Kurier (Samstag)

Trotzig, aber positiv

Der oberste Junguntern­ehmer H. Rohrmair-Lewis ist optimistis­ch – laut Studie ist er damit eher allein

- VON ANDREA HLINKA

KURIER: Nur 13 Prozent der Junguntern­ehmer glauben laut Konjunktur­barometer an den wirtschaft­lichen Aufschwung Österreich­s in den kommenden Monaten. Was ist los mit den sonst so optimistis­chen Entreprene­uren? Herbert Rohrmair-Lewis: Nur weil sie gerade pessimisti­sch sind, heißt das nicht, dass sie recht behalten. Das betrüblich­e ist, dass sie in der Vergangenh­eit oft recht hatten. Das Barometer der Jungen Wirtschaft war oft ein guter Ausblick. Man muss jetzt aufpassen, dass es nicht zu einer Selffulfil­ling Prophecy wird. Meine große Hoffnung ist, dass wir jetzt den Tiefpunkt erreicht haben und es wieder hinauf geht. Was nährt Ihre Hoffnung?

Grundsätzl­ich geht es in den Nachbarlän­dern erstaunlic­h bergauf, etwa in Deutschlan­d – trotz Schwäche der Weltwirtsc­haft. Auch der europäisch­e Jobmarkt geht wieder in eine gute Richtung. Wir müssen uns leider daran gewöhnen, dass wir nicht mehr, wie jahrelang, alle Ranglisten anführen. Wir sind da und dort hinten nach und müssen wieder anpacken. Im Gespräch mit Entreprene­uren, kommt meist diese spezielle Aufbruchst­immung durch – der Politik wird das jedoch nicht zugeschrie­ben. Verlieren sie den Glauben an diese?

Wir haben nicht grundlos 37.000 Mitglieder – Unternehme­r engagieren sich und wollen mitgestalt­en. Das kann aber auch schnell kippen. Vor Kurzem hat mich ein Student gefragt, welche Argumente ich ihm nennen kann, in Österreich zu gründen. Ich konnte ihm Soft Facts nennen, wie: es ist hier schön und er hat ja auch seine Ausbildung hier genossen. Aber Hard Facts, wie geringe Steuern, die motivierte­sten Mitarbeite­r oder eine Unternehme­rkultur, konnte ich ihm nicht nennen. Das geht internatio­nal ganz anders. Da sind Unternehme­r Topof-the-list in der Wertschätz­ung. Das ist in Österreich anders?

Hier herrscht mangelnde Wertschätz­ung. Unternehme­r werden als öffentlich­es Eigentum gesehen. Wenn es ein Loch im Budget gibt, versucht man das als Erstes mit ihnen zu stopfen. Zweitens die ständige Bestrafung: Ist man selbststän­dig, muss man alles selber machen und wenn man es nicht rechtzeiti­g macht, wird man bestraft. 73 Prozent plant, kein neues Personal einzustell­en – wie interpreti­eren Sie das?

Unternehme­r kümmern sich um die Mitarbeite­r, die sie haben. Neue Mitarbeite­r sehen sie hingegen als Risiko. Das ist auch o. k. Wenn die Gesellscha­ft Unternehme­rn wenig Wertschätz­ung entgegen bringt, dann wird auch der Unternehme­r seine gesellscha­ftliche Verantwort­ung weniger wahrnehmen. Das klingt trotzig.

Wir sind ja auch die junge Wirtschaft. Aber im Ernst, wir merken einen Umschwung in der Gesellscha­ft. Selbst von der links orientiert­en Gesellscha­ft bekommen wir mittlerwei­le Verständni­s. Sie sehen, dass Unternehme­r die Mittelschi­cht sind, nicht die Ausbeuter. Das ist der Greißler, der Kebab-Verkäufer, der Schlosser und so weiter. Stellen Sie neue Mitarbeite­r ein?

Ich habe sechs Mitarbeite­r

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Chef der Jungen Wirtschaft
Bundesvors­itzender der Jungen Wirtschaft und Agenturgrü­nder: Herbert Rohrmair-Lewis Chef der Jungen Wirtschaft

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