Trotzig, aber positiv
Der oberste Jungunternehmer H. Rohrmair-Lewis ist optimistisch – laut Studie ist er damit eher allein
KURIER: Nur 13 Prozent der Jungunternehmer glauben laut Konjunkturbarometer an den wirtschaftlichen Aufschwung Österreichs in den kommenden Monaten. Was ist los mit den sonst so optimistischen Entrepreneuren? Herbert Rohrmair-Lewis: Nur weil sie gerade pessimistisch sind, heißt das nicht, dass sie recht behalten. Das betrübliche ist, dass sie in der Vergangenheit oft recht hatten. Das Barometer der Jungen Wirtschaft war oft ein guter Ausblick. Man muss jetzt aufpassen, dass es nicht zu einer Selffulfilling Prophecy wird. Meine große Hoffnung ist, dass wir jetzt den Tiefpunkt erreicht haben und es wieder hinauf geht. Was nährt Ihre Hoffnung?
Grundsätzlich geht es in den Nachbarländern erstaunlich bergauf, etwa in Deutschland – trotz Schwäche der Weltwirtschaft. Auch der europäische Jobmarkt geht wieder in eine gute Richtung. Wir müssen uns leider daran gewöhnen, dass wir nicht mehr, wie jahrelang, alle Ranglisten anführen. Wir sind da und dort hinten nach und müssen wieder anpacken. Im Gespräch mit Entrepreneuren, kommt meist diese spezielle Aufbruchstimmung durch – der Politik wird das jedoch nicht zugeschrieben. Verlieren sie den Glauben an diese?
Wir haben nicht grundlos 37.000 Mitglieder – Unternehmer engagieren sich und wollen mitgestalten. Das kann aber auch schnell kippen. Vor Kurzem hat mich ein Student gefragt, welche Argumente ich ihm nennen kann, in Österreich zu gründen. Ich konnte ihm Soft Facts nennen, wie: es ist hier schön und er hat ja auch seine Ausbildung hier genossen. Aber Hard Facts, wie geringe Steuern, die motiviertesten Mitarbeiter oder eine Unternehmerkultur, konnte ich ihm nicht nennen. Das geht international ganz anders. Da sind Unternehmer Topof-the-list in der Wertschätzung. Das ist in Österreich anders?
Hier herrscht mangelnde Wertschätzung. Unternehmer werden als öffentliches Eigentum gesehen. Wenn es ein Loch im Budget gibt, versucht man das als Erstes mit ihnen zu stopfen. Zweitens die ständige Bestrafung: Ist man selbstständig, muss man alles selber machen und wenn man es nicht rechtzeitig macht, wird man bestraft. 73 Prozent plant, kein neues Personal einzustellen – wie interpretieren Sie das?
Unternehmer kümmern sich um die Mitarbeiter, die sie haben. Neue Mitarbeiter sehen sie hingegen als Risiko. Das ist auch o. k. Wenn die Gesellschaft Unternehmern wenig Wertschätzung entgegen bringt, dann wird auch der Unternehmer seine gesellschaftliche Verantwortung weniger wahrnehmen. Das klingt trotzig.
Wir sind ja auch die junge Wirtschaft. Aber im Ernst, wir merken einen Umschwung in der Gesellschaft. Selbst von der links orientierten Gesellschaft bekommen wir mittlerweile Verständnis. Sie sehen, dass Unternehmer die Mittelschicht sind, nicht die Ausbeuter. Das ist der Greißler, der Kebab-Verkäufer, der Schlosser und so weiter. Stellen Sie neue Mitarbeiter ein?
Ich habe sechs Mitarbeiter