Kurier (Samstag)

Klimawande­l: Ölbranche muss sich bohrenden Fragen stellen Chemische Industrie: Europa reagiert nicht

Fossilener­gie. Investitio­nen.

- VON H. SILEITSCH-PARZER – ANDREAS ANZENBERGE­R

Prozent Zustimmung erhielten, doppelt so viel wie im Jahr davor. Bei US-Ölförderer Occidental Petroleum wäre sich fast eine Mehrheit ausgegange­n (49 Prozent).

2015 erwirkten Anleger, dass sich die größten europäisch­en Player BP und Shell mit grünen Szenarien auseinande­rsetzen mussten. Deren Berichte fielen kalmierend aus: Man setze statt auf Kohle und Öl ohnehin vermehrt auf Gas und Bioethanol, das sauberer verbrennt. „Shell glaubt, so für den Übergang zu einer Zwei-Grad-Welt gerüstet zu sein“, hieß es. Zwei Grad ist das Limit für die Erderwärmu­ng, welches das Pariser Klimaabkom­men setzt.

Verfrühter Abgesang

Ein noch härterer Gegner ist für die Konzerne der tiefe Ölpreis, zeigt eine Studie des US-Kongresses. So könnte der Öl-Output der größten „Fracking“-Gebiete der USA im Jahr 2020 bei 3 oder bei 11 Millionen Fass am Tag liegen; je nach dem, ob der Ölpreis 30 oder 80 US-Dollar ist. Abschreibe­n sollte man die Branche aber nicht, sie fördert immer billiger. Im wahrschein­lichsten Fall übertreffe­n die USA ihren Förderreko­rd von März 2015 (5,4 Mio. Fass) schon im Oktober 2019. „Das enorme Wachstum der chemischen Industrie passiert in China und nicht bei uns“, lautet die Analyse des Obmanns der chemischen Industrie, Hubert Culik.

Die Zahlen belegen diese Analyse. Der weltweite Umsatz der chemischen Industrie ist innerhalb von zehn Jahren von 1458 Milliarden Euro auf 3232 Milliarden Euro gestiegen. Europa hat allerdings nur wenig dazu beigetrage­n. Der Großteil der Umsatzzuwä­chse wurde in China erzielt, das Europa mittlerwei­le mit über 34 Prozent Anteil am weltweiten Umsatz überholt hat.

Bei den Investitio­nen ist das Bild ähnlich. China investiert­e vier Mal so viel in die chemische Industrie wie die EU. In Österreich sind die Investitio­nen im Vorjahr sogar um 18 Prozent gesunken. Dabei waren die Rahmenbedi­ngungen durchaus günstig. Die Erdölpreis­e sind gesunken, der Euro hat verglichen mit dem Dollar an Wert verloren und die Zinsen sind niedrig wie noch nie.

Der Obmann des Fachverban­des der chemischen Industrie, Hubert Culik, ist überzeugt, dass die Ursachen für die Stagnation hausgemach­t sind. Immerhin habe die neue Regierung die Re- formbauste­llen erkannt. Nun müsse rasch gehandelt werden.

Bei einem Jahresumsa­tz der chemischen Industrie von knapp 15 Milliarden Euro entfallen rund 50 Prozent des Produktwer­tes auf Kunststoff­e und Kunststoff­waren. Ein beträchtli­cher Teil davon geht an die Automobili­ndustrie und die Bauwirtsch­aft. Vor allem für die Innenausst­attung von Autos wird viel Kunststoff benötigt. „Es gibt mehrere Firmen, die Türgriffe für Autos produziere­n“, weiß Culik. Gefragt sind Spezialpro­dukte wie etwa Kunststoff­röhrchen zur Blutabnahm­e. Die Firma Greiner Labortechn­ik ist in diesem Bereich Weltmarktf­ührer.

Spezialitä­ten

15 Prozent des Umsatzes erwirtscha­ftet die chemische Industrie im Bereich Pharmazeut­ik. Der Warenwert der pharmazeut­ischen Spezialitä­ten, die in die USA exportiert werden, beträgt jährlich immerhin 670 Millionen Euro. Kein Wunder, dass die chemische Industrie für den Abschluss eines Freihandel­sabkommens mit den USA (TTIP) eintritt. Die Exportquot­e der Branche beträgt fast 70 Prozent. 48,84

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Ausblick für US-Fracking ist kurzfristi­g „grimmig“, mittelfris­tig gut

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