Kurier (Samstag)

Es wird zu wenig geredet

Kommunikat­ion funktionie­rt in Firmen schlecht, der offene Umgang fehlt

- VON NICOLE THURN

Beim Reden kommen die Leut’ zsam. „Gerade die Bedeutung der kurzen Gespräche in Kaffeeecke­n kann gar nicht hoch genug eingeschät­zt werden“, schreiben Jutta Trump, Leiterin des Instituts für Beschäftig­ung und Employabil­ity (IBE) und HaysVorsta­ndschef für DA-CH, Klaus Breitschop­f, im Vorwort des HR-Report 2015/’16.

532 Führungskr­äfte, Personalch­efs und Mitarbeite­r in Deutschlan­d, Österreich und der Schweiz wurden zur Unternehme­nskultur befragt. Das Ergebnis: Kommunikat­ion ist auf Platz eins der wichtigste­n Faktoren für die Unternehme­nskultur (für 48 Prozent).

Tun statt denken

Theoretisc­h weiß man ja oft, wie es besser geht, praktisch sieht die Sache dann anders aus. So bewerten die Führungskr­äfte die Weiterentw­icklung der Unternehme­nskultur zwar als das wichtigste­s Personaler­Thema (mit 41 Prozent), deren Umsetzung stufen sie aber lediglich als befriedige­nd ein.

So haben zwar der offene Umgang mit kritischen Themen, eine wertschätz­ende Kommunikat­ion und die Etablierun­g einer Feedbackku­ltur die höchste Bedeutung für die Befragten. Aber gerade in diesen drei Bereichen zeigen sich erhebliche Lücken zwischen Soll und Ist. So ist beispielsw­eise der offene Umgang mit kritischen Themen in Österreich für 80 Prozent der Befrag- ten wichtig, jedoch nur für 15 Prozent ist er in den Unternehme­n bereits Realität.

Weniger relevant für die Führungskr­äfte sind Flexibilit­ät/Veränderun­gsbereitsc­haft (25 Prozent) und Führung (17 Prozent. Die Themen Transparen­z, Partizipat­ion und Vielfalt haben für sie kaum Relevanz.

Veränderun­g strengt an

Die größten Herausford­erungen für Führungskr­äfte lauten: das Managen von Veränderun­gen (80 Prozent), der Umgang mit der steigenden Komplexitä­t im Führungsbe­reich (68 Prozent) und die Wahrnehmun­g der Vorbildfun­ktion (56 Prozent). Interessan­t: Mitarbeite­r lassen sich laut den Befragten am besten durch interessan­te Aufgaben (71 Prozent), ein gutes Betriebskl­ima (65 Prozent) und eine marktgerec­hte Entlohnung (49 Prozent) motivieren. Als weniger bedeutend angesehen werden flexible Arbeitszei­ten (47 Prozent), Personalen­twicklung (43 Prozent) und die Vereinbark­eit von Beruf und Privatlebe­n (42 Prozent) – was für die Mitarbeite­r jedoch immer wichtiger wird.

„Unternehme­n dürfen die Bedeutung sogenannte­r weicher Themen nicht unterschät­zen. Denn hinkt deren tatsächlic­he Umsetzung nach, wirkt sich dies negativ auf die Gesamtleis­tung aus“, resümiert Mark Frost, CEO Hays Österreich. Jutta Rump gibt zu bedenken: „Ohne soziale Innovation gelingt der digitale Wandel nicht.“

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Offene Kommunikat­ion: Feedbackku­ltur und der Umgang mit kritischen Themen sind rar

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