Starkes Dogendrama mit Anlaufschwierigkeiten
Kritik.
Im Fußball ist es eine Selbstverständlichkeit, dass eine Mannschaft vor einem wichtigen Spiel gemeinsam aufwärmt. Im Repertoire-Betrieb der großen Opernhäuser ist das leider nicht immer möglich, weshalb es mitunter einige Zeit lang dauern kann, ehe ein Abend die ideale Betriebstemperatur erreicht.
So geschehen bei der ersten Vorstellung der aktuellen Spielserie (Reprisen: 30. Mai und 4. Juni) von Giuseppe Verdis „Simon Boccanegra“im Haus am Ring. Vor allem der an sich gute Dirigent Marco Armiliato war vor der Pause meist damit beschäftigt, alles und alle zu koordinieren und halbwegs für ein Gleichgewicht zwischen Bühne und Orchestergraben zu sorgen.
Erst nach und nach durfte sich Armiliato auch als (subtiler) Gestalter betätigen, erst nach einer längeren Anlaufphase kam das Orchester bei Verdis Meisterwerk so richtig in Fahrt und war den Sängern letztlich doch noch ein idealer, sicherer Partner.
Und die Sänger können sich am Ring hören lassen. Etwa der nach einer schweren Krankheit glücklicherweise wieder genesene Dmitri Hvorostovsky, der als unglücklicher Doge Simon Boccanegra ein vokal wie darstellerisch markantes Rollenporträt abliefert. Hvorostovskys Bariton ist für diese Partie geradezu prädestiniert.
An seiner Seite: Der großartige Ferruccio Furlanetto als in jeder Hinsicht extrem präsenter Fiesco sowie der Tenor Francesco Meli als Gabriele Adorno, der mit sicheren Höhen aufwarten kann.
Barbara Frittoli müht sich als Amelia da stimmlich mehr; Adam Plachetka (Paolo) und Sorin Coliban lassen aufhorchen.