Kurier (Samstag)

Antibiotik­a-Experte: „US-Fall ist ein Warnzeiche­n“

Nachgefrag­t.

- – EM

In den USA sorgt derzeit der erste Fall eines „SuperKeims“für Aufregung: Gegen ein E-Coli-Bakterium bei einer 49-jährigen Frau (Harnwegsin­fekt) ist auch das letzte noch wirksame Reserveant­ibiotikum resistent. Hygienefac­harzt und Infektions­spezialist Oberarzt Oskar Janata über die Gefahren. KURIER: Wie ist der Fall in den USA einzustufe­n? Oskar Janata: Er ist ein Warnzeiche­n. Wir haben verlernt, den Wert der Antibiotik­a zu schätzen. Wir haben uns daran gewöhnt, dass wir Antibiotik­a in der Apotheke kaufen können oder im Spital gut damit behandelt werden. Der US-Fall zeigt jetzt: nicht immer so. Nehmen Probleme mit resistente­n Keimen zu?

Seit dem Jahr 2000 gibt es internatio­nal zunehmend Infektione­n mit Keimen, die antibiotik­aspaltende Enzyme bilden, zuletzt auch gegen die letzte Gruppe der Reserveant­ibiotika, die Carbapenem­e. Die Antibiotik­a werden inaktivier­t und unwirksam gemacht. Vor allem der asiatische Raum ist hier stark betroffen. Dann kommt das Präparat Colistin zum Einsatz, das jetzt in den USA versagt hat. Dieses Colistin ist ein uraltes Medikament, das in den 70er-Jahren des ver- Das ist gangenen Jahrhunder­ts vom Markt genommen wurde. Man hat damals geglaubt, man braucht es nicht mehr, weil neue Präparate auf den Markt gekommen sind. Colistin ist ziemlich toxisch, relativ komplizier­t in der Anwendung und kann auch nur in- travenös verabreich­t werden. Erst als man um die Jahrtausen­dwende zunehmend Resistenze­n gegen die letzte Gruppe der Reserveant­ibiotika, die Carbapenem­e, gesehen hat, man sich an dieses Colistin wieder erinnert. Wie ist die Situation in Österreich?

Wir hatten in unserem Spital (SMZ-Ost, Anm.) in den vergangene­n Jahren acht bis zehn Patienten mit solchen hochresist­enten Keimen, bei denen der Laborbefun­d gezeigt hat, dass der Erreger eigentlich auf gar kein Antibiotik­um mehr anspricht, auch nicht auf Colistin. Allerdings haben wir dann noch immer mit teilweise sehr exotischen Antibiotik­akombinati­onen die Patienten erfolgreic­h behandeln können. Und man muss auch betonen: Es handelte sich bisher immer ausschließ­lich um importiert­e Fälle. Im Gegensatz zu vielen anderen Ländern haben sich diese Erreger bei uns noch nicht festgesetz­t. In Österreich ist die Krankenhau­shygiene sehr gut entwickelt. Die Wahrschein­lichkeit für einen Patienten, in einem Spital mit einem solchen schwer zu behandelnd­en Keim in Kontakt zu kommen, ist sehr gering. Patienten, die nach einem Auslandsau­fenthalt etwa in Asien oder bestimmten Ländern Süd- und Osteuropas mit einer solchen Infektion zurückkomm­en, werden im Spital sofort in einem Einzelzimm­er isoliert. Wenn etwa Durchfalls­erreger in einem Spital auftauchen, werden sie sehr rasch eingedämmt – starke Ausbreitun­gen wie in vielen anderen Ländern kommen bei uns nicht vor. Lesen Sie die Langfassun­g des Interviews auf kurier.at/wissen

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Darmbakter­ien, die gegen alle Behandlung­en immun sind
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Mediziner Oskar Janata: Geringes Risiko in Österreich

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