Klimawandel: Ölbranche muss sich bohrenden Fragen stellen Chemische Industrie: Europa reagiert nicht
Fossilenergie. Investitionen.
Prozent Zustimmung erhielten, doppelt so viel wie im Jahr davor. Bei US-Ölförderer Occidental Petroleum wäre sich fast eine Mehrheit ausgegangen (49 Prozent).
2015 erwirkten Anleger, dass sich die größten europäischen Player BP und Shell mit grünen Szenarien auseinandersetzen mussten. Deren Berichte fielen kalmierend aus: Man setze statt auf Kohle und Öl ohnehin vermehrt auf Gas und Bioethanol, das sauberer verbrennt. „Shell glaubt, so für den Übergang zu einer Zwei-Grad-Welt gerüstet zu sein“, hieß es. Zwei Grad ist das Limit für die Erderwärmung, welches das Pariser Klimaabkommen setzt.
Verfrühter Abgesang
Ein noch härterer Gegner ist für die Konzerne der tiefe Ölpreis, zeigt eine Studie des US-Kongresses. So könnte der Öl-Output der größten „Fracking“-Gebiete der USA im Jahr 2020 bei 3 oder bei 11 Millionen Fass am Tag liegen; je nach dem, ob der Ölpreis 30 oder 80 US-Dollar ist. Abschreiben sollte man die Branche aber nicht, sie fördert immer billiger. Im wahrscheinlichsten Fall übertreffen die USA ihren Förderrekord von März 2015 (5,4 Mio. Fass) schon im Oktober 2019. „Das enorme Wachstum der chemischen Industrie passiert in China und nicht bei uns“, lautet die Analyse des Obmanns der chemischen Industrie, Hubert Culik.
Die Zahlen belegen diese Analyse. Der weltweite Umsatz der chemischen Industrie ist innerhalb von zehn Jahren von 1458 Milliarden Euro auf 3232 Milliarden Euro gestiegen. Europa hat allerdings nur wenig dazu beigetragen. Der Großteil der Umsatzzuwächse wurde in China erzielt, das Europa mittlerweile mit über 34 Prozent Anteil am weltweiten Umsatz überholt hat.
Bei den Investitionen ist das Bild ähnlich. China investierte vier Mal so viel in die chemische Industrie wie die EU. In Österreich sind die Investitionen im Vorjahr sogar um 18 Prozent gesunken. Dabei waren die Rahmenbedingungen durchaus günstig. Die Erdölpreise sind gesunken, der Euro hat verglichen mit dem Dollar an Wert verloren und die Zinsen sind niedrig wie noch nie.
Der Obmann des Fachverbandes der chemischen Industrie, Hubert Culik, ist überzeugt, dass die Ursachen für die Stagnation hausgemacht sind. Immerhin habe die neue Regierung die Re- formbaustellen erkannt. Nun müsse rasch gehandelt werden.
Bei einem Jahresumsatz der chemischen Industrie von knapp 15 Milliarden Euro entfallen rund 50 Prozent des Produktwertes auf Kunststoffe und Kunststoffwaren. Ein beträchtlicher Teil davon geht an die Automobilindustrie und die Bauwirtschaft. Vor allem für die Innenausstattung von Autos wird viel Kunststoff benötigt. „Es gibt mehrere Firmen, die Türgriffe für Autos produzieren“, weiß Culik. Gefragt sind Spezialprodukte wie etwa Kunststoffröhrchen zur Blutabnahme. Die Firma Greiner Labortechnik ist in diesem Bereich Weltmarktführer.
Spezialitäten
15 Prozent des Umsatzes erwirtschaftet die chemische Industrie im Bereich Pharmazeutik. Der Warenwert der pharmazeutischen Spezialitäten, die in die USA exportiert werden, beträgt jährlich immerhin 670 Millionen Euro. Kein Wunder, dass die chemische Industrie für den Abschluss eines Freihandelsabkommens mit den USA (TTIP) eintritt. Die Exportquote der Branche beträgt fast 70 Prozent. 48,84