Mehr Lebensqualität bei Diabetes
600.000 Menschen sind in Österreich betroffen. Umstellung des Lebensstils bringt viel
„Ich habe immer sehr gerne genascht“, erzählt Irene Löffler, 60. Im Vorjahr war sie im Sommer drei Monate in Deutschland, „da ist es mir sehr schlecht gegangen, ich war ziemlich apathisch und hatte großen Durst.“Zurück in Wien, diagnostizierte ihre Hausärztin einen Nüchternblutzucker von 300 mg/dl (der Normalwert liegt bei 90 Prozent der Erkrankungen betreffen Typ-2-Diabetes ( die Wirkung des körpereigenen Insulin zur Zuckersenkung wird geringer und die Produktion lässt nach). Die häufigsten Ursachen sind zu energiereiche Ernährung und zu wenig Bewegung. Anders beim Typ-1Diabetes (das Immunsystem zerstört die insulinbildenden Zellen): Hier sind die Ursachen weitgehend unbekannt. „Derzeit ist weltweit jeder elfte Mensch von Diabetes betroffen, in wenigen Jahren wird es jeder zehnte sein“, sagt Univ.-Prof. Alexandra Kautzky-Willer. Frauen bekommen Diabetes meist erst bei größerem Übergewicht und einem größeren Ausmaß an Risikofaktoren als Männer: „Dann ist aber auch ihr Risiko für Herzinfarkt und Schlaganfall höher.“Bei Frauen sei auch der Nüchternblutzucker länger im Normalbereich: „Deshalb wird Diabetes bei ihnen oft erst später entdeckt.“Deshalb sollte beim ersten Verdacht ein Zuckerbelastungstest durchgeführt werden ( der Blutzucker wird vor sowie eine und zwei Stunden nach dem Trinken einer Zuckerlösung gemessen).
Verbessert habe sich die Lebensqualität: „Und dank guter Therapiemöglichkeiten geht für den Einzelnen das Risiko eines Herzinfarkts, Schlaganfalls oder einer diabetischen Nierenerkrankung deutlich zurück – trotzdem gibt es durch die Zunahme der Patientenzahl hier ein Riesenproblem.“
Zwei neue Medikamentengruppen (SGLT2-Hemmer, GLP1-Agonisten) könnten nach ersten Daten auch das Risiko für Herz-Kreislauferkrankungen senken und das Abnehmen unterstützen.
Mehr Möglichkeiten
Wobei heute bei den Zielwerten für die Zuckersenkung viel stärker die einzelne Person in den Mittelpunkt gestellt werde: „Wir können heute viel mehr Präparate kombinieren. Es gibt Medikamente, die verbessern die Insulinempfindlichkeit und andere, die die Insulinausschüttung – abhängig vom Blutzuckerspiegel – anregen.“Viele Patienten kommen lange mit Tabletten und einem Basisinsulin (Basalinsulin) am Tag aus: „Man muss heute auch keine Angst vor dem Insulinspritzen haben, das ist nicht mehr schmerzhaft.“
„Ich fühle mich wieder wohl, bin glücklich“, sagt Irene Löffler: „Ich hatte Damengröße 54/56, jetzt bin ich auf 42. Seit 1989 musste ich Medikamente zur Blutdrucksenkung nehmen, jetzt brauche ich sie nicht mehr: Mein Blutdruck ist normal.“