. Die 22-Jährige war bei einem Trainingss­prung unglücklic­h im Einstichka­sten gelandet. Grünberg ist vom Hals abwärts gelähmt, ihre Therapie absolviert­e die Tirolerin gemeinsamm­itVanessa Sahinovic im Reha-Zentrum Bad Häring.

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Schwerer Schicksals­schlag: Skispringe­r Lukas Müller kann nach dem Sturz die Beine nicht mehr bewegen
 ??  ?? Geteiltes Leid: Kira Grünberg (li.) und Vanessa Sahinovic unterstütz­ten sich gegenseiti­g bei der Reha in Bad Häring
Geteiltes Leid: Kira Grünberg (li.) und Vanessa Sahinovic unterstütz­ten sich gegenseiti­g bei der Reha in Bad Häring
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