Klimawandel verzögert die nächste Eiszeit
Neue Ära.
Der Mensch ist zu einer geologischen Kraft geworden, die den Beginn der nächsten Eiszeit unterdrücken kann – das zeigt eine Studie, die nun im Fachmagazin Nature veröffentlicht wurde.
Wissenschaftler des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung haben den Code der Eiszeiten geknackt: Der Schlüssel besteht im Verhältnis von Sonneneinstrahlung auf die Erde und Kohlendioxid-Konzentration in der Atmosphäre – damit lassen sich die vergangenen acht Eiszyklen der Erdgeschichte erklären. Gleichzeitig machen die Ergebnisse deutlich, dass bereits eine moderate Störung des natürlichen Kohlenstoffhaushalts des Planeten die nächste Eiszeit um Jahrtausende verschieben könnte.
„Auch ohne den menschengemachten Klimawandel würden wir den Beginn einer neuen Eiszeit erst in etwa 50.000 Jahren erwarten. Das macht das Holozän als gegenwärtige Epoche bereits zu einer ungewöhnlich langen Phase zwischen zwei Eiszeiten“, erklärt Erstautor Andrey Ganopolski: „Unsere Studie zeigt jedoch auch, dass bereits relativ moderate zusätzliche KohlendioxidEmissionen aus der Verbrennung von Öl, Kohle und Gas ausreichen, um die nächste Eiszeit um weitere 50.000 Jahre zu verzögern. Unter dem Strich bedeutet dies, dass wir einen kompletten Eiszeitzyklus überspringen, was beispiellos ist.“
Bisher haben die Eiszeiten wie keine andere Kraft auf dem Planeten die globale Umwelt geformt und so die Entwicklung der menschli- chen Zivilisation bestimmt. Jetzt ist die Menschheit selbst zur geologischen Kraft geworden.
Ko-Autor Hans Joachim Schellnhuber: „Wir sind längst in eine neue Ära eingetreten.“Die Epoche könnte mit dem Begriff Deglazial beschrieben werden.