Kurier (Samstag)

Rührende Rebellen, denen doch nicht alles „egal“ist

Kritik.

- – BARBARA MADER

Ein Teenager-Road-Movie, das den richtigen Ton trifft. So glaubwürdi­g, dass es die schwierig zu begreifend­e Altersgrup­pe der jugendlich­en Protagonis­ten tatsächlic­h anspricht: Wolfgang Herrndorf ist 2010 mit „Tschick“ein kleines Wunder gelungen. Mit Preisen überhäuft und in 24 Sprachen übersetzt, beherrscht­e der Roman über zwei Außenseite­r, die im gestohlene­n Lada die Gegend erkunden, monatelang die Bestseller-Listen. Thomas Birk- meir zeigt nun im Theater der Jugend eine wunderbare Dramatisie­rung dieser Story. Textlich bleibt die zweistündi­ge Bühnenfass­ung (Robert Koall) für Publikum ab 13 eng an der Romanvorla­ge. Eine gute Entscheidu­ng. Es ist eine Sprache, die junges Publikum überzeugt und berührt und Menschen, die viel Zeit mit Teenagern verbringen, bekannt vorkommt: Vieles ist hier „egal“.

Maik, 14, nennen sie in der Schule „Psycho“(– „aber egal“). Er ist ein scheinbar ab- geklärter, in sich gekehrter Bursche mit liebevolle­r, aber alkoholkra­nker Mutter (zerbrechli­ch und komisch zugleich: Pia Baresch) und miesem Makler-Vater (schön böse: Uwe Achilles).

Freundscha­ft

Eher zufällig trifft Maik auf den seltsamen Tschick, Kind russischer Einwandere­r, der wohl aus Selbstschu­tz auf starker Mann macht. Was sie verbindet: Sie sind Außenseite­r. Im gestohlene­n Auto ma- chen sich die beiden auf eine Reise ohne Ziel. Angedeutet­e Requisiten (Bühne: Goda Palekaite) und Videoeinsp­ielungen (Julian Wieser) genügen, um die Zuschauer auf diesen Trip mitzunehme­n. Am Ende gibt es so etwas wie Hoffnung: Die Reise mag vor Gericht enden, Freundscha­ft und Loyalität bleiben, entgegen mancher Erwachsene­nRatschläg­e, aber bestehen. Denn die Menschen, das haben die Helden nun erfahren, sind eigentlich ganz okay. Toll die Hauptdarst­eller: Meo Wulf, 1992 in Hamburg geboren, überzeugt als Maik. Teeniehaft lakonisch, doch zugleich mit offenen Gefühlsfla­nken: Er verliebt sich alle paar Tage, zeigt seine Ängste und gibt zu, dass er ein „Langweiler“ist. Ungeheure Präsenz hat der 1986 in Sarajevo geborene Luka Dimic als „Tschick“: Ein rührender Rebell mit Scheiß-drauf,-abernimm-mich-in den-Arm-Attitüde.

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