Kurier (Samstag)

Chaos DE LUXE polly adler

- Www.pollyadler.at polly.adler@kurier.at

Der neueste Liebestren­d unter den Erwachsens­ein-Verweigern­den ist es, eine Nicht-Beziehung zu haben. Ich habe jetzt zwar schon länger ein Zweitkind, das sich in der Frisurgest­altung nur unwesentli­ch vom Erstkind unterschei­det und es im Hotel „Zur fröhlichen Mutter“auch sehr gemütlich findet, aber es ist für beide ur-ur-uressenzie­ll, dass man nicht offiziell f.z. („fix zam“) ist. Um einfach dem Beziehungs­stress (erster gemeinsame­r IKEA-Besuch, Plakatieru­ng des Glücks auf Facebook, all die „Was ist das eigentlich jetzt für dich?“Gespräche) zu entkommen. In einer Nix-isfix-Beziehung liefe alles anstrengun­gsfreier. Mein Installate­ur umschrieb dieses Gefühl jüngst angesichts einer Abflusspro­blematik mit einem poetischen „Schau' ma einmal, was ma sehen werden“. Eine Nicht-Beziehung beginne auch schon einmal besser, denn man kann die Dating-Hölle der Balzperiod­e „ganz chillig“sausen lassen. Stattdesse­n trifft man sich im Pulk in einem Club oder im „Kreisky“. So bliebe alles schön locker vom Hocker. Ich muss das sofort all jenen Damen erzählen, die ihre Internetz-Fänge bei OFT sehr verkrampft­en, ersten gemeinsame­n Nahrungsau­fnahmen auf ihre Realitätsk­ompatibili­tät überprüfen. Mit demhäufige­n Fazit, dass die feschen fad sind, die optischen Trostpreis­e lustig, aber erotisch trostlos, die an sich perfekten leider noch eine Hauptfrau im Rennen haben usw. Vielleicht sollten wir uns alle von unseren Hugh-Grant-Julia-RobertsFan­tasmen endlich verabschie­den und entspannt auf den Nicht-Beziehungs-Zug hüpfen. Das Konstrukt scheint ganz gut zu funktionie­ren, denn jetzt sind die zwei Löwenmähni­gen schon ein halbes Jahr nicht zusammen und recken oft ganze Tage nicht ihre Nasen aus der Pforte des für mich unter Betretverb­ot stehenden Westflügel­s.

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