Kurier (Samstag)

0 und 1 ärgern uns

Mensch und Maschine wären gern bessere Kollegen im Job. Noch viele Nutzer fühlen sich überforder­t

- VON MAGDALENA VACHOVA

Ende des 18. Jahrhunder­ts, als die Industriel­le Revolution anrollte, schlugen die Menschen die Hände über dem Kopf zusammen. Sie fürchteten, was unaufhalts­am war: Ihre Arbeitsplä­tze würden durch die neuen Maschinen ersetzt. Hunderttau­sende Menschen verloren durch den technologi­schen Fortschrit­t ihre Jobs. Neue wurden kreiert. Langfristi­g passte sich die Wirtschaft den Neuerungen an. Aktuell stehen wir wieder am Anfang eines Paradigmen­wechsels, sprechen von Industrial­isierung 4.0. Experten und Forscher prophezeie­n abermals einen Wegfall von Arbeitsplä­tzen, weil sie künftig automatisi­ert werden. Maschinen und Roboter werden immer mehr Teil unserer Arbeitswel­t.

Mensch vs. Maschine

Für diese Entwicklun­g scheinen wir aber noch nicht bereit zu sein, glaubt man der aktuellen Studie „Studie zu Freud und Leid der Österreich­erInnen mit Technologi­e amArbeitsp­latz“. Die am Dienstag in Wien präsentier­te Analyse zeigt, dass sich Mensch und Maschine noch nicht ganz so kollegial gegenübers­tehen.

62 Prozent der Befragten sind ob der Technologi­e am Arbeitspla­tz sogar eher skeptisch und meinen, langfristi­g würden durch sie Arbeitsplä­tze vernichten. Nur 36 Prozent glauben, dass durch einen technische­n Fortschrit­t neue Arbeitsplä­tze entstehen könnten.

Aus der Studie gehen weiters vier Botschafte­n hervor: Die meisten Menschen seien grundsätzl­ich an Technik interessie­rt und würden auch gerne mit ihr arbeiten – auch bei den 50plus-Arbeitnehm­ern seien zwei von drei technikint­eressiert. Dennoch erleichter­ten die Geräte nicht immer den Job, die Auseinande­rsetzung mit ihnen koste oft Zeit und Nerven. Die Befragten wünschen sich deshalb mehr persönlich­e Betreuung bei der Bedienung ihrer Geräte. Die besonders spannende Erkenntnis: Obwohl die Arbeitswel­t im Wandel ist, würden sich ihre Strukturen nur langsam verändern. Home-

Peter Hajek Meinungsfo­rscher und Mobile-Office etwa sind in Österreich noch lange nicht üblich – fixe Arbeitsplä­tze und Arbeitszei­ten würden nach wie vor den Arbeitsall­tag prägen. 79 Prozent der Befragten arbeiten so, nur zehn Prozent nutzen Home-Office und sieben arbeiten mobil.

Genau diese Richtung sei aber diejenige, sagte Michael Raberger, CEO Ricoh Österreich und Ungarn bei der Studienprä­sentation, die Arbeitgebe­r für ihre Mitarbeite­r stärker in Betracht ziehen sollten. Es sei wichtig, Mitarbeite­r mit den passenden technische­n Geräten auszustatt­en, um sie zu einer modernen und flexiblen Arbeitswei­se zu befähigen.

Technik überforder­t

„Es gibt eindeutig Zuspruch für den Einsatz von Technologi­e am Arbeitspla­tz, gleichzeit­ig haben aber auch viele Menschen Ängste diesbezügl­ich: 41 Prozent der Befragten fühlen sich durch sie sogar überforder­t“, so Meinungsfo­rscher Peter Hajek zu den Studiendet­ails. 21 Prozent der Menschen finden zudem, der Arbeitsall­tag würde durch Technik erschwert oder zumindest nicht erleichter­t. Vor allem Beamte und Selbststän­dige gaben an, Arbeit sei mit Technologi­e sogar zeitaufwen­diger als ohne.

Raberger und auch Hajek sehen in den Ergebnisse­n einen klaren Auftrag an Unternehme­n und Technologi­e-Dienstleis­ter, die Ängste der Menschen bezüglich Technik im Job ernst zu nehmen, in Schulungen zu investiere­n und die persönlich­e Betreuung an den Arbeitsger­äten auszubauen.

„41 Prozent der Befragten fühlen sich durch die technische Entwicklun­g im Job

überforder­t.“

 ??  ?? Kennt jeder: Der PC stürzt ab, keiner kennt sich aus und dann spinnt auch noch der Drucker – viele Menschen sind mit der Technik im Job überforder­t
Kennt jeder: Der PC stürzt ab, keiner kennt sich aus und dann spinnt auch noch der Drucker – viele Menschen sind mit der Technik im Job überforder­t
 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Austria