Netflix pocht auf Grenzen im Internet
Der Streaming-Dienst will regionale Einschränkungen bei inhalten in Zukunft strenger durchsetzen
Wer in Österreich auf netflix die alten Episoden der populären TV-Serie „gilmore girls“sucht, hat kein glück, sie sind nicht im katalog auffindbar. Versucht man es mit dem selben nutzerkonto in den USA, findet man sämtliche Staffeln sehr wohl. Die US-Serie ist nur ein Beispiel, das Angebot von netflix ist von land zu land unterschiedlich, wobei in den USA der größte katalog zur Verfügung steht. Die Praxis, inhalte in bestimmten ländern zu blockieren, nennt man „geoblocking“. grund dafür sind die verschiedenen Verträge, die der Streaming-Dienst mit den Rechteinhabern der Serien abgeschlossen hat. jene haben die Ausstrahlungsrechte in verschiedenen ländern oft exklusiv an TVSender verkauft, weswegen die inhalte nicht zusätzlich über netflix angeboten werden können.
Leicht zu umgehen
Die regionalen Beschränkungen könne sehr leicht ausgehebelt werden. Dafür muss man netflix lediglich vorgaukeln, sich in einem beliebigen land zu befinden. möglich wird das, indem man die internetverbindung etwa über einen fremden Server im Ausland („Proxy-Server“) umleitet. Verschiedene Anbieter im internet bieten derartige Dienste gegen eine geringe gebühr von wenigen Euro im monat an.
Dieser Praxis hat netflix nun den kampf angesagt. So schreibt netflix-manager David fullagar im Unternehmens-Blog: „Es wird in den nächsten Wochen auch mit Proxy-Servern und mechanismen zur Umgehung von Zugriffsbeschränkungen nicht mehr möglich sein, auf inhalte zuzugreifen, die in der eigenen Region nicht verfügbar sind.“Unklar ist, wie die Durchsetzung der maßnahmen technisch genau aussehen soll, oder ob es andere konsequenzen für die Anwender geben soll. Der Schritt kommt überraschend, bisher hat netflix die nutzung solcher Dienste toleriert. Es ist davon auszugehen, dass der Druck von Rechteinhabern nun so stark zugenommen hat, dass der Streaming-Dienst handeln musste.
Serien und filme, die netf lix selbst produziert, sind in der Regel in allen ländern, in denen netflix aktiv ist, verfügbar, weswegen der Streaming-Dienst das Portfolio an eigenen inhalten in Zukunft ausbauen will. Aber auch hier gibt es eine Ausnahme: Die neue Staffel der Erfolgsserie „house of Cards“wird zum Start ebenfalls nicht in Österreich und Deutschland verfügbar sein. grund dafür ist, dass die Exklusivrechte für das Politdrama an den PayTV-Anbieter Sky verkauft worden sind.
im Rahmen der Technikmesse CES in las Vegas gab netflix bekannt, in 130 weiteren ländern zu starten. insgesamt ist das Unternehmen nun in 190 ländern weltweit tätig und bietet seine inhalte in 21 Sprachen an. netflixChef Reed hastings sprach dabei von der geburtsstunde eines globalen internetfernsehsenders. Der einzige große markt, der netflix noch fehlt, ist China, wo politische Einschränkungen für schwierige Ausgangsbedingungen sorgen.
EU-Regeln
Die EU-kommission hat sich dem Thema geoblocking ebenfalls angenommen. Anfang 2015 hieß es, man wolle „ungerechtfertigtes geoblocking“beenden und bis mitte 2016 entsprechende gesetzesentwürfe vorlegen. Dieses Vorhaben wurde mittlerweile abgeschwächt. in einem aktuellen gesetzesentwurf will die kommission lediglich sicherstellen, dass EU-Bürger ihre im heimatland erworbenen inhalte bzw. online-Abos auch in anderen EU-mitgliedsstaaten nutzen können.