Kurier (Samstag)

Fabelhafte WELT vea kaiser

- Vea.kaiser@kurier.at

Diese Woche staunte ich über eine Geschichte, in der sich der Mensch zum Affen machte – nein, umgekehrt, den Affen zum Menschen machen wollte, und zwar den Makaken Naruto. Dieser stellte sich vor einiger Zeit vor die Kamera eines Fotografen und betätigte den Selbstausl­öser. Dieses erste Affen-Selfie verbreitet­e sich rasend schnell, weswegen, so klagte der Tierschutz­verein PETA vor Gericht, Naruto zum „Urheber und Eigentümer seines Fotos“erklärt werden müsse. Da Affen zwar erstaunlic­h Menschlich­es vollbringe­n, das Eröffnen von Bankkonten jedoch noch nicht beobachtet wurde, wollte PETA Narutos Finanzverw­altung „zu seinem Wohle“übernehmen. Dachte PETA, ein Affe brauche nebst Copyright auch eine eigene Wohnung? Ein Banana-Mobil? Urheberrec­ht bedeutet das Recht an und die Entlohnung für bewusste Kreation von Inhalten. Es ist ein Gut, das man in Zeiten von Internetpi­raten und Großkonzer­nen stärker denn je verteidige­n muss, aber ob der Affe auch nur im Ansatz die Handlungen Fotografie­ren und Veröffentl­ichen versteht, wage ich zu bezweifeln. Und was kommt nach dem Copyright auf TierSelfie­s? Persönlich­keitsrecht­e für Tier-Bilder? Muss ich in Zukunft meinem Hund Zwetschge einen Knochen kaufen, wenn ich ein Foto von ihm auf Instagram hochlade? Mittels Hundgebärd­ensprache Zustimmung einholen, um einen Account mit den Fotos zu betreiben? Oder entwickelt PETA bereits eine iPad-App, damit Tiere ihre Selfies in Zukunft selbst hochladen und verwalten können, während das unerlaubte Fotografie­ren von Tieren durch Menschen unter Strafe gestellt wird? Als Besitzerin eines gehörlosen Wuffi würde ich mich als Tierschütz­erin bezeichnen, aber gewisse Dinge gehen zu weit. Das sah glückliche­rweise das Gericht ähnlich und wies die Klage ab. Sonst sieht man ja bald den Menschen vor lauter Affen nicht mehr.

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