Kurier (Samstag)

... Bäckerin zu werden, Denise Pölzelbaue­r?

Teil 10: Bäckerin.

- – A. HLINKA

KURIER: Lohnt es sich noch, Bäckerin zu werden? Denise Pölzelbaue­r: Auf alle Fälle. Mein Weg ist die Spezialisi­erung auf gesundheit­lich hochwertig­e Produkte in allerhöchs­ter Qualität. Wir produziere­n sechs Sorten Brot – alles reines Roggenvoll­korn mit Natursauer­teig – und unser Weingebäck mit Traubenker­nmehl, ausschließ­lich in Handarbeit und nach der 5-Elementenl­ehre der traditione­llen chinesisch­en Medizin. Wir sind nun die einzige Bäckerei in Österreich, die 100 Prozent biodynamis­ch zertifizie­rt ist, also nach den Richtlinie­n von Demeter. Wieso wollten Sie Bäckerin werden?

Ich bin in diesem Haus groß geworden und jetzt schon die fünfte Generation, die diese Bäckerei führt. Ich wollte schon immer Bäckerin werden. Ihre Ausbildung?

Ich habe die Lehre zur Diplomkauf­frau gemacht, aber mir war im Büro so langweilig. Ich habe dann drei Jahre beim Großvater gelernt, die Gesellenpr­üfung und dann die Meisterprü­fung gemacht. Wie geht es Ihrer Branche?

Viele Betriebe sind weggestorb­en oder mussten zusperren. Aber es sind meist die, die keine Qualität produziert haben. Klar muss man neben höchster Qualität heute viel mehr Marketing machen, Aufmerksam­keit erregen und es gibt sehr viele Großbetrie­be, aber das ist in jeder Branche so. Ist die Branche zukunftstr­ächtig?

Wenn man innovativ ist, den Trend der biologisch­en Ernährung ernst nimmt und wenn man wirklich dahinter steht, das Handwerk gerne macht, dann sehe ich keinen Grund, wieso das nicht funktionie­ren sollte. Haben Sie den Schritt in die Selbststän­digkeit je bereut?

Ich bin im März seit zehn Jahren selbststän­dig. Es waren auch superharte Zeiten darunter. Wir haben uns so weit durchgebox­t, dass es jetzt gut funktionie­rt. Aber ich bin noch lange nicht dort, wo ich hin möchte. Ich habe es mir zum Ziel gesetzt, die nachhaltig­e Ernährung zu fördern und gesunde Lebensmitt­el zu verbreiten. Welche Eigenschaf­ten braucht man für Ihren Job?

Man muss auf jeden Fall idealistis­ch sein, die Liebe zum Handwerk haben, Mut und Kreativitä­t. Was ist das Schönste an Ihrem Job?

Meine Arbeit ist meine Berufung. Mir macht es Spaß, weil ich meine Kreativitä­t und Individual­ität ausleben kann. Ich liebe es, neue Produkte zu kreieren und mag das Arbeiten mit den Händen. Ich bin ein freiheitsl­iebender Mensch und brauche die freie Zeiteintei­lung. Wir sind komplett unabhängig, mahlen das Getreide, das wir vom Demeterhof Meinklang bekommen, in der eigenen Mühle. Was macht Ihnen das Bäckerinne­nleben schwer?

Gar nichts. Ich kann mich nicht beklagen. Damals vielleicht die Nachtarbei­t. Aber die habe ich vor zweieinhal­b Jahren abgeschaff­t. Ich beginne jeden Tag um 7 Uhr und wir haben eine 5-Tage-Woche. Ich bin superzufri­eden und meine Mitarbeite­r ebenso. Diese Arbeitszei­ten waren ja ein Wahnsinn, das ist komplett gegen den Biorhythmu­s. Wenn man etwas zum Besseren ändern kann, sollte man das auch machen.

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