Kurier (Samstag)

Wiens Verkehrszu­kunft liegt in den Händen des Bundesverw­altungsger­ichts Person im Tunnel vermutet: U1 eineinhalb Stunden gesperrt

Lobautunne­l.

- VON MICHAEL BERGER

Der rot-grüne Zwist um den Lobautunne­l lässt den Autobahn-Errichter Asfinag kalt: „Die Diskussion­en rund um die Varianten des Tunnels unter den Wiener Regierungs­parteien sind nicht entscheide­nd. Richtungsw­eisend ist das Verfahren in der zweiten Instanz des Bundesverw­altungsger­ichts. Ich gehe davon aus, dass der positive Bescheid der ersten Instanz auch in der zweiten noch 2016 bestätigt wird“, erteilt Geschäftsf­ührer Alexander Walcher, der von den Grünen ins Spiel gebrachten Sparvarian­te eine klare Absage.

Wie berichtet, forcieren die Grünen eine Route, bei der die DonauuferA­utobahn (A22) über ein kurzes Stück auf

der Raffinerie­straße mit der Flughafen-Autobahn (A4) verbunden wird. Dabei müssten die Donau und Teile des Praters untertunne­lt werden. „Das würde die Hälfte kosten, denn der Tunnel unter der Lobau ist wesentlich länger“, sagt der grüne Verkehrssp­recher Rüdiger Maresch.

Für Walcher keine Option: „Damit gäbe es keinen Lü-

Alexander Walcher Asfinag-Geschäftsf­ührer ckenschlus­s der S1 beim Knoten Süßenbrunn, es gäbe keine Wien-Umfahrung und die Stadtentwi­cklungsgeb­iete in der Donaustadt wären nicht ans übergeordn­ete Straßennet­z angebunden. Der Verkehr würde auch in die A23fließen. Das ist kontraprod­uktiv.“SPÖLandesp­arteisekre­tär Georg Niedermühl­bichler bestätigte Freitag indirekt die AsfinagPlä­ne: „Wichtig ist, dass die vernünftig­ste Lösung umgesetzt und der Zeitplan eingehalte­n wird, damit es schnellstm­öglich zu einer Verkehrsen­tlastung kommt.“ Die 1,9 Milliarden Euro für die Lobau-Variante sind laut Asfinag durch Mauteinnah­men vorhanden. Mit Baustart im kommenden Jahr soll das Megaprojek­t 2025 fertig sein.

Schlagabta­usch

Freitagnac­hmittag entwickelt­e sich die Diskussion um den Lobautunne­l zum offenen Wiener Polit-Schlagabta­usch. Für die Grünen – sie stellen mit Vizebürger­meiste- rin Maria Vassilakou die Planungs- und Verkehrsst­adträtin – führt kein Wegdaran vorbei, Alternativ­en zumgeplant­en Projekt zu prüfen. „Wir halten das Milliarden­projekt Autobahntu­nnel unter dem Nationalpa­rk Lobau für umweltschä­dlich, zu teuer und nicht stadtvertr­äglich“, betonte Verkehrssp­recher Maresch. Nachsatz: „Wir werden uns in den kommenden Monaten mit den Varianten auseinande­rsetzen.“

Gänzlich anderer Meinung sind die Opposition­sparteien FPÖ und ÖVP. Die Freiheitli­chen plädieren für den Bau des Tunnels, um „dem immer stärker werdenden Verkehrsau­fkommen in den Ost-Bezirken entgegenzu­wirken“. Eine neuerliche Varianten-Prüfung hält FPÖ-Verkehrssp­recher Toni Mahdalik für Geldversch­wendung.

Die Volksparte­i fordert die rot-grüne Stadtregie­rung auf, den Tunnelbau endlich anzugehen. Landespart­eiobmann Gernot Blümel: „Die Bevölkerun­g hat keine Lust, einen rot-grünen Streit zu diesem Thema beiwohnen zu müssen. Wir wollen Ergebnisse sehen.“ Entwarnung. Ein Fehlalarm hat Freitagnac­hmittag zu einer eineinhalb­stündigen Unterbrech­ung der U-Bahnlinie U1 geführt. Ein Fahrer einer Garnitur hatte zuvor gemeldet, dass er in der Leopoldsta­dt eine Person im Tunnel gesehen hätte und sich nicht sicher sei, ob er diese mit dem Zug erfasst hatte. Es folgte ein Großeinsat­z von Wiener Linien, Feuerwehr, Rettung und Polizei. Sogar ein Rettungshu­bschrauber stand bereit. Gefunden wurde im Tunnel jedoch niemand.

Der Fahrer war gegen 15.30 Uhr zwischen der den Stationen Vorgartens­traße und Donauinsel unterwegs, als er der Einsatzlei­tstelle Bescheid gab. Die U1 fuhr daraufhin nicht mehr zwischen Praterster­n und Kagraner Platz. Die Station Vorgartens­traße wurde gänzlich gesperrt. Die Polizei riegelte den angrenzend­en Bereich teilweise auch für den Straßenver­kehr ab.

Die Einsatzkrä­fte suchten im Tunnel die vermeintli­ch verletzte Person. Gefunden wurde aber niemand. „Das heißt aber nicht, dass keiner da war“, sagt Dominik Gries, Pressespre­cher der Wiener Linien. „Der U-Bahn-Fahrer hat auf jeden Fall richtig gehandelt.“

„Bei der Variante der Grünen würde der Verkehr auch in die A23 fließen. Das ist kontraprod­uktiv.“

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Der Tunnel würde auf neun Kilometer Länge unter dem Nationalpa­rk Lobau verlaufen – teilweise in 60 Metern Tiefe

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