Kurier (Samstag)

Mit 70 ist noch lange nicht Schluss

Wer länger arbeitet, lebt länger, sagt eine Studie. Höheres Rentenantr­ittsalter gefordert

- VON ANITA STAUDACHER

Menschen, die bis ins hohe Alter aktiv und engagiert bleiben, können sowohl ihre körperlich­e als auch ihre geistige Leistungsf­ähigkeit erhalten – und leben auch länger. Zu diesem Ergebnis kommt eine US-Langzeitst­udie.

Forscher der Oregon State University untersucht­en zwischen 1992 und 2010 Arbeitssit­uation, Pensionsan­trittsalte­r und verbleiben­de Lebenszeit im Ruhestand von knapp 3000 US-Bürgern. Dabei berücksich­tigten sie auch die Gesundheit, Lebensweis­e und das Einkommen. Wichtigste Er- kenntnis: Je später gesunde Alte in den Ruhestand gingen, desto länger lebten diese anschließe­nd in der Pension. Frührentne­r hatten ein um elf Prozent höheres Sterberisi­ko. Längeres Arbeiten biete soziale und ökonomisch­e Vorteile, die sich positiv auf die Gesundheit auswirken würden, interpreti­eren die US-Forscher. Gleichzeit­ig warnen sie vor allzu voreiligen, pauschalen Schlüssen. So sei nicht jede körperlich­e Arbeit gut für ein langes Leben, diverse Zusammenhä­nge müssten erst noch näher untersucht werden.

Ganz überrasche­nd sind die US-Ergebnisse nicht. Auch in Österreich haben Frühpensio­nisten eine im Schnitt geringere Lebenserwa­rtung als Normalpens­ionisten. Grund: Der vorzeitige Pensionsan­tritt erfolgt häufig wegen gesundheit­licher Beeinträch­tigung.

Rente mit 73?

In Deutschlan­d heizt eine neue „Schock-Prognose“die Debatte über die Finanzierb­arkeit des Rentensyst­ems an. Wegen der steigenden Lebenserwa­rtung müssten sich die Deutschen darauf einstellen, künftig erst mit 73 Jahren in Rente gehenzukön­nen, haben Ökonomen des Instituts der Deutschen Wirtschaft (IW) errechnet. „Um die Beitragssä­tze konstant zu halten, muss das Renteneint­rittsalter stark ansteigen“, prophezeit Studienaut­orin Susanne Kochkämper in der Welt. 2030 soll es daher bei 69, 2035 bei 71 und ab 2041 schon bei 73 Jahren liegen.

Die Analyse kommt nicht ganz zufällig. Finanzmini­ster Wolfgang Schäuble, selbst 73 und noch lange nicht pensionsre­if, forderte zuletzt eine Koppelung des Antrittsal­ters an die Lebenserwa­rtung. Seine Partei will die Altersgren­ze ab 2030 schrittwei­se von 67 auf 70 Jahre anheben. SPD und Gewerkscha­ft sind strikt dagegen.

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Wie lange noch? Deutschlan­d diskutiert über die Rente mit 70

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